Telefonphobie

Der Griff zum Hörer ist für viele Menschen im Job ganz alltäglich. Um Absprachen zu treffen, Sachverhalte zu klären und Projekte zu besprechen, bietet sich ein Telefongespräch zur Kommunikation oft an. Was für die einen selbstverständlich ist, löst bei anderen Schweißausbrüche aus. Manchmal äußert sich die Hemmschwelle sogar in einer Telefonphobie.

Telefonphobie: Was ist damit gemeint?

Kurz und knapp: Mit dem Begriff Telefonphobie wird die Angst, zumindest aber die starke Abneigung vor dem Telefonieren bezeichnet. Wichtig zu wissen ist, dass es sich nicht um eine klinisch erfasste und anerkannte Angststörung handelt. Die Telefonangst fällt vielmehr unter die Rubrik soziale Phobie.

Betroffen sind gar nicht wenige Menschen und vor allem die jüngere Generationen: Da es andere, ebenfalls schnelle Möglichkeiten der Kommunikation gibt, sind viele schlichtweg nicht mehr geübt im selbstsicheren Umgang mit dem Telefon.

Herzrasen und Schweißausbrüche: So äußert sich die Telefonphobie

Während die einen bereits beim Klingeln des Telefons zusammenzucken, verursacht bei anderen die Annahme des Gesprächs Herzrasen. Noch schlimmer wird es, wenn man proaktiv zum Hörer greifen muss, um eine unbekannte Person anzurufen. Nicht immer lassen sich die eigenen Symptome vor dem Gesprächspartner verstecken. Zwar sind feuchte Hände und ein rotes Gesicht für die Person am anderen Ende der Leitung nicht sichtbar, unangenehm wird es jedoch, wenn man ins Stocken oder Stottern gerät oder nicht die passenden Worte findet.

Aus Angst, sich zu blamieren, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen oder das Gesagte nicht richtig zu verstehen, wenden Betroffene gerne Vermeidungsstrategien an. Bedeutet: Sie nehmen eingehende Anrufe gar nicht erst an. Wenn sie selbst in der aktiven Rolle sind, wählen sie eine Zeit, in der der Gesprächspartner aller Voraussicht nach nicht erreichbar ist. Um Telefonate zu vermeiden, schreiben diese Menschen lieber seitenlange E-Mails oder Textnachrichten – und nehmen dafür in Kauf, dass der zeitliche Aufwand sogar höher ist.

Die Angst vor dem Anruf ablegen: So klappt es

Es muss ja nicht gleich die ausgewachsene Phobie sein, manchmal ist es auch nur eine gewisse Hemmschwelle oder ein ungutes Gefühl, die es uns schwer machen, ein Telefongespräch zu führen. Folgende Tipps sind hilfreich, um die Telefonphobie in den Griff zu bekommen:

  • Erledige ich später! Kann ich auch morgen noch anrufen …! Wie auch in anderen Lebensbereichen bringt die Prokrastination in der Regel nur sehr wenig. Das Problem wird schließlich nicht geringer, nur weil wir es verschieben. Schlau ist es jedoch, eine feste Zeit für ein anstehendes Telefongespräch einzuplanen. Sie haben dann ein klares Ziel vor Augen und können es gedanklich erstmal beiseiteschieben.
  • Eine gute Vorbereitung ist das A und O: Überlegen Sie sich genau, welches Ziel Sie mit dem Gespräch verfolgen und worum es überhaupt geht. Dafür lohnt es sich, vorher ein paar Notizen und sogar eine Checkliste zu machen – so vergessen Sie nichts. Unter Umständen nimmt es auch die Angst, sich über den Gesprächspartner zu informieren. Vielleicht hatte ein Kollege ja schon einmal Kontakt zu der Person und weiß, wie sie „tickt“?
  • Ist erst einmal der Einstieg geschafft, dann läuft es meist besser: Daher legen sich Menschen mit einer Telefonangst am besten zwei bis drei allgemeingültige Eingangsformulierungen zurecht. Mit „Guten Tag. Mein Name ist … Haben Sie einen Moment Zeit für mich?“ macht man beispielsweise nichts falsch. Gleichzeitig ist die erste Hürde überwunden.
  • Wer ungern telefoniert, der mag mit Sicherheit keine weiteren Zuhörer. Suchen Sie sich daher einen ruhigen Platz, an dem Sie ungestört sind und nicht unter gefühlter Beobachtung der Kollegen stehen. Ist das im Büro nicht möglich, besteht vielleicht die Möglichkeit, draußen vom Handy zu telefonieren oder die Telefonate im Homeoffice zu erledigen.
  • Auch wenn der Gesprächspartner die Person am anderen Ende der Leitung nicht sehen kann, sind die eigene Körperhaltung und -sprache bei einem Anruf nicht zu unterschätzen. Diese beeinflussen wesentlich die eigene Wirkung auf andere. Wer mit einem Lächeln im Gesicht und geradem Rücken telefoniert, sammelt bestimmt einige Pluspunkte. Gleichzeitig stärkt eine positive Haltung auch das Selbstbewusstsein.
  • Manchmal kann auch die Flucht nach vorn die richtige „Therapie“ sein: Nicht immer, aber in einigen Situationen ist es durchaus legitim, die eigene Telefonphobie offen anzusprechen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erfahren Betroffene viel häufiger Respekt und Rücksichtnahme als den großen Lacher.
  • Und nicht zuletzt gilt wie so oft: Übung macht den Meister. Nur wer regelmäßig telefoniert und sich seinen Ängsten stellt, wird mit der Zeit sicherer und besser. Vor allem bei kleineren Themen, mit denen Sie vertraut sind, greifen Sie das nächste Mal einfach direkt zum Hörer, anstatt eine E-Mail zu schreiben.

Urheber des Titelbildes: milkos/ 123RF Standard-Bild