Ideenfindung auf Knopfdruck? Schön wäre es, würde das so einfach funktionieren. Aber es gibt Tricks, mit denen man die eigene Kreativität zumindest anregen kann. Einige Techniken, mit denen Kreativität auf Methode trifft, habe ich Ihnen bereits vorgestellt. Ob allein oder im Team: Kreativitätstechniken dienen der Inspiration, Problemlösung oder Produktentwicklung. Mit den Methoden, die ich Ihnen in diesem Artikel zeige, können Sie Probleme vielschichtiger betrachten und Ideen zum Sprudeln bringen.
Clustering
Die Methode wurde von der deutschstämmigen Lehrerin Gabriele L. Rico in den USA als Versuch entwickelt, um der Schreibmüdigkeit ihrer Schüler entgegenzuwirken. Das Clustering (deutsch: einen Worthaufen bilden) ist eine kreative Arbeitstechnik zur Ideenfindung und Visualisierung von Gedanken. Es soll die Kooperation der linken (analytisch denkenden) und der rechten (bildhaft denkenden) Gehirnhälfte verbessern. Denn wenn beide Gehirnhälften zusammenarbeiten, gelingt es leichter, bildhafte Wörter zu finden und damit lebendiger zu schreiben. Das Verfahren basiert auf der von Sigmund Freud entwickelten Methode der „freien Assoziation”, bei der Sie aufschreiben, was Ihnen gerade so einfällt − ohne viel zu überlegen oder zu zensieren. Dabei sollen einerseits der Spieltrieb aktiviert und andererseits unbewusste Ängste abgebaut werden.
Beim Clustering schreiben Sie in die Mitte eines Blattes einen Ausgangsbegriff und umkreisen ihn. Das kann ein einzelnes Stichwort oder ein übergreifendes Thema sein. Von dieser Mitte ausgehend bilden Sie Ketten von Einfällen, indem Sie aufschreiben, was Ihnen zu Ihrem Ausgangsbegriff einfällt, dieses Wort ebenfalls umkreisen und mit der Mitte verbinden. Wenn Sie zu Ihrer Assoziation eine Idee haben, notieren Sie diesen Begriff ebenfalls, umkreisen ihn und verbinden ihn mit dem Begriff, der die Assoziation ausgelöst hat. Sobald eine Kette beendet ist, weil Ihnen nichts mehr einfällt, gehen Sie zurück zur Mitte und beginnen eine neue Gedankenkette.
Der große Vorteil ist, dass Sie über mehrere Assoziationsschritte auf ungewöhnliche Kombinationen kommen können. Die Methode eignet sich zum Beispiel, wenn Sie Ideen für eine Werbekampagne oder einen Artikel benötigen. Statt nur mit Stichwörtern zu arbeiten, können Sie in die einzelnen Gedankenblasen auch Satzteile oder ganze Sätze schreiben. Dadurch erhalten Sie eine Stoffsammlung mit Gliederung in Form der einzelnen Äste und sogar eine Art Rohtext. Diese erweiterte Version des Clustering nennt sich Gedanken-Ketten-Organisation.
Der Kopfstand
Keine Sorge, hierbei geht es nicht um Sportlichkeit, sondern um eine Umkehrung: Negativ zu denken, fällt Menschen oft leichter, als die positiven Aspekte eines Themas zu sehen. Die Kopfstandmethode greift dieses Phänomen auf, indem sich die Problemlösung aus einer Umkehrung der Fragestellung erschließen soll. Dabei ist es wichtig, die ursprüngliche Fragestellung umzuformulieren, statt einfach die Wörter „nicht“ oder „kein“ davorzusetzen. Denn das Unterbewusstsein nimmt diese Wörter nicht wahr und findet deshalb die falschen Lösungen.
Die Methode ist für die Einzel- und Gruppenarbeit geeignet. Sie benötigen dafür Kartei oder Moderationskarten, ein Flipchart oder ein Whiteboard. Zuerst formuliert ein Moderator das Problem, für das eine Lösung entwickelt werden soll, möglichst ausführlich. Alle Teilnehmer sollen diese Grundlage einordnen können und genau verstehen, was gemeint ist. Danach beginnt die Phase II, der „Kopfstand“: Statt zu fragen, wie sich das Problem lösen lässt, könnte die Fragestellung nun zum Beispiel lauten: „Wie mache ich es noch schlimmer?” Im Bereich des Verkaufs oder Marketings könnte aus der Frage „Wie locke ich mehr Kunden in mein Geschäft?“ also die umgekehrte Frage „Wie schrecke ich möglichst viele Kunden davon ab, mein Geschäft zu betreten?“ werden. Nun sammeln die Teilnehmer ihre spontanen Ideen zu der negativen Frage, zum Beispiel „einen unfreundlich guckenden Türsteher postieren“, „bissiger Wachhund“ oder „Schaufenster zukleben“. Im nächsten Schritt werden die gesammelten Antworten in ihr Gegenteil umgewandelt, beispielsweise „freundliches Personal steht vor dem Eingang und bietet den Kunden kleine Give-aways an“.
Indem vollkommen unsinnig erscheinende Fragestellungen formuliert werden, ist es für die Teilnehmer leicht, mit der Thematik spielerisch umzugehen und ihre Einfälle unzensiert einzubringen. So werden eingefahrene Sichtweisen verlassen.
Haben Sie schon mit den vorgestellten Kreativitätstechniken gearbeitet? Ich freue mich auf Ihr Feedback und Ihre Erfahrungsberichte.
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