Was ist Kaizen eigentlich? Es hört sich an wie eine japanische Köstlichkeit, aber ist in Wirklichkeit eines der wichtigsten japanischen Managementkonzepte, das erstmals in den 40er Jahren vom Autohersteller Toyota angewandt wurde. Inzwischen findet Kaizen branchenübergreifendes Interesse, etwa in der Chemiebranche, bei IT-Unternehmen oder auch bei Banken und Versicherungen. Im Mittelpunkt des Konzepts steht das ständige Streben nach Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung. Wörtlich übersetzt bedeutet Kaizen “Veränderung zum Guten”. Die Ziele lassen sich in vier Punkten zusammenfassen: Qualität, Standardisierung der Arbeitsvorgänge, Vermeidung von Verschwendung und Erkennen und Beseitigen von Schwachstellen.

Während Innovationen meist rigorose Veränderungen bewirken, geht es bei Kaizen um die permanente Veränderung aller betrieblichen Elemente in kleinen, überschaubaren Schritten, die leicht wieder rückgängig zu machen sind, falls man feststellt, dass sie zu keiner Verbesserung führen. Dabei werden alle Mitarbeiter, Führungskräfte und die Geschäftsleitung einbezogen. Kaizen betont den Menschen und sein kreatives Potential zur Problemlösung. Es erfolgen kaum Investitionen in Technologien, stattdessen steht das „Humankapital“ im Mittelpunkt. Ausgaben für Personal, besonders für die Aus- und Weiterbildung, werden als eine Investition in die Zukunft angesehen. Denn gut qualifizierte und lernfähige Mitarbeiter, die für Veränderungen offen sind, bilden den Grundstein für den Erfolg von Kaizen und dadurch für den Erfolg des Unternehmens. Wer Kaizen anwendet, sollte sich selbst und das eigene Unternehmen Tag für Tag aufs Neue hinterfragen und auf den Prüfstand stellen.

Die drei Säulen des Kaizen

Die erste Säule, das managementorientierte Kaizen, konzentriert sich auf die Bereiche Logistik und Strategie und liefert Anregungen für permanenten Fortschritt und zur Aufrechterhaltung der Motivation. Hier geht es vor allem um die Verbesserung des gesamten Systems im Unternehmen, das auf Planung, Steuerung, Entscheidungsfindung, Organisation und Information beruht.

Bei der zweiten Säule, dem gruppenorientierten Kaizen, spielen vor allem die Aktivitäten von Kleingruppen eine große Rolle. Das können zum Beispiel Qualitätszirkel sein, die sich mit speziellen Problemen des Arbeitsplatzes beschäftigen. Voraussetzungen für den Erfolg der Gruppenarbeit sind die uneingeschränkte Unterstützung durch das Management, die Kooperationsbereitschaft unter den Beschäftigten, die Einbindung der Kleingruppen in die vorhandene betriebliche Struktur sowie die Delegation von Aufgaben und Verantwortungen an die Gruppen.

Die dritte Säule ist das personenorientiertes Kaizen, bei dem alle Mitarbeiter des Unternehmens die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsplatz betreffende Angelegenheiten zu verbessern. Dadurch werden die Motivation und das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter erhöht, da jeder Einzelne zum Mitdenken angeregt wird und sich aktiv am Geschehen im Unternehmen beteiligen kann. Gleichzeitig wirkt sich Kaizen positiv auf das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander und zu den Führungskräften aus.

Kaizen in der Küche

Jetzt schlage ich also doch noch einen Bogen zum Essen, indem ich Kaizen losgelöst von Wirtschaftsprozessen betrachte: Wohl keiner der bekannten Fernsehköche entwickelt ein Rezept per Initialzündung. Stattdessen entwickeln und verbessern Köche ihre Gerichte kontinuierlich weiter, bis sie am Ende perfekt sind. In der gehobenen Gastronomie sind die Unterschiede nicht groß sondern fein, zwischen Durchschnitt und Perfektion liegen oft nur winzig kleine Nuancen. So wie ein Koch seine Rezepte optimiert, lässt sich auch der Unternehmensalltag immer weiter verbessern.

Wenn Sie sich ausführlicher mit dem Thema Kaizen beschäftigen möchten, empfehle ich Ihnen das Buch „Der Weg – Effizienz im Büro mit Kaizen-Methoden“ von Sabine Leikep und Klaus Bieber. Preis: EUR 28,00, Gebundene Ausgabe: 164 Seiten, ISBN-10: 3833463414.

Wie sieht es in Ihrem Unternehmen aus? Wird das Kaizen-Prinzip dort angewandt und was für Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

PS: Vielen Dank an Hideaki Morita, Sushimeister und Inhaber des Restaurants Matsumi, für das „Artwork“.

Urheber des Bildes: © Hideaki Morita

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