Berufe der Zukunft - die Top 6 / auf dem Foto: Ein Mann mit futuristischer 3D-Brille und Mikrochip-Implantat arbeitet an einem virtuellen Bildschirm.

Im ersten deutschlandspezifischen Job Report des Business-Netzwerks Linkedin bestätigt sich die weit verbreitete Einschätzung, dass die Zukunft der Arbeitswelt in der Digitalisierung liegt. Die Studie, die anhand öffentlicher Profile von LinkedIn-Nutzern (in Vollbeschäftigung) erhoben wurde, erschien im Dezember 2019 unter dem Titel „Die Jobs der Zukunft | Deutschland 2020“.

Die darin identifizierten Trendberufe stammen überwiegend aus den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Informationstechnologie (IT). Um die Berufe der Zukunft zu ermitteln, wurde geschaut, welche Berufsbezeichnungen seit 2015 die größten Steigerungsraten aufweisen konnten. Auf Platz 1 steht dabei ein Beruf, der heute 19 mal öfter genannt wird …

Bevor wir das „Geheimnis“ lüften und Ihnen die Top-Trendberufe jeweils kurz vorstellen, möchten wir zunächst noch auf eine andere aktuelle Studie zu sprechen kommen, die sich dem Thema Jobs der Zukunft aus einer anderen Richtung nähert. Dabei handelt es sich um eine Sonderauswertung des PISA-Tests.

Welche Berufe wünschen sich die Schüler von heute?

Im Januar 2020 wurde eine Studie veröffentlicht, die im Rahmen des allseits bekannten PISA-Tests erhoben wurde. Die vielfach als „Digital Natives“ bezeichneten, 15 Jahre alten Schüler wurden dabei gefragt, in welchen Berufen sie sich im Alter von 30 Jahren sehen. Das Ergebnis klingt überraschend.

OECD-weit stehen bei den Mädchen die Berufe Ärztin, Lehrerin und Kauffrau auf den vorderen Rängen. Die Jungen würden das ältere Ich gerne als Ingenieur, Kaufmann oder Arzt sehen. Auf den weiteren Plätzen folgen sogar Berufe, die es aufgrund der technischen Entwicklung in einigen Jahren eventuell gar nicht mehr geben wird. Bricht man die Ergebnisse auf deutsche Schüler herunter, taucht wenigstens der Job IT-Fachkraft im vorderen Ranking auf.

Es ist schon eine gewisse Ironie, dass die Berufswünsche der „digitalen Eingeborenen“ vorwiegend aus dem analogen Zeitalter stammen. Das ist jedoch teilweise nachvollziehbar, denn bei einer Auswahl an über 20.000 Studiengängen in Deutschland und unzähligen neuen digitalen Jobs wählt man vielleicht die Berufe, die man gut kennt – und die ein Gefühl von Sicherheit versprechen, wonach viele Jugendliche in gesellschaftlich unruhigen Zeiten besonders zu suchen scheinen.

Dass es ein Beruf aus der Top 10 des Job-Reports von LinkedIn auf die PISA-Liste schafft, durfte man aufgrund der vielen, größtenteils noch unbekannten Berufsbezeichnungen auch nicht erwarten. Man darf aber davon ausgehen, dass einige der aktuell befragten Schüler in 15 Jahren dennoch in der IT oder KI arbeiten werden, denn: Wer hat mit 30 Jahren tatsächlich den Job, den er sich als 15-Jähriger gewünscht hat?

LinkedIn Job-Report – Berufe der Zukunft: Die Top 6

Jetzt erfahren Sie endlich, welche Berufe aktuell im Trend liegen. Wetten, dass Sie nicht bei allen Jobs wissen, wie die Aufgabenbereiche im Detail aussehen? Müssen Sie auch nicht, denn wir beschreiben jeden Trendberuf „kurz und knackig“. Zugegebenermaßen konnten wir uns vorher auch nicht bei allen Jobs vorstellen, was genau dahinter steckt …

Beruf der Zukunft – Platz 1: Der KI-Spezialist

Künstliche Intelligenz ist ein sehr spezielles Gebiet der Informatik. Ziel ist es, die komplexen Vorgänge im menschlichen Gehirn nachzuahmen. Der Bereich der sogenannten schwachen KI liefert bereits seit einigen Jahren bemerkenswerte Ergebnisse. Maschinen und Software werden dabei für Anwendungen auf einem bestimmten Gebiet programmiert. Die schwache KI hat u.a. gegen den Schach-Weltmeister gewonnen oder steckt hinter den Sprachassistenten in Smartphones oder Lautsprechern.

Außerdem sind Anwendungen in der Lage, sich selbst mit Hilfe künstlicher neuronaler Netzwerke stetig zu verbessern. Diese Fähigkeit bezeichnet man als maschinelles Lernen oder Deep Learning. Einsatzgebiete sind z.B. die Erkennung von Krebszellen oder das automatisierte Fahren.

Noch beeindruckender wird es jedoch bei der starken KI, von der die Menschheit aktuell noch relativ weit entfernt ist. Hier geht es darum, einer Anwendung intellektuelle Fähigkeiten beizubringen, die diese auf mehrere Wissensbereiche anwenden kann. Und das Optimum im Bereich der KI wäre eine künstliche Superintelligenz, die sogar die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns in den Schatten stellt.

KI-Spezialisten beschäftigen sich damit, die schwache KI zu optimieren und bei der Programmierung entsprechender Anwendungen zu helfen. Mittelfristiges Ziel ist es, die Stufe der starken KI zu erreichen. Branchen, in denen verstärkt nach KI-Spezialisten gesucht wird, sind z.B. Forschungseinrichtungen, Automobilindustrie oder Informationstechnologie.

Beruf der Zukunft – Platz 2: Site Reliability Engineer

Ein Site Reliability Engineer wird vorwiegend in größeren Unternehmen eingesetzt. Im Prinzip ist er verantwortlich dafür, dass die Produkte oder Dienstleistungen auf jeglichen Geräten im Rahmen von Websites und Apps optimal dargestellt werden. Alle Systeme müssen jederzeit stabil laufen und möglichst schnell abrufbar sein. Das ist angesichts der vielen Technologien keine triviale Aufgabe.

Um dieser großen Herausforderung gerecht zu werden, ist der Site Reliability Engineer die Schnittstelle zwischen Administratoren und Entwicklern. Hier geht es vor allem darum, dass die Kommunikation nicht zu Verzögerungen führt. Dementsprechend sind nicht nur Programmierfähigkeiten gefragt, sondern auch soziale Kompetenz. Eine Kombination, die man sicherlich nicht wie Sand am Meer findet.

Softwareentwickler oder Systemadministratoren sind häufig die Positionen, die viele Site Reliability Engineer zuvor bekleidet haben. Unternehmen mit Bedarf kommen u.a. aus den Bereichen Internet, Finanzdienstleistungen und Telekommunikationen. Auch größere Handelsunternehmen leisten sich zunehmend einen Site Reliability Engineer.

Beruf der Zukunft – Platz 3: Customer Success Specialist

Ein Customer Success Specialist hat als B2B-Experte immer den Erfolg des Kunden im Blick. Das einfache Kalkül, an dem sicherlich viel Wahres dran ist: Geht es unseren Kunden gut, geht es uns auch gut! Dabei geht es aber nicht darum, „nur“ den Status Quo zu halten, sondern die Kunden bei wichtigen Kennzahlen voranzubringen. So entstehen langfristige und beständige Geschäftsbeziehungen.

Er agiert einerseits als Key Account Manager und sorgt dafür, dass sich die Kunden gut aufgehoben fühlen und jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner haben. Fragen, die das Support Team nicht beantworten kann, landen häufig bei ihm. Andererseits geht seine Funktion darüber hinaus, da er in der Lage sein muss, das Geschäftsmodell und die Projekte der Kunden zu verstehen – insbesondere aus technologischer Sicht. Nur so kann er intern die Sicht des Kunden repräsentieren und für maßgeschneiderte Lösungen sorgen.

Funktioniert das nicht optimal, muss er in der Lage sein, den Kunden zu beruhigen. Läuft die Kommunikation reibungslos, kann es seine Aufgabe sein, dem Kunden zusätzliche Services oder Produkte anzubieten und so die Kundenbindung zu weiter zu stärken.

Noch mehr als beim Site Reliability Engineer ist hier ein idealer Mix aus Soft und Hard Skills gefordert. Ein Customer Success Specialist versteht Kunden ebenso wie Technologien. Branchen, in denen Customer Success Specialists arbeiten: Computersoftware, IT-Dienstleistungen, Marketing & Werbung und Finanzdienstleistungen.

Beruf der Zukunft – Platz 4: Datenschutzbeauftragter

Im Vergleich zu 2015 gab es im Jahr 2019 dreimal mehr Stellen für Datenschutzbeauftragte. Das ist nicht so viel wie die Steigerungsraten in Großbritannien (Anstieg um das 24-fache) oder Frankreich (Anstieg um das 32-fache), reicht aber zum dritten Platz. Eine Ursache für die Notwendigkeit des Berufes ist sicherlich die Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die Unterschiede zwischen den Ländern lassen sich wohl am ehesten damit erklären, dass Datenschutz in Deutschland schon immer eine wichtige Rolle gespielt hat.

Ein Datenschutzbeauftragter ist für die Einhaltung des Datenschutzes verantwortlich. Er muss nicht zwingend Angestellter des Unternehmens sein und wird häufig als Externer beauftragt. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist die Schulung von Mitarbeitern, die mit der Verarbeitung sensibler bzw. personenbezogener Daten zu tun haben. Jemand, der ein eigenes (finanzielles) Interesse am Unternehmen hat, z.B. ein Teilhaber, darf nicht als Datenschutzbeauftragter eingesetzt werden.

Voraussetzung zur Ausübung des Berufes ist die fachliche Eignung und das entsprechende Wissen über datenschutzrechtliche Bestimmungen oder Themen wie Corporate Governance. Dementsprechend haben viele Datenschutzbeauftragte einen juristischen Hintergrund. Durch vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten haben sich aber auch Systemadministratoren oder Projektmanager dazu entschieden als Datenschutzbeauftragter zu fungieren.

Beruf der Zukunft – Platz 5: Human Resources Partner

Der Human Resources Partner entwickelt eine Personalstrategie für Unternehmen und überprüft, ob die Maßnahmen entsprechend umgesetzt werden. Selbstverständlich hat er eine Auge darauf, ob die Strategie erfolgreich ist. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kommt ihm eine Schlüsselrolle zu. Da der Human Resources Partner i.d.R. mit der obersten Führungsebene zusammenarbeitet, ist er auch das wichtigste Bindeglied zur Personalabteilung.

Die Kombination aus strategischer und operativer Verantwortung, gepaart mit einer großen Portion Entscheidungsfreiheit, ist die besondere Herausforderung dieses Trendjobs. Traditionell hatte das Personalmanagement „nur“ administrative Aufgaben und verursachte Kosten. Durch die Integration eines Human Resources Partner erhoffen sich Unternehmen eine größere Identifikation der Personalverwaltung mit ihren Zielen, nicht zuletzt der Gewinnmaximierung.

Heutige Human Resources Partner waren vorher z.B. Recruiter oder Personalmanager. Arbeitgeber sind Transportunternehmen, IT-Dienstleister oder die chemische Industrie.

Beruf der Zukunft – Platz 6: Data Consultant

Ein Data Consultant unterstützt Unternehmen dabei, aus Daten, die über verschiedene Kanäle gewonnen werden können, eine Strategie zu entwickeln und Werte zu schöpfen. In Zeiten von Big Data, d.h. riesiger Datenmengen, gibt er als Datenberater Impulse für den Umgang mit Daten. Er schlägt auch vor, welche Technologien für die Prozesse genutzt werden sollen. Dementsprechend muss sich ein Data Consultant sehr gut mit den verschiedenen Datentools auskennen. Außerdem muss er unternehmerisch denken können.

Wichtig ist auch die Abstimmung mit dem Data Engineer und dem Data Scientist, die im Job-Report übrigens auf den nächsten beiden Plätzen folgen und den operativen Part übernehmen. Während der Data Engineer für die technische Infrastruktur verantwortlich ist, kümmert sich der Data Scientist um die systematische Auswertung der Daten und verschafft dem Unternehmen neue Einblicke.

Wer Data Consultant werden möchte, sollte vor allem technologischen, wirtschaftlichen und mathematischen Sachverstand mitbringen. Insbesondere auf dem Gebiet der Statistik sollte es keine Berührungsängste geben.

LinkedIn Job-Report – Alle Trendjobs in 2020

Im Job-Report wurden insgesamt 15 Berufe der Zukunft ermittelt. Die vollständige Liste möchten wir Ihnen nicht vorenthalten:

  1. KI-Spezialist
  2. Site Reliability Engineer
  3. Customer Success Specialist
  4. Datenschutzbeauftragter
  5. Human Resources Partner
  6. Data Consultant
  7. Data Engineer
  8. Data Scientist
  9. IT-Security-Spezialist
  10. DevOps Engineer
  11. Chief Digital Officer
  12. Unity-Entwickler
  13. Produktmanager Digital
  14. Agile Coach
  15. Salesforce Consultant

Die Berufe der Zukunft klingen allesamt sehr interessant, müssen sich – bis auf den Datenschutzbeauftragten – noch in der Gesellschaft etablieren. Außerdem sind es Jobtitel, die sich aus der Abspaltung bzw. Spezialisierung von Arbeitsbereichen entwickelt haben. Trotz der teils enormen Steigerungsraten führen sie (noch) ein Nischendasein. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die 15-Jährigen diese Trendjobs noch nicht auf ihrem Radar haben

Urheber des Titelbildes: dolgachov – Estonia / 123RF Standard-Bild