Die neuesten Nachrichten von der Familie gibt es über Whats-App, mit den Kollegen und Kolleginnen ist man über Facebook in Kontakt, die Schulfreunde hat man über Instagram im Blick. Meetings im Job werden über Internettelefonie abgehalten, und so manches Vorstellungsgespräch findet ebenfalls über Skype statt.

Warum auch nicht? Die Technik ist verfügbar, günstig genug und so bequem. Fast ist es unnötige, sich noch einmal im echten Leben mit richtigen Menschen abzugeben. So scheint es …

 

Einfach mal wieder gepflegt essen gehen

Karriereberater sind sich einig: Ohne Networking geht heute gar nichts mehr. Wer etwas auf sich hält, der Netzwerke. Und zwar online, bevorzugt über die sozialen Medien. Xing und LinkedIn sind natürlich längst nicht mehr alles, was den Job angeht. Aber warum nur online?

Der ganze Computerkram raubt einem eigentlich wahnsinnig viel Zeit. Ständig kommen irgendwelche Nachrichten rein, will Twitter beachtet werden, muss hier ein Blog und da ein Bild begutachtet sein. E-Mails sollten möglichst sofort beantwortet werden.

Völlig klar, per Smartphone ist man ja auch immer und überall erreichbar, über sämtliche Dienste. Aber eigentlich ist das doch ziemlich doof, so alleine über dem Smartphone oder am Computer zu sitzen und Textnachrichten oder Bildnachrichten zu verschicken, nicht?

Um es mit dem amerikanischen Meister des Networking, Keith Ferrazzi, zu sagen: Warum eigentlich alleine? Netzwerken heißt doch eigentlich, dass man etwas zusammen macht, dass Menschen netze miteinander spinnen und sich verbinden. Wenn also Ferrazzi rät, niemals alleine essen zu gehen, dann hatte er mit Sicherheit nicht sein Smartphone als Gesellschaft im Sinn.

 

Das Angenehme mit dem Beruflichen verbinden

Netzwerken muss keine berufliche Schwerstarbeit sein, sondern kann eine recht angenehmen Angelegenheit bleiben. Denn wer trifft sich nicht gerne mit Freunden, auf einen Wein oder ein Bier, einfach mal zum Essen oder zum Chillen?

Die körperlichen Bedürfnisse lassen sich nun einmal schlecht digital befriedigen, und eine gemeinsame Mahlzeit oder die gemeinsame Pflege von Hobbys waren schon immer der beste Kit, geschäftlich wie auch privat. Verträge werden nach wie vor nicht über das Internet, sondern bei einem Geschäftsessen besprochen, Allianzen bahnt man immer noch live und in Farbe an, und sogar Donald Trump und Emmanuel Macron haben sich kürzlich ganz in echt und gar nicht virtuell an der Hand gehalten. Es sollen sogar gemeinsam Bäume gepflanzt worden sein, weiß die Presse. Also wenn die das können und sich nicht nur über Twitter unterhalten …

 

Das eine schließt das andere nicht aus

Der Text mag wie ein Pamphlet gegen die neuen Medien klingen. So ist er aber nicht gedacht, denn natürlich hat auch das digitale Netzwerken seine Daseinsberechtigung. Wenn wir alle Kontakte, die wir heutzutage halt so pflegen müssen, offline pflegen würden, hätten wir immerhin eine ganze Menge zu tun.

Es ist also gar nicht so verkehrt, sich der modernen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zu bedienen. Aber wir sollten uns hin und wieder doch die Zeit nehmen, uns mit den Menschen, die uns wirklich am Herzen liegen (oder die uns beruflich wirklich weiterbringen) zu treffen.

Es muss nun nicht gleich eine Eiche gepflanzt werden, ein gemeinsamer Abend oder ein Spaziergang in die Betriebskantine sind oft schon ausreichend. Ohne Smartphone, versteht sich. Denn der Anstand gebietet, dass das Gerät bei dieser altmodischen Art des Netzwerkens in der Tasche bleibt.

 

 

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