Rente in anderen Ländern

Über die Rente in Deutschland wird heftig diskutiert. Vorschläge, das Rentenalter auf 70 Jahre anzuheben, stoßen auf wenig Gegenliebe in der Bevölkerung. Für viele Menschen mit geringem Einkommen reicht die staatliche Altersrente zudem kaum zum Leben aus, private Vorsorge wird immer wichtiger.

Doch wie ist es eigentlich um die Rente in anderen Ländern bestellt? Gibt es eventuell sogar Ansätze, die sich Deutschland abschauen könnte?

Altersvorsorge im internationalen Vergleich

Beim deutschen Rentensystem handelt es sich um ein sogenanntes einkommensbezogenes Umlagesystem. Erwerbstätige und Arbeitgeber zahlen einen gewissen Prozentsatz des Gehalts in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Zuschüsse des Bundes decken rund 30 Prozent der Rentenausgaben. Die Höhe der Rente wird anhand von im Berufsleben erworbenen Rentenpunkten berechnet. Reicht die individuelle Altersvorsorge nicht aus, kann zusätzlich privat vorgesorgt werden. Hinzu kommen Betriebsrenten.

Da die derzeit berufstätige Bevölkerung die Rente der sich bereits im Ruhestand befindenden Menschen finanziert, setzt der demografische Wandel das einkommensbezogene Umlagesystem unter Druck. In einem Ranking der internationalen Rentensysteme, durchgeführt von der Unternehmensberatung Mercer, liegt Deutschland daher nur im Mittelfeld.

Auch andere Länder zahlen Altersrenten nach einem einkommensbezogenen Umlagesystem aus, zum Beispiel die USA. Ein Blick auf die Rentensysteme dieser Welt zeigt allerdings, dass es durchaus Alternativen gibt. Hier stellen wir Ihnen einige interessante Ansätze vor.

Österreich

In unserem Nachbarland Österreich gehen die Menschen früher in Rente als in Deutschland und erhalten zudem mehr Geld. Dafür zahlen sie höhere Beiträge in die Pensionskasse ein. Ein wichtiger Unterschied zum deutschen Rentensystem: Auch Selbstständige, Politiker und zunehmend Beamte leisten Zahlungen in die staatliche Rentenkasse.

Außerdem ist der Arbeitgeberanteil höher als in Deutschland. Das Regelpensionsalter liegt für Männer bei 65 Jahren, für Frauen bei 60 Jahren. Die Altersgrenze für Frauen soll ab 2024 kontinuierlich angehoben werden.

Island

Island liegt an der Spitze des von Mercer veröffentlichten Rankings der internationalen Rentensysteme. Erwerbstätige zwischen 16 und 70 Jahren zahlen einen gewissen Prozentsatz ihres Lohns in die Pensionskasse ein. Im Alter erhalten sie eine staatliche Grundrente plus eine Rentenzulage. Als dritte Säule gibt es eine private Altersvorsorge.

Personen, die nur wenig oder nichts in die Rentenkasse einzahlen, steht eine Mindestrente zu. Anrecht auf die volle Grundrente haben alle, deren Wohnsitz sich mindestens 40 Jahre lang in Island befindet. Das durchschnittliche Rentenalter liegt bei 67 Jahren.

Niederlande

In den Niederlanden erhalten alle Bürgerinnen und Bürger eine Basisrente, die aus den Sozialabgaben der Arbeitnehmer und aus Steuereinnahmen finanziert wird. Für jedes Jahr, das sie in den Niederlanden wohnen oder arbeiten, bauen Beschäftigte einen Rentenanspruch von 2 Prozent auf.

Als zweite Säule besteht die Möglichkeit, eine Zusatzrente über den Arbeitgeber aufzubauen, die dritte Säule bilden private Rentenversicherungen. Das Renteneintrittsalter liegt seit 2024 bei 67 Jahren.

Dänemark

Auch in Dänemark besteht das Rentensystem aus mehreren Pfeilern. Die sogenannte Volkspension wird hauptsächlich über Steuern finanziert und allen Bürgerinnen und Bürgern in gleicher Höhe ausgezahlt. Der Anspruch hängt allein vom Wohnsitz ab, nicht von Beitragszahlungen. Zusätzlich zur Volkspension gibt es Zulagen, deren Höhe sich nach dem Familienstand richtet.

Ab einem gewissen Einkommen ist zudem eine betriebliche Altersvorsorge verpflichtend. Dritter Pfeiler ist die private Altersvorsorge, die mit Steuervorteilen belohnt wird. Das gesetzliche Rentenalter liegt bei 67 Jahren und soll 2030 auf 68 Jahre angehoben werden.

Australien

Das australische Rentensystem setzt sich aus drei Säulen zusammen: einer bedürftigkeitsabhängigen Altersrente (aus Staatseinnahmen finanziert), dem obligatorischen Arbeitgeberbeitrag sowie freiwillig abgeschlossene privatwirtschaftliche Plänen, in die Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Selbstständige einzahlen können.

Japan

Japan hat besonders stark mit den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu kämpfen. Bis zum Jahr 2040 wird jeder vierte Japaner über 75 Jahre alt sein. Firmen bemühen sich daher darum, ihre Beschäftigten möglichst lange zu halten. Eine staatliche Grundrente bezieht man hier zwar ab 65 Jahren.

Der Staat hält Unternehmen aber dazu an, ihre Angestellten über die Altersgrenze hinaus zu beschäftigten. In der Praxis erhalten ältere Mitarbeiter oft eine andere Position, bei weniger Arbeitszeit, aber auch geringerem Gehalt. Bereits heute ist in Japan mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen berufstätig – weltweiter Rekord.

Renten auf dem afrikanischen Kontinent

Während der Großteil der Welt staatliche Rentensysteme kennt – mal aus Sozialabgaben, mal über Steuern, mal über beide Quellen finanziert – befindet sich die Altersvorsorge in vielen afrikanischen Ländern noch im Aufbau.

Bemühungen, eine staatliche Rente einzuführen, gibt es in den meisten afrikanischen Ländern seit den 1960er-Jahren. Dabei handelt es sich um Systeme, die in sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer einzahlen.

Das Problem: Der Arbeitsmarkt ist überwiegend informell, es gibt kaum funktionierende behördliche Strukturen. Wie eine Untersuchung des nationalen Instituts für demografische Studien (INED) zeigt, beziehen in vielen afrikanischen Staaten weniger als zehn Prozent der Bevölkerung eine Rente.

Ausnahmen bilden Länder wie Südafrika, Namibia, Lesotho und Mauritius. Hier ist die Höhe der ausgezahlten Rente jedoch sehr gering. Senioren sind daher auf die Unterstützung ihrer Familie angewiesen.

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