Das E-Mail-Postfach bleibt leer und das Telefon stumm. Die Aufgaben für die Woche sind bereits am Montag erledigt, neue Herausforderungen sind nicht in Sicht – was für die einen die entspannte Traumvorstellung von Arbeit ist, kann für die anderen ganz schön frustrierend und ziemlich langweilig sein. Was zu tun ist, wenn man bei der Arbeit (fast) nichts zu tun hat, hängt vor allem von der individuellen Einstellung ab.
Traumjob: Langweiler
Wenn tagein, tagaus die größte Herausforderung darin besteht, den Computer morgens hoch- und abends wieder herunterzufahren und zwischendurch mit Ausnahme von kleineren Aufgaben keine wirkliche Arbeit gemacht werden muss, ist das für die eine Fraktion der arbeitenden Bevölkerung die Traumvorstellung eines Jobs schlechthin. Am besten ist dieser Zustand natürlich, wenn man sogar noch im Homeoffice ist und nebenbei noch ganz andere Sachen erledigen kann.
Die rechtliche Seite: Muss ich nach Arbeit fragen?
Wer nichts zu tun hat, den plagt schnell das schlechte Gewissen. Schließlich erhält man für den Job ja Geld, ohne dafür eine wirkliche Gegenleistung zu erbringen. „Betroffene“ fragen sich deshalb, ob sie die Vorgesetzten über die fehlende Arbeit informieren müssen. Aus rechtlicher Sicht ist dies tatsächlich nicht nötig: Schließlich ist es die Aufgabe des Arbeitgebers, den Tätigkeitsbereich der Angestellten festzusetzen und zu gestalten. Dementsprechend haben sie auch dafür Sorge zu tragen, dass ihre Mitarbeitenden feste Aufgaben haben, die sie bewältigen müssen.
Aus moralischer Sicht sieht es dagegen etwas anders aus: Eine kurze Info, dass derzeit nicht viel los sei und man gerne neue Aufgaben übernehme, ist gegenüber der Führungskraft nur fair. Vor allem dann, wenn man im Homeoffice arbeitet oder die Vorgesetzten den Arbeitsplatz nicht in unmittelbarer Nähe haben, sprechen unausgelastete Angestellte am besten offen aus, dass sie gerade nicht unter der enormen Arbeitsbelastung zusammenbrechen. Allein die Tatsache, dass der Chef irgendwann selbst bemerkt, dass seine Mitarbeitenden nicht genug zu tun haben, sollte eine gute Motivation sein, den Mund proaktiv aufzumachen.
Keine Arbeit und was nun? Die Alternativen
Wenn es nicht die Arbeit ist, die den Angestellten zwischen 9 und 17 Uhr erfüllt, was ist es dann? Die Zeit lässt sich mit vielen anderen Beschäftigungen füllen. Wie wäre es zum Beispiel damit, im Homeoffice den Hausputz zu erledigen, bis die eigenen vier Wände auf Hochglanz poliert sind? Vielleicht ist sogar der Einkauf im Supermarkt drin? Wer im Büro am Schreibtisch sitzt, findet bestimmt auch eine Beschäftigung: im Netz surfen, auf Online-Shoppingtour gehen oder die sozialen Medien unsicher machen? Lieber nicht!
Selbst wenn es nicht genug Arbeit gibt, ist es definitiv nicht zulässig, während der Arbeitszeit private Dinge zu erledigen. Wer sich nicht daran hält, begeht Arbeitszeitbetrug. Und das kann nicht nur eine Abmahnung nach sich ziehen, sondern sogar zu einer Kündigung führen.
Keine gute Idee ist es darüber hinaus, die bestehende Arbeit endlos in die Länge zu ziehen. Gleiches gilt für die Methode des Vortäuschens, schwer beschäftigt zu sein, obwohl man eigentlich nur die Akten von links nach rechts schiebt. Dieses Verhalten ist vor allem für die betroffenen Angestellten selbst anstrengend. Die Bemühung, die Unterforderung nicht zu zeigen, verlangt häufig einiges an Einfallsreichtum und Energie ab. Und unter dem Strich bleibt wahrscheinlich nur Stress und noch mehr Unzufriedenheit.
Der Albtraum: Nichts los im Job
Neben der Fraktion „Nix los im Traumjob“ gibt es auch diejenigen, für die fehlende Aufgaben und Herausforderungen bei der Arbeit der größte Albtraum sind. Und das hat mehrere gute Gründe: Acht Stunden pro Tag können sich schließlich ziemlich in die Länge ziehen, wenn man ständig auf die Uhr schaut. Hinzu kommen die fehlenden Erfolgserlebnisse und die mangelnde Wertschätzung, die zu Frust, Unterforderung und Unzufriedenheit führen. Das Gefühl, überhaupt nicht gebraucht zu werden, kann sich gar in Verstimmungen und sogar Depressionen äußern. Unter Umständen kommen noch Existenzängste hinzu – wenn das Risiko besteht, den Job aufgrund des unzureichenden Arbeitsaufkommens zu verlieren.
Die Situation ändern – und endlich arbeiten
Wer sich daher unterfordert fühlt, sucht daher so oder so lieber früher als später das Gespräch mit den Vorgesetzten. Je nach Tätigkeitsbereich ist es dabei empfehlenswert, den Ist-Zustand so realistisch wie möglich zu schildern und gleichzeitig die deutliche Bereitschaft zu zeigen, etwas an der Situation ändern zu wollen. Im Idealfall haben Sie sogar schon konkrete Vorschläge und Ideen parat, welche Aufgaben und Projekte Sie übernehmen oder in welchen Bereichen Sie Kollegen unter die Arme greifen könnten. Unter Umständen signalisieren motivierte Mitarbeitende zudem, ihre Arbeitszeiten bei Bedarf etwas anzupassen – und beispielsweise in Zeiten mit einem hohen Arbeitsaufkommen etwas mehr zu arbeiten, während man in anderen Zeiten auch mal einige Tage frei hat.
Das Schlimmste, was passieren kann …
Darüber hinaus sind Betroffene gut beraten, auch immer die Option B im Hinterkopf zu haben. Schließlich ist es durchaus möglich, dass tatsächlich nicht genug Arbeit vorhanden ist (auch nicht in anderen Bereichen) und die eigene Arbeitskraft vielleicht gar nicht mehr notwendig ist. In dem Fall besteht die Gefahr, dass man die Führungskraft mit der Nase auf diesen Zustand stößt und diese sich in der Folge von dem Mitarbeitenden trennt. Dieses Szenario stellt jedoch den eher selteneren Worst Case dar. Andersherum darf man sich aber selbst fragen, ob man in dem Job überhaupt noch arbeiten möchte und eine Kündigung vielleicht die bessere Option ist. Halten Sie sich jetzt vor Augen, dass es garantiert einen besseren Job gibt, der den eigenen Ansprüchen besser gerecht wird.
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