Mit Stalking hat Job Shadowing nichts zu tun, auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Wie ein Schatten verfolgt ein Interessierter bei dieser Methode zur Berufsorientierung einen Arbeitnehmer und schaut ihm dabei einen Tag lang über die Schultern. Ziel ist es, neuen Mitarbeitenden, aber auch bekannten Kollegen einen Einblick in den eigenen Arbeitsalltag zu geben.
Job Shadowing: Was genau ist das?
Das Vorgehen ist nicht neu und als Instrument der Personalentwicklung beziehungsweise der Berufsorientierung schon längst in vielen Unternehmen etabliert. Weniger bekannt ist jedoch die Bezeichnung: Job Shadowing bringt dabei bildlich auf den Punkt, worum es bei dieser Methode geht.
Um zu erfahren, wie ein Tag in einem bestimmten Job abläuft, welche Tätigkeiten auf einen zukommen und wie bestimmte Aufgaben bewältigt werden, begleitet man einen Angestellten für einen Tag, manchmal auch länger, wie ein Schatten bei der Arbeit. Selbst aktiv werden die „Job Shadower“ nämlich nicht. Vielmehr halten sie sich dezent im Hintergrund, bleiben aber immer in der unmittelbaren Nähe des Mitarbeitenden. Fragen stellen ist natürlich erlaubt und auch der Arbeitnehmer erläutert proaktiv, was er macht und warum. Sinn und Zweck ist es, einen ersten allgemeinen Einblick in einen bestimmten Tätigkeitsbereich beziehungsweise ein Aufgabenprofil zu erhalten.
Gut zu wissen: Job Shadowing ist genauso wie Training on the Job eine Maßnahme, um in einen bestimmten Job hineinzuschnuppern und einen Arbeitsplatz kennenzulernen. Der entscheidende Unterschied liegt aber darin, dass Training on the Job deutlich praxisorientierter ist: Hier haben Jobinteressierte keine passive Rolle wie beim Job Shadowing. Sie sind im Gegenteil sogar gefragt, selbst aktiv zu werden und unter Anleitung direkt mitzuarbeiten.
Nur zuschauen: An wen sich richtet das Angebot
Welche Aufgaben werden erledigt und auf welche Weise? Welche Abläufe gibt es und wie wird kommuniziert? Wie arbeitsintensiv ist die Arbeit und macht sie Spaß? Um die wichtigsten Fragen rund um einen Job (selbst) beantworten zu können und sich ein erstes Bild zu machen, ist Job Shadowing perfekt für unterschiedliche Zielgruppen geeignet. In diesen Bereichen ist das Angebot sinnvoll:
- berufliche Orientierung
- Für Studierende, Schüler und Auszubildende, die noch etwas Orientierung bei der Berufswahl brauchen und bislang nur eine vage Vorstellung davon haben, was sie in einem bestimmten Job erwartet, ist ein Schnuppertag eine gute Möglichkeit, um etwas mehr Einblicke zu erhalten.
- Jobwechsel
- Ähnlich sieht es bei Bewerbern aus: Bevor sie sich endgültig für eine Stelle entscheiden, machen ihnen einige Unternehmen das Angebot, einen Tag lang einem Mitarbeiter über die Schulter zu schauen. Die Jobkandidaten sehen so direkt, ob der Job etwas für sie ist oder ob sie ihn lieber nicht annehmen sollten. Auch die Unternehmen profitieren: Schließlich gehen Sie jetzt davon aus, dass der neue Kollege genau weiß, worauf er sich einlässt. Natürlich eignet sich Job Shadowing auch für den internen Arbeitsplatzwechsel.
- Weiterbildung
- Um die eigenen fachlichen Kompetenzen zu erweitern und um interne Abläufe besser zu verstehen, stellt Job Shadowing eine geeignete Maßnahme zur beruflichen Weiterbildung dar. Diese Maßnahme erfolgt in aller Regel intern innerhalb eines Unternehmens, um dem eigenen Personal tiefere Einblicke in die Arbeitsprozesse zu geben und einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen.
- Führungsarbeit
- Auf einer höheren Ebene richtet sich Job Shadowing an angehende Führungskräfte. Sie beobachten die Personen in Führungspositionen und machen sich einen Eindruck davon, wie gute Führung in dem Unternehmen auszusehen hat.
Wie läuft Job Shadowing ab?
Ein Über-die-Schulter-schau-Tag läuft immer recht ähnlich ab, auch wenn es von Unternehmen zu Unternehmen durchaus Unterschiede gibt. Typischerweise sieht Job Shadowing in der praktischen Umsetzung so aus:
- Die beiden Job-Shadowing-Parteien stellen sich einander vor und lernen sich kennen. Den größeren Redepart übernimmt der Angestellte, der seinen Job weiter wie gewohnt erledigt. Er gibt einen kurzen Überblick über seine Aufgaben und den bevorstehenden Tagesablauf.
- Es folgt eine kurze Tour durch die Abteilung beziehungsweise den Betrieb inklusive einer Vorstellung der anderen Kollegen und deren Aufgaben.
- Dann geht es aktiv los mit dem passiven Job Shadowing. Je nach Gestaltung des Arbeitsplatzes nimmt der Jobinteressierte auf einem Stuhl hinter oder neben dem Kollegen Platz und schaut zu, was dieser tut. Gibt es die Gelegenheit und das Aufgabenpensum her, stellt er auch Fragen. Sich Notizen zu machen, ist jetzt eine gute Idee.
- Um die ersten Informationen sacken zu lassen, ist eine (Mittags-)Pause zwischendurch eine gute Möglichkeit. Nutzen Sie jetzt zudem die Zeit gemeinsam mit den Mitarbeitenden, nicht zuletzt um einen Eindruck vom Betriebsklima zu erhalten.
- Nach der zweiten „Halbzeit“ geht es zum Ende des Arbeitstags dann nochmal in den Austausch. Klären Sie offene Fragen und geben Sie dem Mitarbeitenden gerne ein Feedback, wie Sie den Tag empfunden haben.
- Je nach Zielsetzung der Maßnahme folgt im Anschluss noch ein Gespräch mit dem Personalverantwortlichen oder mit einer Führungskraft über mögliche Perspektiven, in dem Unternehmen künftig zu arbeiten.
Was bringt Job Shadowing? Die Vorteile
Als Maßnahme der Personalentwicklung hat sich Job Shadowing schon lange etabliert. Und das hat seine guten Gründe, schließlich profitieren sowohl die Mitarbeitenden, Jobbewerber als auch das Unternehmen. Das sind die Vorteile:
- Die Begleithilfe kann eine wichtige Entscheidungshilfe sein, ob der Job der richtige ist – oder auch nicht.
- Aus erster Hand erhält man einen authentischen Eindruck darüber, wie der Joballtag aussieht.
- Der organisatorische Aufwand für einen Job-Shadowing-Tag ist vergleichsweise gering. Für das Unternehmen entstehen keine zusätzlichen Kosten.
- Wer bereits im Unternehmen beschäftigt ist, lernt auch andere Arbeitsbereiche kennen und kann sich ein besseres Bild von den internen Abläufen und Prozessen machen.
- Für Mitarbeitende kann die Begleitung auch als Wertschätzung empfunden werden – schließlich ist ihre Expertise gefragt.
- Nicht zuletzt mag das Job Shadowing auch dazu genutzt werden, um mögliche Hürden und Probleme offenzulegen und bestenfalls natürlich aus der Welt zu schaffen.
Urheber des Titelbildes: fxquadro/ 123RF Standard-Bild
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