Im digitalen Zeitalter fällt es vielen Menschen angesichts einer nie endenden Flut an Daten schwer, Informationen langfristig im Gedächtnis zu behalten. Kundentermine werden vergessen, Unterlagen verlegt und vom letzten Gespräch mit dem Chef sind allenfalls noch Bruchstücke übrig …
Kein Grund zum Verzweifeln! Mit einfachen Übungen, Konzentration und etwas Ausdauer können Sie Ihre Auffassungsgabe nachhaltig verbessern.
Auffassungsgabe trainieren – aktiv bleiben
Während sich Kinder scheinbar mühelos alles merken können, verschlechtert sich die Auffassungsgabe mit zunehmendem Alter. Die gute Nachricht: Die geistige Kapazität schwindet nicht.
Auf den Psychologen Bernard Cattell geht ein Modell zurück, das zwischen fluider und kristalliner Intelligenz unterscheidet, die miteinander verknüpft sind. Die Auffassungsgabe ist Teil der fluiden Intelligenz, die ab dem 25. Lebensjahr abnimmt. Die kristalline Intelligenz, die Fachwissen und soziale Kompetenz umfasst, kann bis ans Lebensende wachsen. Aus den beiden Bereichen setzt sich der Intelligenzquotient (IQ) zusammen.
Angst vor einem Abbau der eigenen Intelligenz braucht demnach niemand haben. Denn wer seine Auffassungsgabe trainiert, verschafft sich automatisch mehr geistige Anregung, was die kristalline Intelligenz wachsen lässt und den Abbau der fluiden Intelligenz kompensiert. Kurz gesagt, wenn Sie Ihre grauen Zellen mit kleinen Übungen beschäftigen, bewahren und verbessern Sie Ihre Auffassungsgabe!
Namen und Zahlen besser merken
Manchmal versagt das Gehirn schon bei den kleinen Dingen des Alltags. Das Gehör nimmt zwar alle wesentlichen Informationen auf, doch kommt nur ein Bruchteil im Gehirn an. Wenn Sie Probleme haben, sich Namen zu merken, versuchen Sie, den Namen mit einer körperlichen Besonderheit zu verbinden.
So kann Herr Müller zum „Schiefzahn-Müller“ werden. Oder vielleicht erinnert Sie die Person an eine Comicfigur? Erlaubt ist, was gefällt – und Ihnen im Gedächtnis bleibt. Zahlenketten merken Sie sich leichter, wenn Sie sich vorstellen, die Zahlen über eine Tastatur einzugeben. Jede Zahlenkette tippen Sie geistig darauf ein.
Falls Sie wichtige Unterlagen ständig aufs Neue zusammensuchen müssen, können Sie alles in eine imaginäre Tasche packen. Viel Mühe ersparen Sie sich, wenn Sie immer alles am selben Ort deponieren.
In Gesprächen die Spiegeltechnik nutzen
Wichtige Gesprächsinhalte speichern Sie am besten für sich ab, wenn Sie mit der Spiegeltechnik arbeiten. Fassen Sie am Ende eines Abschnittes immer alle Aussagen Ihres Gegenübers kurz zusammen. So wirken Sie zudem aufmerksamer.
Ergeben sich aus einem Gespräch mit einem Vorgesetzten konkrete Handlungsanweisungen und Termine, schreiben Sie sich diese Informationen stichpunktartig auf. Ohnehin ist ein Notizbuch auf dem Schreibtisch ein unerlässliches Hilfsmittel auf dem Weg zu einer besseren Auffassungsgabe. Nach einiger Zeit werden Sie merken, dass Sie immer weniger Informationen notieren müssen.
Kleine Übungen machen den Meister
Klassisch trainieren Sie Ihre Auffassungsgabe, indem Sie z.B. Kopfrechnen üben. Fangen Sie zunächst damit an, Zahlen zu addieren und gehen Sie anschließend zu den anderen Grundrechenarten über.
Auch eine ungeliebte Übung aus der Schule kann Ihnen helfen, Ihre grauen Zellen auf Trab zu bringen. Schillers Glocke müssen Sie nicht mehr auswendig lernen, aber wie wäre es mit Liedtexten oder Vokabeln einer Sprache, die Sie ohnehin für den Job brauchen?
Richtig Spaß macht das Geoquiz. Merken Sie sich Länder und deren Hauptstädte. Am leichtesten geht das, wenn Sie eine Weltkarte als Schreibtischunterlage nutzen. Manche Menschen fahren gut damit, wenn sie einfach das Lexikon an einer bestimmten Stelle täglich aufschlagen und einen Artikel lesen.
Auffassungsgabe zeitgemäß mit Apps trainieren
Mit Strategiespielen machen Sie grundsätzlich nichts verkehrt. Auf dem Markt gibt es mittlerweile zahlreiche Apps, die Auffassungsgabe und Gedächtnisleistung ankurbeln (sollen). Die meisten davon sind kostenpflichtig, eine Gratis-Version kann zur Probe genutzt werden. Apps wie Neuronation oder Memorado erstellen für Sie einen individuellen Trainingsplan. Ähnlich viele Apps sind für das sogenannte Gehirnjogging auf dem Markt, das seit der ersten Version für die Nintendo DS boomt.
Zahlreiche Studien belegen eine Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit und Selbstbewusstsein, doch eine Optimierung der kognitiven Leistungen ist nach wie vor umstritten. Forschungen belegen, dass eine kontinuierliche Arbeit selbst für kleinere Verbesserungen der Auffassungsgabe notwendig ist. Erst nach 100 Trainingstagen konnten nachweisliche Erfolge im Arbeitsgedächtnis nachgewiesen werden – geben Sie daher nicht zu schnell auf!
Urheber des Titelbildes: Daniil Peshkov – Russian Federation / 123RF Standard-Bild