Schicksalsschläge

Einen Schicksalsschlag muss jeder Mensch früher oder später einmal verkraften. Der Tod eines geliebten Angehörigen, ein Unfall oder eine schwere Erkrankung in der Familie werfen das Leben aus der Bahn. Dennoch muss die Arbeit irgendwann weitergehen.

Wie gehen Sie mit Schicksalsschlägen im Arbeitsalltag am besten um? Und wie können Sie reagieren, wenn ein Kollege oder ein Vorgesetzter einen Schicksalsschlag erleidet? Hier finden Sie Antworten.

Plötzlicher Schicksalsschlag: Nehmen Sie sich Zeit zur Verarbeitung

Tod, Krankheit, eine Fehlgeburt, ein Wohnungsbrand oder eine Naturkatastrophe – was diese Ereignisse gemeinsam haben: Man braucht Zeit, um sie zu verarbeiten.

Gerade Führungskräfte erliegen oft der Verlockung, schnell wieder in den Arbeitsalltag zurückzukehren und weiterzumachen wie gewohnt. Die Trauer und Sorgen zu verdrängen, kann jedoch dazu führen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt umso stärker hervorbrechen.

Nehmen Sie sich daher ausreichend Zeit zur Trauerbewältigung. Vorgesetzte werden in aller Regel Verständnis haben, wenn Sie sich nach einem schweren Schicksalsschlag erst einmal von der Arbeit freistellen lassen. Sprechen Sie ab, ob Sie eventuell Sonderurlaub in Anspruch nehmen können.

Finden Sie Ihren persönlichen Rückhalt

Was Menschen in ihrer Trauer weiterhilft, ist äußerst individuell. Einigen bietet die Familie Halt, andere beziehen Stärke aus ihrem Glauben und ihrer Spiritualität. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich guttut. Vielleicht sind es Gespräche mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben. Eventuell sehnen Sie sich aber auch erst einmal nach Ruhe.

In den meisten Fällen geht das Leben nach einem Schicksalsschlag nicht mehr genau so weiter wie zuvor. Wie psychologische Studien zeigen, können rund 60 Prozent der Betroffenen traumatische Ereignisse dennoch gut verarbeiten und neue Zufriedenheit finden. Den übrigen 40 Prozent fällt das nicht so leicht. Haben Sie Probleme mit der Trauerbewältigung, kann eine professionelle Psychotherapie helfen, die eigene Widerstandskraft, die sogenannte Resilienz, zu trainieren.

Haben Sie die ersten Schritte zur Trauerbewältigung getan, kann die Rückkehr an den Arbeitsplatz mit seinen gewohnten Abläufen und Routinen dazu beitragen, wieder mehr Stabilität in den Alltag zu bringen.

So gehen Sie mit Schicksalsschlägen von Kollegen um

Haben Kollegen oder Vorgesetzte einen schweren Schicksalsschlag erlitten, kann dies ebenfalls zur Herausforderung für den Arbeitsalltag werden. Mitarbeiter sind oft verunsichert, wie sie am besten mit dieser Situation umgehen. Groß ist die Sorge, etwas falsch zu machen und den Trauernden noch mehr zu verletzen.

Möchten Sie Kollegen bei der Bewältigung eines Schicksalsschlags helfen, sollten Sie zwei Grundsätze beachten:

  • Bleiben Sie authentisch, offen und menschlich und bieten Sie Ihre Unterstützung an.
  • Erliegen Sie nicht der Versuchung, den Psychologen zu spielen. Die psychologische Betreuung von Trauernden können Sie nicht übernehmen, erst recht nicht am Arbeitsplatz. Dafür sind Profis zuständig.

Zur Veranschaulichung zwei Beispiele aus der Praxis

1. Der Kollege kehrt nach dem Tod eines nahen Angehörigen an den Arbeitsplatz zurück.

Lassen Sie ihn am besten zunächst ankommen. Warten Sie einen passenden Moment ab, um Ihre Anteilnahme auszudrücken und Unterstützung anzubieten, beispielsweise so: „Ich wollte Ihnen nur kurz mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen. Wenn ich Ihnen irgendwie weiterhelfen kann, kommen Sie gerne auf mich zu.“

Ziehen Sie sich nun wieder zurück und beobachten, wie der Betroffene sich verhält: Sucht er Hilfe und Rat? Oder möchte er lieber nicht über seine Situation sprechen? Stimmen Sie Ihr Verhalten auf die Reaktion des Trauernden ab. Keinesfalls sollten Sie die trauernde Person bedrängen. Verzichten Sie auch auf Floskeln wie „Kopf hoch!“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Eine aufrichtige Beileidsbekundung ohne große Worte wirkt wesentlich authentischer.

Wie genau Sie reagieren, hängt auch davon ab, wie nahe Sie dem Kollegen stehen. Sind Sie privat befreundet, wird es vermutlich eher zu persönlichen Gesprächen über den Verlust kommen. Kennen Sie sich dagegen nur flüchtig, bieten Sie am besten Ihre Unterstützung an und halten sich im Hintergrund.

2. Ein Kollege bleibt nach einem Unfall oder einer schweren Erkrankung dem Arbeitsplatz fern.

In einem solchen Fall kann die Belegschaft zum Beispiel Geld sammeln und eine Genesungskarte mit Blumen schicken, um ihre Anteilnahme auszudrücken.

Stehen Sie dem Betroffenen nahe, können Sie auch das persönliche Gespräch suchen. Fragen Sie nach, ob Sie den Erkrankten eventuell unterstützen können, ob er zum Beispiel regelmäßig über die Geschehnisse am Arbeitsplatz informiert werden möchte.

Das können Chefs bei Schicksalsschlägen tun

Führungskräfte sollten bei Schicksalsschlägen eines Mitarbeitenden ebenfalls Einfühlungsvermögen und Toleranz unter Beweis stellen. Ab besten fragen Sie den Betroffenen persönlich, was er in seiner individuellen Situation benötigt:

Hilft es ihm, einen verlängerten Sonderurlaub oder eventuell unbezahlten Urlaub zu nehmen? Kann er vielleicht zunächst in Teilzeit weiterarbeiten? Oder ist ihm die Rückkehr in gewohnte Strukturen am liebsten?

Bleiben Sie flexibel und lassen Sie sich auch auf unkonventionelle Lösungen ein. Beachten Sie, dass Trauernde sich im ersten Moment durch praktische Nachfragen oft überfordert fühlen. Erkundigen Sie sich daher schrittweise, wie Sie Ihren Mitarbeitenden in der aktuellen Phase der Trauer am besten unterstützen können.

Urheber des Titelbildes: lacheev/ 123RF Standard-Bild