Bei der Arbeit treffen oft viele Charaktere aufeinander, die schwer einzuschätzen sind. Selbstbewusste und Schüchterne „verkaufen“ sich und ihre Arbeitsleistung sehr unterschiedlich. Nicht alle Personalverantwortliche und Vorgesetzte sind in der Lage zu erkennen, welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Leistungen sich hinter der offensichtlichen Fassade verstecken.
„Schaumschläger“ überdecken beispielsweise mit ihrem lauten Verhalten oft die stillen Arbeitsbienen, die karrieretechnisch häufig unter die Räder geraten. Sie finden in jeder Arbeits- und Bürogemeinschaft viele Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen. Naturgemäß geraten dabei zurückhaltende Personen, die zu Tiefstapelei neigen, in die Defensive und werden im ausgeprägten Fall kaum oder nicht wahrgenommen.
Wer ein Tiefstapler ist und sein „Licht unter den Scheffel stellt“, lebt häufig mit dem Risiko, bei Karrierefragen wie Beförderungen oder der Verteilung von Verantwortung übergangen zu werden. Aber wie können zurückhaltende Menschen die Tiefstapelei überwinden?
Sachebene vs. persönlicher Ebene
Wenn Sie zur Tiefstapelei neigen, sollten Sie versuchen, Ihre Verhaltensweisen anzupassen. In Ihrem beruflichen Auftritt sind Sie ein Funktionsträger, ähnlich dem Teil einer Maschine. Als Privatperson decken Sie hingegen die ganze Bandbreite emotionaler und charakterlicher Eigenschaften ab, die Sie besitzen.
Schüchternheit und ein ruhiges Wesen gehören dann eher zu Ihrer Privatperson. Tiefstapelei beginnt, wenn Sie Ihre Leistung als Funktionsträger verleugnen oder als nicht erwähnenswert einschätzen.
Orientieren Sie sich an messbaren Leistungen bezüglich der Arbeitsinhalte, um sich eine Basis für ein größeres Selbstbewusstsein zu schaffen. Ihre Privatperson sollten Sie „zuhause lassen“. Unterschlagen oder beugen Sie nie Fakten zu Ihren Ungunsten. Mit diesem tiefstapelndem Vorgehen sprechen Sie auf empathischer Ebene Kollegen und Vorgesetzte als Privatpersonen an. Für Ihre Rolle als Funktionsträger ist das eher kontraproduktiv.
Dokumentation der Eigenleistung
Wer zu Tiefstapelei neigt, macht das nicht immer bewusst. Viele Routinearbeiten werden so automatisch erledigt, dass sie bei der eigenen Leistungseinschätzung vergessen werden. Um sich Ihre tatsächliche Leistung bewusst zu machen, kann das Dokumentieren helfen. Dafür können Sie sich ein ganz eigenes Aufzeichnungssystem schaffen. Notieren Sie sich nach einer selber ausgedachten Bewertungsskala, was Sie wie tun oder getan haben.
Diese Notizen erfüllen zwei Aufgaben. Sie schaffen sich schon beim Nachdenken und Aufschreiben einen faktischen Überblick zu ihrer Funktionsträgerschaft. Außerdem kann das Wissen um Geleistetes ggf. hilfreich bei Gesprächen sein, die für Ihre Karriere relevant sind, und dabei helfen, unbewusstes Tiefstapeln zu vermeiden.
Anerkennung und Kompetenz
Selbstbewusstsein hat in vielen Fällen nichts mit Kompetenz zu tun. Das Sprichwort von dem Dummen, der so sicher ist und der Intelligente so voller Zweifel, drückt es gut aus. Es ist wichtig, auch Selbstverständlichem die angemessene Aufmerksamkeit zu widmen. Nur weil Ihre Tätigkeiten vielleicht wenig spannend sind oder zur Routine gehören, sind sie dennoch unverzichtbar.
Wenn Sie im Arbeitsalltag kommunizieren, verzichten Sie möglichst auf wertende oder qualifizierende Bezeichnungen und Wörter für Ihre Aktivitäten. Formulierungen wie „Ich habe doch nur“ oder „Keine Ursache“ sollten Sie sinngemäß durch „Habe ich gern gemacht“ ersetzen. Tiefstapelei beginnt in Ihrem Kopf und in Ihren Gedanken.
Balance in der Selbstdarstellung
Nur sehr kluge und erfahrene Personalverantwortliche und Vorgesetzte erkennen versteckte Kompetenzen und verhelfen Tiefstaplern zu einer Karriere, die den Leistungen entspricht. Wenn Sie Tiefstapeln und Ihr Chef Ihr Potenzial nicht erkennt, sollten Sie die vorangegangenen Tipps beherzigen.
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