Die Inflation ist aktuell so hoch, dass sie bei wirklich jedem (finanziell schmerzhaft) angekommen sein sollte. Denn die Preissteigerungen betreffen längst nicht mehr nur den Sprit und die Heizkosten, sondern lassen sogar den Supermarkteinkauf zu einer Luxustour werden. Für Angestellte ist jetzt ein idealer Zeitpunkt, um das Gehalt neu zu verhandeln – dabei ist jedoch einiges zu beachten.
Die Ausgangslage: Inflation
Ein Blick in die Kontoauszüge offenbart das Dilemma. Während das Gehalt auf der Habenseite seit Jahren unverändert ist, werden die Abzüge von Monat zu Monat höher. Und das liegt nicht etwas daran, dass wir plötzlich verschwenderisch werden und mehr konsumieren. Die bittere Erkenntnis ist, dass die Preise steigen und in der Folge unsere Kaufkraft sinkt. Wenn man für das gleiche Gehalt weniger Gegenwert erhält beziehungsweise sich dafür weniger kaufen kann, dann spricht man von einer Inflation.
Die Inflation ist aktuell – nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs – mit über 7 Prozent so hoch, wie seit über 40 Jahren nicht mehr. Was zunächst mit sukzessive steigenden Energie- und Spritpreisen begann, ist mittlerweile in (fast) allen Lebens- und Konsumbereichen angekommen, sodass das Budget vieler Arbeitnehmer immer schmaler wird.
Mehr Gehalt aushandeln – nicht mit Inflation argumentieren
Wer jetzt nicht sparen und jeden Cent zweimal umdrehen will, muss in der logischen Konsequenz mehr verdienen. So einfach ist die Rechnung. Bedeutet: Sofern der Arbeitgeber nicht von selbst eine Gehaltserhöhung ankündigt, könnte eine Gehaltsverhandlung jetzt des Rätsels Lösung sein. Wichtig ist jedoch, dass der Angestellte die Inflation hierbei nicht als schlagendes Argument anführt. Denn das lässt sich viel zu schnell entkräften: Genauso wie der Arbeitnehmer könnte schließlich auch der Arbeitgeber argumentieren, dass alles teurer wird und sich die eigenen Kosten für Materialeinkauf und die Produktion deutlich erhöht haben. Infolge von Gehaltserhöhungen müsste der Betrieb, so die mögliche Argumentation, seine Preise nochmal anheben, was die Inflation letztlich nur noch weiter vorantreiben würde.
Das sind die besseren Argumente bei der Gehaltsverhandlung
Für die Gehaltsverhandlung gibt es daher deutlich überzeugendere Argumente als die Inflation. Wichtig ist vor allem, dass der Chef diese nicht einfach vom Tisch wischen und entkräften kann. Als lohnenswert kann es sich beispielsweise erweisen, Vergleichswerte zur branchenüblichen Bezahlung heranzuziehen. Auch die eigenen guten Leistungen dürfen jetzt gerne herausgestellt werden. Beispielhaft können Sie dabei zum Beispiel erfolgreich abgeschlossene Projekte, neue Tätigkeitsbereiche oder ein kürzlich erhaltenes Lob anführen.
Wie viel mehr Gehalt soll ich fordern?
Bei der Höhe des zu verhandelnden neuen Gehalts ist es von Vorteil, die Inflation im Hinterkopf zu haben und entsprechend einzukalkulieren. Eine Erhöhung um fünf Prozent wird grundsätzlich als Minimum empfohlen, abhängig von der Branche und vom Job ist eine Forderung von zehn bis 15 Prozent aber auch legitim. Tipp: Setzen Sie Ihre Gehaltsvorstellung im Gespräch immer etwas höher an. So besteht noch genug Spielraum, dem möglichen Gegenvorschlag des Chefs entgegenzukommen.
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