Während sich die einen lieber noch ein drittes Mal trotz des penetranten Weckerklingelns im Bett umdrehen, sitzen die anderen bereits am Schreibtisch, haben die vierte Mail beantwortet und bereiten sich auf das Meeting vor … Für sie hat der Arbeitstag bereits sehr früh begonnen – und das sogar freiwillig. Der Frühstart hat wesentliche Vorteile, ist aber nicht für alle Menschen die beste Idee.
Früher Arbeitsbeginn: Was bedeutet das konkret?
Eine eindeutige Definition für „früh“ gibt es im Arbeitsleben erst einmal nicht: Während für die einen 9 Uhr bereits extrem früh ist – die Bürokollegen lassen sich schließlich erst um 10 Uhr blicken, gilt für die anderen 7 Uhr als Schwelle zwischen früh und spät. Unter die Rubrik „früh“ kann aber auch schon ein Arbeitsbeginn um 5 oder 6 Uhr fallen (zum Beispiel im Schichtdienst) oder andersherum auch erst um 11 Uhr (zum Beispiel im Einzelhandel). Ausgehend von einem klassischen Bürojob mit Gleitzeit beziehungsweise flexiblen Arbeitszeiten dürfte als allgemeine Orientierung ein Arbeitsbeginn vor 8 Uhr als früh und vor 7 Uhr als sehr früh bezeichnet werden.
Gute Gründe, warum sich der Frühstart lohnt
Haben die einen Berufstätigen gar keine Wahl, da ihr Job einen konkreten Arbeitsbeginn vorgibt, können andere Arbeitnehmende selbstbestimmt darüber entscheiden, wann ihr Wecker klingelt – und wann sie de facto das Bett verlassen. Dabei kommt es gar nicht selten vor, dass der kleine Zeiger gerade mal eine 5, manchmal auch eine 6 anzeigt. Und auch wenn vielleicht gar keine Notwendigkeit besteht, zu so zeitiger Stunde zu arbeiten, gibt es gute Gründe, es doch zu tun:
- höhere Produktivität ausnutzen
- Am frühen Morgen sind Körper und Geist (noch) in Topform: Unsere Denk- und Konzentrationsfähigkeit ist jetzt besonders hoch, genauso wie das Kreativitätslevel. Wer ausgeschlafen und fit früh in den Tag startet, ist produktiver als zu späterer Stunde. Aus diesem Grund ist jetzt die beste Zeit, um herausfordernde Aufgaben und Projekte anzugehen. Die Ablage kann dagegen definitiv bis kurz vor dem Feierabend warten.
- Ruhe genießen
- Wer vor den Kollegen im Büro ist und als Erster das Licht anmacht, genießt die himmlische frühmorgendliche Ruhe (vor dem Sturm). Solange noch kein Telefon klingelt und kein emsiges Wuseln in der Abteilung herrscht, können Sie sich ohne Ablenkungen und hoch konzentriert der Arbeit widmen.
- Verkehrschaos vermeiden
- In der Zeit zwischen 7 und 9 Uhr ist auf Deutschlands Straßen viel los. Kein Wunder, schließlich sind in der morgendlichen Rushhour sehr viele Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit. Wer den Arbeitstag einfach früher beginnen lässt, der schlägt dem Verkehrschaos ein Schnippchen und spart sogar noch Zeit. Wer ansonsten um 8 Uhr eine halbe Stunde für den Arbeitsweg braucht, schafft es um 6.30 Uhr vielleicht sogar entspannt in zehn oder 15 Minuten – und muss sich nebenbei nicht über ein nerviges Stop and Go ärgern.
- früher Feierabend
- Die Rechnung ist ganz einfach: Wer früh kommt, kann auch früh wieder gehen. Bei einer Arbeitszeit von acht Stunden und einem Arbeitsbeginn um 7 Uhr ist bereits um 15 Uhr beziehungsweise 15.30 Uhr inklusive Pause Feierabend. Jetzt ist es sogar im Winter draußen noch hell und der halbe Tag liegt noch vor einem. Von einem Treffen mit Freunden und einer Shoppingtour über sportliche Aktivitäten bis hin zu einem faulen Nachmittag vor dem Fernseher sind die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung jetzt sehr vielfältig.
- größere Wertschätzung
- Auch wenn Arbeitnehmende, die später im Büro erscheinen, natürlich keinen schlechteren Job machen, wird die Leistung der frühen Beginner von Vorgesetzten meist höher bewertet. Darüber hinaus verdient der frühe Start in den Augen vieler Chefs eine besondere Anerkennung. Schließlich signalisiert dies unbewusst ein besonders hohes Maß an Engagement für den Job.
Das Aber: Welche Voraussetzungen gibt es, damit der frühe Arbeitsbeginn gelingt?
Damit der sprichwörtliche frühe Vogel tatsächlich den Wurm fängt, ist es unbedingt wichtig, ausgeschlafen und fit in den Tag zu starten. Wer früh aufsteht, sollte daher auch entsprechend früh schlafen. Geht man von einem durchschnittlichen Schlafbedarf von sieben bis acht Stunden aus, dann wäre um 21, spätestens 22 Uhr Zapfenstreich, wenn der Wecker um 5 Uhr klingelt. Wer am Abend zuvor noch gearbeitet oder (zu viel) Alkohol getrunken hat, dürfte mit größerer Wahrscheinlichkeit auch trotz des ausreichenden Schlafs jedoch nicht erholt genug sein.
Darüber hinaus spielt der ganz individuelle Biorhythmus eine Rolle: So gibt es Menschen, die morgens einfach nicht so richtig in die Gänge kommen und erst nach dem zweiten oder dritten Kaffee nach mehreren Stunden zu Höchstform auflaufen. Für diese Berufstätigen dürfte der frühe Start in den Tag nicht unbedingt die richtige Lösung sein. Aber: Wer denkt, dass er morgens nicht leistungsstark ist, sollte es zumindest für zwei bis drei Wochen einmal ausprobieren. Manchmal sind es nämlich nur Glaubenssätze und Gewohnheiten, die uns zu Morgenmuffeln machen. Vielleicht wird man ja eines Besseren belehrt und doch noch zu einem frühen Vogel.
Urheber des Titelbildes: dmitrimaruta/ 123RF Standard-Bild