Zeitreise ... das Büro im Jahr 1969 / auf dem Foto: Eine Sekretärin, die an einer Schreibmaschine arbeitet und nachdenkt.

Wie sahen Büros eigentlich vor einem halben Jahrhundert aus? Wir haben recherchiert und die größten Unterschiede herausgefunden!

Für viele, die gerade den mittleren Schulabschluss hinter sich gebracht haben, ging es 1969 in den begehrten Bürojob. Manch junge Frau bzw. junger Mann war froh, die alte mechanische Schreibmaschine aus dem Schulsaal gegen eine viel einfacher zu bedienende, elektrische Maschine tauschen zu können.

Ganz fortschrittliche Arbeitgeber schafften Schreibmaschinen mit Typenrad oder gar dem damals so beliebten Kugelkopf, auf dem die Buchstaben angeordnet waren, an. Das lästige Verheddern der Typenhebel beim Schnellschreiben war mit diesem Bürogerät Vergangenheit.

Büroarbeit – schon immer ein „sauberer“ Job?

Wer allerdings hoffte, dass im Büro die Finger sauber blieben, wurde schnell eines Besseren belehrt. Verstaubte Papierakten, das Farbband, das immer dann ausgewechselt werden musste, wenn am wenigsten Zeit dafür war und vor allem das Kohlepapier für die Durchschläge sorgten dafür, die Finger bereits lange vor der Mittagspause schwarz waren.

Einen Fehler zu verbessern war aufwändig, denn nicht nur das Original, sondern auch in den notwendigen Durchschlägen hieß es einzeln zu radieren und anschließend zu verbessern. Selbst Tipp-Ex war nur vereinzelt in Gebrauch. Oft wurden Vertipper nicht geduldet, das Schriftstück landete im Papierkorb. Die Mühe ging von vorne los, ohne Rücksicht auf den Büroschluss.

Vom Satzbauteil zur E-Mail

IBM entwickelte zu dieser Zeit die ersten Schreibmaschinen, mit denen Satzbauteile zu Papier gebracht werden konnten. Die Anschaffung jedoch war teuer, auch waren Unternehmen Modernisierungen gegenüber nicht immer aufgeschIossen.

Heutzutage sorgen im PC abgespeicherte Normschreiben, Programme mit Adressverwaltung und vor allem ergonomische Tastaturen dafür, dass Korrespondenz viel schneller abgewickelt werden kann. Die Rechtschreibprüfung übernimmt das Schreibprogramm ebenfalls.

Was heute per Mail seinen Empfänger erreicht, wurde damals per Hand – mit Einzeleintrag ins Portobuch – frankiert, auf die Post gebracht oder gar persönlich ausgetragen. In unserer schnelllebigen Welt so ziemlich unvorstellbar … obwohl vielen Menschen diese Art der Entschleunigung sicherlich gut tun würde!

Bürotechnik in den Sechzigern

Nicht nur an der Schreibmaschine, sondern auch am Schreibtisch wurde selten an Ergonomie gedacht. Ein bestenfalls in der Höhe verstellbarer Stuhl, vielleicht sogar noch das Podest für die Fußbedienung des Diktiergerätes und die Schreibtischlampe mit Scherenauszug prägten den Arbeitsalltag.

Auf einer ausziehbaren Ablage stand auch das Telefon mit Wählscheibe. Der Gedanke an Freisprechanlagen, an mobile Telefone oder gar Internettelefonie lag 1969 noch fern. Selbst mit einem Autotelefon, das Ende der 1950er auf den Markt kam, konnte der Chef im Normalfall kaum erreicht werden, denn es kostete mehr als ein VW-Käfer.

Nicht einmal ein eigener Kopierer stand in jedem Büro. Hier gab es Zusammenschlüsse, man ging in andere Firmen, um zu kopieren. Copyshops, die damals noch Kopieranstalten hießen, gab es nicht in jedem Ort.

Einzelkämpfer und Großraumbüros

Glück hatte, wer nicht mehr allein im kleinen, engen Kämmerchen arbeiten musste. Die ersten Großraumbüros entstanden. Trennwände, Pflanzgefäße und bunte Tapeten galten als supermodern.

Nicht geschätzt wurde jedoch meist der Austausch untereinander. Teamarbeit, Supervision und Mitbestimmung gab es nur als Ausnahmen. Die Regel war eine strenge Hierarchie, vom Chef angefangen bis zum jüngsten Lehrling, dem sogar vom Lehrling im zweiten Lehrjahr Aufgaben übertragen werden konnten.

Auch bei der Ausbildungsvergütung wurde dem Berufsanfänger deutlich gemacht, wo er stand. Verdiente die Sekretärin ihre 800 oder gar 1000 Mark im Monat, so musste sich der Lehrling mit 50 Mark begnügen. Heute reicht die Ausbildungsvergütung meistens aus, um ein eigenes Leben zu führen.

Früher war alles besser? Würden Sie gern tauschen und lieber in einem Büro im Jahr 1969 arbeiten? Und wenn ja, warum genau? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

 

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