Gesundheit, eine harmonische Beziehung, erfüllende Hobbys – es gibt viele Dinge, die uns glücklich und zufrieden machen. Doch was sorgt eigentlich dafür, dass wir uns auch bei der Arbeit glücklich fühlen? Ist es ein hohes Gehalt, eine ausgewogene Work-Life-Balance oder das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun?
Der folgende Beitrag zeigt, welche Aspekte zum Arbeitsglück beitragen.
Work-Happiness-Report: Acht von zehn Deutschen sind im Job glücklich
In der öffentlichen Diskussion stehen aktuell die Forderung nach einer Viertagewoche und nach einer besseren Work-Life-Balance im Fokus. Anders als die Debatte vermuten ließe, sind die meisten Deutschen allerdings mit ihrer Arbeitssituation zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt der Work-Happiness-Report 2024 des Hamburger Unternehmens Awork in Zusammenarbeit mit Appinio.
Für den Report wurden 1.000 Arbeitnehmende zwischen 18 und 65 Jahren aus allen Branchen und Beschäftigungsstufen nach ihrem Glücksempfinden im Job befragt. Acht von zehn Beschäftigten bezeichnen sich demnach als glücklich in ihrem Job.
Die Studienautoren unterscheiden dabei Arbeitsglück von Arbeitszufriedenheit. Bloße Zufriedenheit sei gegeben, wenn die Erwartungen mit dem Soll-Zustand übereinstimmen. Arbeitsglück stelle sich dagegen ein, wenn Arbeitnehmende ein tieferes Gefühl der Erfüllung und des Sinns bei der Arbeit empfinden.
Die Studie misst auch das durchschnittliche Arbeitsglück in Deutschland. Im Jahr 2024 lag es bei 6,9 von 10 Punkten – ein Anstieg von 0,2 Punkten im Vergleich zum Vorjahr.
Drei maßgebliche Faktoren fürs Arbeitsglück
Arbeitsglück ist den meisten Arbeitnehmenden in Deutschland sehr wichtig, heißt es in der Studie weiter. So wichtig sogar, dass 73 Prozent der Befragten einen Teil ihres Gehalts für mehr Arbeitsglück eintauschen würden. Doch was macht uns nun glücklich bei der Arbeit?
Der Work-Happiness-Report identifiziert drei Faktoren, die zum Arbeitsglück beitragen:
- Sinn: Die eigene Arbeit erscheint uns als sinnvoll.
- Selbstverwirklichung: Wir können im Job eigene Ideen umsetzen.
- Gemeinschaft: Das Team zieht an einem Strang und wir haben das Gefühl, uns auch einmal Fehler erlauben zu können.
Flexibilität macht glücklich
Befragte, die eine Viertagewoche nutzen können, scheinen am glücklichsten zu sein. Sie erreichen einen „Glücksscore“ von 7,6 von 10 Punkten. Befragte, die ungewollt mehr als vier Tage in der Woche arbeiten, kommen auf einen Glücksscore von 6,9 Punkten. Studienteilnehmer, die gewollt länger arbeiten, erreichen 7,0 Punkte.
Flexible Arbeitsstrukturen wirken sich ebenfalls positiv aufs Wohlbefinden aus. So bezeichnen sich etwa acht von zehn Befragten, die hybride Arbeitsmodelle nutzen und auch mal im Homeoffice arbeiten, als glücklich.
Einige Branchen räumen Arbeitnehmern nun mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiraum ein als andere. Vorm im Glücksranking liegen Beschäftigte in der Tech- und Beratungsbranche. Hier stimmen sowohl die Strukturen als auch das Gehalt.
Eher niedrige Glückswerte erreichen dagegen das Gesundheitswesen und der Finanzsektor, unter anderem aufgrund fehlender Flexibilität. Auch viele Beschäftigte in der Kreativbranche sind unzufrieden, was an den vergleichsweise geringen Gehältern liegen könnte.
Weitere Glücksfaktoren
Neben Sinn, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft trägt also auch das Gehalt zum Arbeitsglück bei. Diese Ergebnisse des Work-Happiness-Reports bestätigen Erkenntnisse einer früheren Studie der London School of Economics. Die hatte 2006 Befragungen von Menschen aus 160 Ländern ausgewertet und untersucht, was uns bei der Arbeit glücklich macht.
Wichtige Glücksfaktoren sind demnach:
– Eine ausgewogene Work-Life-Balance.
– Ein gutes, angemessenes Gehalt.
– Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
– Ein angenehmes, positives und unterstützendes Arbeitsklima.
Selbstständige schätzen ihr Arbeitsglück übrigens meist höher ein als Arbeitnehmende – zumindest in Europa, Nordamerika, Australien, Neuseeland und Ostasien. Die Arbeitszeit an sich hat dieser Studie zufolge weniger Einfluss auf das private Glück. Wichtiger ist, dass die tatsächliche Arbeitszeit mit den eigenen Erwartungen übereinstimmt.
Wer in Teilzeit arbeiten möchte, aber einer Vollzeittätigkeit nachgehen muss, ist demnach weniger glücklich als jemand, der wirklich in Vollzeit arbeiten will.
Glücksfaktoren spielen zusammen
Die verschiedenen Glücksfaktoren sollten nicht einzeln betrachtet werden. Sie spielen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Wenn zum Beispiel das Gehalt stimmt, aber kaum Zeit für Freizeit und Familie bleibt, wirkt sich das negativ aufs persönliche Glücksempfinden aus.
Wie der Work-Happiness-Report zeigt, hängt das subjektive Glücksgefühl im Job auch vom Alter ab. Junge und ältere Menschen schätzen sich tendenziell als glücklicher ein. Menschen in ihren Dreißigern und Vierzigern sind weniger zufrieden. Den Studienautoren zufolge hängt das mit den vielen Veränderungen zusammen, die in dieser Lebensphase auftreten: Eventuell ist man gerade in eine stressige Führungsposition aufgestiegen oder hat Kredite aufgenommen. Das belastet.
Schlechte Führung verringert das Arbeitsglück
Das Glück der Beschäftigten sollte nicht nur den Arbeitnehmern wichtig sein, sondern auch den Unternehmen. Glückliche Mitarbeiter gehen nämlich nachweislich produktiver zu Werke und sind kreativer sowie verlässlicher.
Um zum Glück und zur Zufriedenheit ihrer Beschäftigten beizutragen, sollten Unternehmen auch wissen, was das Arbeitsglück verringert. Dem Work-Happiness-Report zufolge wirken sich vor allem schlechte Vorgesetzte negativ aufs Glücksempfinden der Belegschaft aus. 56 Prozent der Befragten nennen diesen Faktor. Darauf folgen eine schlechte Teamkultur (48 Prozent) und fehlende Kommunikation (41 Prozent).
Urheber des Titelbildes: lipik/ 123RF Standard-Bild