Wechseljahre im Job - immer noch ein Tabuthema? / auf dem Foto: Eine Frau mittleren Alters sitzt auf einem Sofa und hat augenscheinlich Kopfschmerzen, weil sie beide Hände an die Schläfen hält.

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Gereiztheit: Rund zwei Drittel aller Frauen berichten während der Wechseljahre von mehr oder minder starken Beschwerden. Die hormonelle Umstellung und ihre Begleiterscheinungen können sich mitunter auf die Arbeitsleistung auswirken. Lange Zeit galten die Wechseljahre im Job allerdings als Tabuthema. Langsam beginnt sich das zu ändern.

Was sind die Wechseljahre?

Die Wechseljahre, medizinisch als Klimakterium bezeichnet, beschreiben eine Phase der hormonellen Umstellung im Leben einer Frau. In der Lebensmitte, etwa zwischen den 45. und dem 55. Geburtstag, stellen die Eierstöcke ihre reproduktive Funktion ein, es kommt seltener zur Regelblutung und irgendwann bleibt diese ganz aus. Zugleich sinken der Östrogen- und Progesteron-Spiegel im Blut ab.

Mit den Wechseljahren endet die Lebensphase, in der Frauen auf natürlichem Wege schwanger werden können. Die Hormonumstellung geht zudem oft mit körperlichen Beschwerden einher. Etwa ein Drittel aller Frauen fühlt sich während des Klimakteriums nicht anders als zuvor. Ein weiteres Drittel berichtet von leichten Begleiterscheinungen und ein Drittel hat mit deutlich belastenden Symptomen zu kämpfen.

Übrigens: Die Begriffe Menopause und Wechseljahre werden umgangssprachlich oft synonym verwendet. Bei der Menopause handelt es sich aber tatsächlich um die letzte Monatsblutung einer Frau und damit um eine Phase im längeren Prozess der Wechseljahre.

Wechseljahre: In der Arbeitswelt oft ein Tabuthema

In Deutschland befinden sich rund 7,5 Millionen berufstätiger Frauen in den Wechseljahren. Dennoch wird das Klimakterium am Arbeitsplatz häufig als Tabuthema angesehen und bleibt in der betrieblichen Gesundheitsvorsorge außen vor.

Das bestätigt die Studie MenoSupport der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. Für die Erhebung haben Wissenschaftler mehr als 2.000 Frauen im Alter von 26 bis 67 Jahren befragt. Über die Hälfte von ihnen berichtet, dass die Wechseljahre in Unternehmen kaum zur Sprache kommen. 52,1 Prozent der Befragten gibt an, sich mit dem Thema Klimakterium am Arbeitsplatz allein gelassen zu fühlen. Dabei zeigt die Umfrage auch, dass jede vierte Frau während des Klimakteriums beruflich kürzertreten muss.

Belastende Beschwerden während der Wechseljahre

Fünf Beschwerden bezeichnen die befragten Frauen als besonders belastend:

  • Körperliche und geistige Erschöpfung (78,6 Prozent)
  • Schlafstörungen (65,8 Prozent)
  • Reizbarkeit (53,6 Prozent)
  • Depressive Verstimmungen (46,3 Prozent)
  • Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen (44,8 Prozent)

Darüber hinaus treten bei vielen Betroffenen Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen und Herzbeschwerden auf. Im Arbeitsalltag kann das zur Herausforderung werden. Hinzu kommt ein vermindertes emotionales Wohlbefinden. So berichten 48,8 Prozent der Befragten, dass die Wechseljahre ihr Selbstwertgefühl negativ beeinflusst haben.

Gut ein Drittel der Betroffenen geht ganz offen mit den Wechseljahresbeschwerden am Arbeitsplatz um. 29 Prozent befürchten dennoch, gegenüber Kollegen und Kolleginnen benachteiligt zu werden, wenn andere von ihren Beschwerden wissen.

Rund ein Viertel der Befragten fühlt sich am Arbeitsplatz weniger wertgeschätzt als männliche Kollegen und jüngere Kolleginnen. Viele der Befragten möchten aufgrund ihrer Wechseljahresbeschwerden sogar kündigen oder schlagen eine Beförderung aus, berichten die Autoren der Studie.

Betrieblicher Umgang mit den Wechseljahren: Positive Beispiele aus Großbritannien

Steigen Frauen während der Wechseljahre aus dem Berufsleben aus, gehen den Unternehmen gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiterinnen verloren. Insbesondere angesichts des Fachkräftemangels sollten sich Arbeitgeber daher Gedanken machen, wie sie Frauen unterstützen und längere Zeit am Arbeitsplatz halten können.

Positive Beispiele bieten Firmen im Großbritannien. Vor einigen Jahren hat der Verband der Personalfachleute CIPD beschlossen, sich verstärkt dem Thema Wechseljahre anzunehmen. Seitdem haben 30 Prozent der britischen Unternehmen Richtlinien für Frauen in den Wechseljahren erstellt.

Die Lebensmittelkette Tesco etwa stellt ihren Angestellten atmungsaktive Arbeitskleidung zur Verfügung, um die Auswirkungen von Hitzewallungen zu lindern. Darüber hinaus beschäftigen die Unternehmen spezialisierte Ansprechpartner, bieten Internetplattformen für den Austausch unter Betroffenen sowie Gesundheitskurse an.

Wechseljahre: sensible Unterstützung gefragt

Weitere Vorschläge, wie Unternehmen Frauen während des Klimakteriums unterstützen können:

– Mitarbeiter sensibilisieren: Mit zu den wichtigsten Maßnahmen gehört es, alle Mitarbeiter im Unternehmen für das Thema Wechseljahre zu sensibilisieren, von den Kollegen bis hin zur Führungsetage. Es sollte klar werden, dass es sich beim Klimakterium nicht um eine Krankheit handelt, sondern um eine normale Übergangsphase. Aufklärungskampagnen können dabei helfen, das Thema am Arbeitsplatz offen, sensibel und ohne Diskriminierung zu behandeln.

– Gute Gesprächskultur etablieren: Damit sich Frauen nicht allein gelassen fühlen, sollte eine gute Gesprächskultur im Unternehmen entwickelt werden, etwa mit speziell geschulten Ansprechpartnern, wie es sie in den erwähnten britischen Unternehmen gibt.

– Vorschläge der Mitarbeiterinnen einholen: Betroffene wissen selbst am besten, was ihnen während der Wechseljahre hilft. Arbeitgeber sollten daher aktiv Vorschläge ihrer Mitarbeiterinnen einholen, etwa durch Umfragen oder durch die Einrichtung einer Projektgruppe, die gezielte Vorschläge erarbeitet. Betroffene Frauen wünschen sich häufig flexible Arbeitszeitmodelle, Sportangebote und Stressmanagement-Programme, die speziell auf Frauen zugeschnitten sind, und spezielle Sprechstunden bei Betriebsärzten.

Begleiten Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen während der Wechseljahre, schaffen sie optimale Voraussetzungen, dass Frauen während und nach dieser Phase leistungsfähig bleiben.

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