Wie viele wissenschaftliche Begriffe stammt auch Resilienz aus dem Lateinischen. Es bedeutet „abprallen“ und meint kurzgefasst die Fähigkeit, sich von äußeren Umständen nicht vereinnahmen und herunterziehen zu lassen, was insbesondere in der Arbeitswelt ein wesentlicher Faktor für den Erfolg sein kann. Das Gegenteil von Resilienz, also psychischer Widerstandsfähigkeit, ist übrigens die Vulnerabilität (Verletzlichkeit).
Resilienz wird heute weit gefasst
Ging es früher vor allem um die Resilienz von Menschen, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen, so hat sich dieser Begriff ausgeweitet auf unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt.
Des Weiteren werden beispielsweise Kinder als resilient bezeichnet, sofern sie in der Lage sind, mit Armut, alkohol- und drogenabhängigen Eltern, zerrütteten Verhältnissen und anderen widrigen Umständen zurechtzukommen. Sie werden zu sozial und psychisch unauffälligen Erwachsenen und meistern ihr Leben.
Doch heute bezeichnen wir auch Personen als resilient, die mit einem miserablen Arbeitsumfeld zurechtkommen. Wo andere scheitern, in Depressionen versinken, in die innere Kündigung abgleiten oder entnervt aufgeben und kündigen, ertragen resiliente Menschen die Umstände ohne irgendwelche Schäden.
Ebenso steht es mit schweren Lebenskrisen. Dazu gehören der plötzliche Tod von Angehörigen, der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Trennung und Scheidung, eine schwere Erkrankung sowie andere Gegebenheiten. Natürlich leiden resiliente Menschen ebenso wie andere unter den Umständen, doch sie fangen sich leichter wieder und leben ihr Leben mit einer inneren Stärke weiter.
Die innere Kraft
Dies ist dann auch der Hauptunterschied zwischen resilienten und nichtresilienten Personen: Resiliente Menschen verfügen über einen inneren Schutzmechanismus, der ihre Abwehrkräfte erhöht und sie stark sein lässt; egal was das Leben ihnen an „Knüppeln“ zwischen die Füße wirft.
Sie sind realistisch in Bezug auf ihre eigenen Kräfte, ihr Wissen und Können und haben eine ebenso realistische Erwartung an die Zukunft. Sie können sich selbst besser einschätzen. Diese Fähigkeiten bewahren sie vor psychischen Schäden wie beispielsweise starken Depressionen.
Bis heute wird intensiv darüber diskutiert, was Resilienz eigentlich ausmacht. So wurde festgestellt, dass Bildung ein wichtiges Kriterium ist. Dies können auch Eltern vermitteln, die selbst nicht so gebildet sind.
Resiliente Kinder sind meistens aufgeweckter, neugieriger, kommunikationsfreudiger und auch intelligenter als andere. Sie lernen gern, gliedern sich leichter in das soziale Gefüge ihrer Umgebung ein und machen ihren Weg.
Als wichtiges Kriterium gilt auch die Gesellschaft, in der ein Kind aufwächst oder in der Erwachsene leben. Existiert hier eine starke Wertegemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt, gibt dies dem Menschen Halt und stärkt seine Resilienz.
Resilienz lässt sich lernen
Die Erkenntnis, dass sich die Resilienz im Laufe des Lebens verändern kann, führt auch zu der Feststellung, dass sie erlernbar ist, und zwar in jedem Lebensalter. Inzwischen gibt es zahlreiche Bücher und Seminare zu diesem Thema.
Es geht darum, in Krisen flexibel zu reagieren und den Kopf „oben zu behalten“. So lernen Betroffene, dass sie – bis auf wenige Ausnahmesituationen – durchaus in der Lage sind, ihr Leben selbst zu meistern und eigene Lösungen zu finden.
Das steigende Selbstverstrauen ist ein wichtiges Indiz für eine wachsende Resilienz. Allein die Gewissheit, aus eigener Kraft resilienter werden zu können, ist ein erster wichtiger Schritt aus Hoffnungslosigkeit und Depression. Resilienz schützt uns nicht vor Leid, aber Körper und Geist vor Krankheiten. Darum ist sie so wichtig für uns.
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