Etwa 17 Millionen Büroarbeitsplätze gibt es in Deutschland, viele Mitarbeiter sind im Großraumbüro untergebracht. Als Hauptgrund für die Zusammenlegung von Büros und als großen Vorteil geben Unternehmen oft an, dass sie die fachliche Kommunikation untereinander fördern wollen. In einer kürzlich erschienenen Studie haben sich Forscher der Universität Stockholm mit den Vor- und Nachteilen von Großraumbüros beschäftigt. Unter anderem haben sie nachgewiesen, dass die Zahl der Krankmeldungen dort deutlich höher liegt als in Einzelbüros, und dass diese Räume Leistungs- und Kreativitätskiller sind. Wie kann also der optimale Arbeitsplatz aussehen, der sowohl Arbeitgeber als Mitarbeiter gleichermaßen zufrieden stellt?
Positive und negative Seiten
Mehr Kommunikation, Austausch und Transparenz sind Argumente, die für die Unterbringung der Mitarbeiter in großen Räumen sprechen. Die Kommunikationsbedürfnisse der Einzelnen sind allerdings je nach Tätigkeit und Persönlichkeit unterschiedlich. Während etwa im Marketing oder Vertrieb ein enger Kontakt wichtig ist, benötigen Arbeitnehmer, die an Strategien und Konzepten oder in der Buchhaltung tätig sind, mehr Ruhe, um sich zu konzentrieren. So werden Lärm und Ablenkung durch laute Gespräche und Telefonklingeln oder auch ein ständiger Durchgangsverkehr von vielen als störend empfunden.
Passende Raumkonzepte
Von wesentlicher Bedeutung für die effektive Arbeit im Großraumbüro ist ein gutes Raumkonzept, bei dem die Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Das Konzept ist abhängig von den Arbeitsaufgaben, den dafür notwendigen organisatorischen Abläufen sowie den erforderlichen Arbeitsmitteln. So sollten Bereiche für Meetings, Pausen und Kopierer oder Drucker von den Arbeitszonen ebenso akustisch wirksam abgetrennt werden wie die Hauptverkehrswege.
Bei Arbeitsplätzen mit Tätigkeiten, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern, empfehlen sich deckenhohe Trennwände, um Störungen zu minimieren. Transparenz zwischen einzelnen Zonen lässt sich mit Glastrennwänden oder transluziden (teilweise Licht durchlassenden, aber nicht transparenten) Materialien erreichen, die Schall abschirmen. Für die meisten Arbeitnehmer ist es sehr wichtig, dass ihr Arbeitsplatz nach hinten eine Grenze hat. Denn wer mit dem Rücken zu einem Hauptgang oder einer Tür sitzt, empfindet das als unangenehm. Er hat das Gefühl, wie auf einem Präsentierteller zu arbeiten und der ständigen sozialen Kontrolle ausgesetzt zu sein, da Vorbeigehende Einblick in seine Arbeitsergebnisse am Bildschirm haben. Hier bieten Trennelemente einen Sichtschutz. Auf Fensterscheiben zum Flur lassen sich Folien anbringen, um nicht ständig Blicken ausgesetzt zu sein. Beschäftigte sollten außerdem die Möglichkeit haben, ihre Arbeitsumgebung individuell zu gestalten, zum Beispiel durch Bilder oder Pflanzen. So lassen sich die Konzentration und Arbeitseffektivität erhöhen.
Platz da!
Laut der technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A1.2 „Raumabmessungen und Bewegungsflächen“ gibt es einen Mindestflächenstandard für Großraumbüros ab 400 m²: Der Richtwert von 12 bis 15 m² pro Person ist bei der Planung zu beachten. Da es in vielen Unternehmen allerdings zu einer Überbelegung der Räume kommt, fehlt zwischen benachbarten Arbeitsplätzen die notwendige räumliche und damit auch die soziale Distanz. Räumlicher Abstand verringert akustische und visuelle Störungen, denn nicht nur Geräusche, auch Bewegungen anderer lenken ab. Außerdem macht eine zu enge Belegung des Büros einen guten Lärmschutz nahezu unmöglich. Wichtig ist es außerdem, auf Barrierefreiheit zu achten − die Gänge sollten möglichst breit und alle Schreibtische gut erreichbar sein.
Individuelle Beleuchtung und ein gutes Raumklima
Am Arbeitsplatz muss die Beleuchtungsstärke mindestens 500 Lux betragen und sollte − individuell nach Tätigkeit und Alter − bis 1.000 oder mehr Lux regelbar sein. Empfehlenswert ist ein professionelles und ergonomisches Beleuchtungskonzept, dazu gehören auch Sonnen- und Blendschutz bei Fensterarbeitsplätzen. Da die Lüftung über Fenster keine ausreichende Frischluft garantieren kann, müssen Großraumbüros künstlich belüftet werden. Wichtig bei raumlufttechnischen Anlagen ist, dass kalte Luftausströmungen oder Zugluft die Mitarbeiter nicht gefährden. In Arbeitsbereichen wie etwa Call Centern, die eine dauernde Sprechtätigkeit erfordern, kann eine künstliche Befeuchtung der Luft Stimmerkrankungen vorbeugen. Alternativen zu einer Vollklimatisierung sind in Decken verlegte Elemente zur Spitzenlastkühlung oder Kühlsegel und Lüftungsanlagen mit Teilklimatisierung.
Virengefahr droht
In Großraumbüros ist die Ansteckungsgefahr bei Erkältungskrankheiten höher als in kleinen Büros. Besonders kritisch kann das zum Beispiel bei einer Grippewelle werden. Es mag sich übertrieben anhören, aber Unternehmen mit Großraumbüros sollten unbedingt einen Pandemieplan mit allgemeinen Verhaltensregeln sowie Vorsorgemaßnahmen ausarbeiten, um schnell reagieren zu können.
Wie stehen Sie zum Thema Großraumbüro? Fühlen Sie sich dort wohl, oder arbeiten Sie lieber im Einzelbüro? Ich freue mich außerdem auf Ihre Tipps zur besseren Zusammenarbeit auf engem Raum.
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