Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit einem Kollegen zusammen im Büro, der pausenlos lautstarke Gespräche am Telefon führt. Jedes Telefonat beendet er mit einem lauten Krachen, in dem er den Telefonhörer auf die Station fallen lässt. Und als wenn das nicht schon genug wäre, müssen Sie sich die privaten Gespräche von ihm und seiner Frau anhören. Eigentlich wollen Sie weghören aber bei der Lautstärke ist das fast unmöglich.
Am liebsten würden Sie ihm gerne mal die Meinung sagen: „Deine lauten Telefonate stören mich! Kannst du nicht mal leiser telefonieren?“ Doch bevor Sie überhaupt den ersten Satz ausgesprochen haben, fühlt der Kollege sich angegriffen und reagiert eingeschnappt.
Aber wie sagt man es dann am besten – ohne, dass es falsch bei dem Kollegen ankommt?
Bevor Sie Ihrem Kollegen plump an den Kopf werfen was Sie stört, sollten Sie sich gut überlegen, wie Sie Ihr Anliegen formulieren:
- Um den Kollegen vor Unannehmlichkeiten zu bewahren, stellen Sie ihn nicht in der Gruppe bloß, sondern warten Sie auf den richtigen Zeitpunkt um das Thema alleine mit ihm zu besprechen.
- Sobald Sie den richtigen Augenblick ergreifen konnten, sprechen Sie es in Ruhe an. Seien Sie sensibel und versuchen Sie sich in den anderen hineinzuversetzen. Es bringt nichts, den Mitmenschen mit Vorwürfen zu attackieren. Das führt eher dazu, dass er sich verschließt und sich eventuell sogar noch rechtfertigt. Versuchen Sie also, den richtigen Ton zu treffen. Denken Sie immer daran, wie Sie sich wünschen würden angesprochen zu werden, wenn Sie in derselben Situation wären.
- Sprechen Sie aber nicht nur an was Sie stört, sondern geben Sie auch positives Feedback. Fangen Sie mit dem Positiven an, damit Ihr Gesprächspartner sich Ihnen öffnet. Beispiel: „Ich finde wir harmonieren sehr gut miteinander, nur…“
- Formulieren Sie Ihr Anliegen klar und verständlich. Mit Aussagen wie „Du bist immer so unzuverlässig.“ kann man nichts anfangen. Unterlegen Sie Ihre Beobachtungen mit Beispielen: „Ich habe schon häufiger beobachtet, dass du dich immer öfter verspätest.“
- Hilfreich sind auch die sogenannten „Ich-Botschaften“. Zeigen Sie nicht mit dem Finger auf den anderen und sagen Sie „Du hast…“, „Du bist…“ oder „Du machst…“.
Mit solchen Formulierungen verallgemeinert man das Verhalten anderer Personen und stempelt sie ab. Besser sind Formulierungen, die von einem selbst ausgehen, wie z.B.: „Ich habe dich so wahrgenommen…“, „Ich empfinde dich als…“. Mit den Ich-Botschaften drücken Sie ihre Gefühle aus und Ihr Gegenüber fühlt sich nicht verurteilt.
Ich-Botschaften bauen sich wie folgt auf:
Ich bin… (Gefühl nennen)
Wenn du… (Problem/Beobachtung nennen)
Weil… (Begründung nennen)
Und ich möchte… (Wunsch nennen)
Übrigens: Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“ sollte man lieber vermeiden. Stattdessen können sie Wörter wie „häufig“oder „ab und zu“ verwenden.
In dem oben genannten Beispiel könnte man das Problem beispielsweise so ansprechen:
„Ich fühle mich ein wenig abgelenkt, wenn du so laut mit deinen Geschäftspartnern telefonierst, weil ich mich bei lauten Geräuschen schlecht konzentrieren kann. Ich wünsche mir von dir, dass du in Zukunft etwas Rücksicht darauf nimmst.“
Diese Aussage hört sich schon ganz anders an als: „ Du bist immer so laut beim Telefonieren und das nervt mich.“
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