Ach, was waren das noch für Zeiten: Elektrische Schreibmaschine und Telex galten als Hightech, die Chefs trugen Krawatten und die Sekretärinnen Dauerwelle. Von 1981 an setzte die ARD dem damaligen Büroalltag in Form einer Fernsehserie ein Denkmal in Bewegtbildern.

„Büro, Büro“ wurde zum TV-Klassiker, auf 85 Folgen brachte es die Reihe, die heute wohl im Genre Comedy angesiedelt wäre. Zum Lachen und Schmunzeln jedenfalls regte „Büro, Büro“ schon bei der Erstausstrahlung an. Und wer ein Faible für die Absurditäten im Alltag von Angestellten hat, amüsiert auch sich auch anno 2018 über die all das, was am Arbeitsplatz so passiert.

„Büro, Büro“ hält der Wirklichkeit den Spiegel vor

Der große Zampano – dessen Name war bei „Büro. Büro“ Dr. Herbert Brokstedt, gespielt von Joachim Wichmann. Wichtige Entscheidungen delegiert dieser Chef vorzugsweise ins Unbestimmte, seine Vorzimmerdamen dürfen ihn auch gerne mal als „unpässlich“ entschuldigen.

Warum sich Dr. Herbert Brokstedt in sein Büro zurückzieht? Nun, es gibt ja noch den Besitzer der Firma Lurzer KG, die sich auf Sportartikel spezialisiert hat, den Mann, der über allem thront. Nur ist dieser Inhaber Lurzer eigentlich nie anwesend, das Büro entwickelt in solcher Konstellation ein Eigenleben. Klatsch, Tratsch und Intrigen haben freie Fahrt, Dr. Brokstedt fehlen im Grunde jegliche Führungsqualitäten. „Fragen Sie doch mal Herrn …“ oder „Das will wohl überlegt sein“ sind solche Phrasen, mit denen sich der Geschäftsführer behilft.

Eigentlich diktiert dieser Chef lieber halb gare Schriftsätze und geht der Verantwortung aus dem Weg. Solche Situationen kommen Ihnen bekannt vor? Dann ist „Büro, Büro“ eine klare Empfehlung für Sie, um nach Feierabend wieder klaren Kopf zu bekommen.

Damals als Gast bei „Büro, Büro“ – später zum Star geworden

In den jeweils 25-minütigen Episoden von „Büro, Büro“ gibt es ein Stammpersonal rund um Dr. Herbert Brokstedt, Schreibkraft Gabi Neuhammer und pflichtbewussten Angestellten wie Alwin Thieme oder dem Auszubildenden Felix Schmitt. Wenn Sie sich heute den Spaß machen, die Serie zu schauen, werden Sie aber auch auf bekannte Gesichter treffen, die Gastauftritte hatten.

Iris Berben spielt im Personalservice die Annette Münzner, Veronica Ferres mimt die Chefin in der Kantine. Uwe Ochsenknecht, Rolf Zacher und viele mehr waren damals am Anfang ihrer Schauspielkarrieren und machen mit ihrem Talent bis heute Laune, wenn sie in „Büro, Büro“ Situationen irritieren. Die TV-Serie wurde maßgeblich durch den Wiener Autor Reinhard Schwabenitzky geprägt und hat hintergründigen Humor in das Vorabendprogramm gebracht.

Wenn Dr. Herbert Brokstedt wieder einmal etwas hilflos an seiner Fliege zupft und unbeholfen Allgemeinsätze absondert, wird die Absurdität von Hierarchien überdeutlich. Doch Angestellte haben zu folgen, auch wenn die Befehle à la „Preiswert, aber mit Raffinesse“ Inhalte und Inspiration vermissen lassen. Der Büroalltag der 1980er Jahre in Westdeutschland – trotz Internet, Emanzipation und Wettbewerbsdruck ist er nicht gänzlich ausgestorben. Erkennen Sie sich wieder? Zumindest holzvertäfelte Vorstandsbüros und inkompetente Vorgesetzte existieren nach wie vor.

„Büro, Büro“ – eine Reise in die Vergangenheit?

Das Erfolgsformat von „Büro, Büro“ wurde nach der deutschen Wiedervereinigung noch einmal aufgelegt. Den Irrsinn mancher Strukturen kannte man auch im Osten der Republik zur Genüge. Um im Jargon von 2018 zu bleiben: Die erste, legendäre Staffel von „Büro, Büro“ können Sie größtenteils auf Streaming-Plattformen abrufen. Machen Sie sich auf ein etwas gemächlicheres Erzählungstempo gefasst, die treffenden Scherze entwickeln ihren Witz nach und nach.

Die später folgenden Staffeln von „Büro, Büro“ sind zwar auf DVD veröffentlicht worden – aber hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Wer nutzt heute noch DVDs? Als Tipp gilt: Halten Sie Ausschau nach gebrauchten Angeboten oder im Internet. „Büro, Büro“ ist nicht zufällig zum TV-Klassiker geworden, viele Mechanismen am Arbeitsplatz haben beim cleveren Blick von außen weder durch Großraumbüros noch Computer an Komik verloren.

 

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Bildquelle: klotz / 123RF Standard-Bild