Der Begriff „Cloud Computing” schwirrt seit geraumer Zeit durch die Computerwelt. Auch mein Kollege René Battmer hat an dieser Stelle im Mai 2011 in seinem Artikel „Cloud Computing – Ab in die Wolke“ bereits darüber berichtet. Selbst, wenn Sie den Begriff noch nie gehört haben, würde ich mit Ihnen wetten, dass Sie schon einmal eine Cloud-Anwendung genutzt haben. Schließlich haben Sie doch bestimmt schon E-Mails über eine Internetseite abgerufen, oder? Das Online-Postfach ist dabei nichts anderes als eine abgespeckte Outlook-Version, die auf dem Server des Anbieters läuft. Das Prinzip ist simpel: Dank immer schnellerer Internetverbindungen werden Daten und Programme nicht auf den einzelnen Heim- oder Büro-PC gespeichert, sondern auf Zentralservern im Internet. Da man diese riesigen Rechenzentren, die dahinter stehen, nicht sieht, ist die Rede von einer „Wolke“ (englisch „Cloud“). Ein Teil der Cloud bilden Internet-Festplatten, die Nutzer zum großen Teil gratis nutzen können. Und weil die Daten auf einer Internet-Festplatte nicht auf dem PC, sondern im Internet gespeichert sind, können Sie sie mit jedem mit dem Internet verbundenen Computer aufrufen und bearbeiten – egal, ob es sich um Texte, Tabellen, Bilder, Musik oder Videos handelt. Und das geht auch unterwegs: Denn inzwischen klappt das sogar mit vielen Smartphones.

Ungeheuer praktisch

Wer kennt die Situation nicht: Wer mal eben „kurz“ die frisch erstellte Präsentation mit ins Büro nehmen will, findet entweder den USB-Stick nicht, oder er ist voll. Zum Brennen einer CD oder DVD ist keine Zeit. Wer nun eine Internet-Festplatte in der Cloud hat, ist fein raus: Es reicht, einfach die Daten in einen Order auf der Internet-Festplatte zu kopieren. Anschließend lassen die sich über jeden PC mit Internetanschluss spielend wieder abrufen. Anderes Beispiel: Der Speicher des Smartphones ist voll, Sie benötigen aber die Fotos von der Filialeinweihung. Kein Problem: Sie speichern die Fotos auf der Internet-Festplatte und lassen die sich über eine App übers Internet anzeigen. Sie können auch anderen Nutzern den Zugriff auf Ihre Daten erlauben, sodass Sie beispielsweise im Team an einem Text arbeiten können.

Nicht ohne Nachteile

Einen Ordner auf eine externe Festplatte zu kopieren, dauert in der Regel nur wenige Minuten. Die gleiche Prozedur kann sich bei einer Internet-Festplatte Stunden hinziehen. Knackpunkt bei den meisten Internetanschlüssen: Die Downloadgeschwindigkeit zum Herunterladen von Daten ist zwar hoch, die Uploadrate zum Überspielen aber niedrig. Bei einem DSL 6000-Anschluss beträgt der Upload beispielsweise in der Regel 512 Kilobit pro Sekunde. Das bedeutet, dass Sie etwa zum Überspielen von 50 großen Fotos (100 Megabyte) fast eine halbe Stunde einplanen müssen. Zudem warnen Datenschutzexperten, dass Hacker die Sicherheitssysteme austricksen und Zugriff erlangen könnten. Bislang haben sich Datendiebe an der Verschlüsselung allerdings die Zähne ausgebissen. Und: Auf der eigenen Festplatte sind Daten auch nicht sicher vor Cyber-Kriminellen. Trojaner können sich einnisten und Daten ausschnüffeln. Ein größeres Problem: Da die Daten mitunter über die ganze Welt verteilt sind, gelten je nach Server-Standort unterschiedliche Datenschutzgesetze. Je nach Rechtslage  verschaffen sich etwa Behörden den Zugriff, etwa zur Strafverfolgung, zur Fahndung nach Urheberrechtsverstößen oder gar zur Wirtschaftsspionage. In den USA behalten sich einige Cloud-Anbieter zudem vor, die Daten ihrer Kunden sichten zu dürfen, beispielsweise um Raubkopien oder „anstößige“ Daten zu entfernen. Amazon behält sich für sein Cloud Drive beispielsweise vor, die „Nutzerdaten zu inspizieren, zurückzuhalten zu nutzen sowie Kontodaten und Inhalte weiterzugeben“. Mit anderen Worten: Amazon darf eigentlich fast alles mit Ihren Daten anstellen, ohne dass Sie eine Handhabe dagegen haben. Schließlich muss jedes US-Unternehmen die Dateien seiner Kunden auf richterliche Anordnung herausrücken.  Geschehen ist das etwa unlängst bei der Verfolgung von WikiLeaks-Anhängern. So etwas kann auch Privatnutzern passieren.

Zum Glück lassen sich sensible Daten einfach schützen. Wie das geht, erkläre ich Ihnen in meinem Beitrag „Dropbox: Dateien immer, überall und auf vielen Geräten parat haben“.

 

Urheber des Bildes: © buchachon – Fotolia.com

 

Kommentarfunktion ist geschlossen.