Waldimir Klitschko ist ein Phänomen. Während sich viele andere Profiboxer ausschließlich auf ihren Sport konzentrieren und auch abseits des Sports eher einen eindimensionalen Eindruck hinterlassen, ist „Dr. Steelhammer“ – so lautete sein Kampfname – äußerst vielseitig. Schon oft hat er bewiesen, dass er auch außerhalb des Boxrings viele Talente besitzt.

Sein neuestes Projekt trägt den Namen „Challenge Management“. Dabei handelt es sich um ein Management-Konzept, das er aus seiner 25-jährigen Karriere als Leistungssportler abgeleitet hat. Der Kernpunkt seiner Lehre besteht darin, Probleme als Herausforderungen zu begreifen. Als die größten Probleme bzw. Herausforderungen für Manager sieht er heutzutage die Digitalisierung und die Globalisierung. Klitschko geht es nach eigenen Angaben vorrangig darum, dass andere von seinem Wissen profitieren.

 

Box-Weltmeister, promovierter Sportwissenschaftler und Unternehmer

Der gebürtige Ukrainer war über viele Jahre Weltmeister im Schwergewicht und ist dabei keiner Herausforderung aus dem Weg gegangen. Im Laufe seiner Profikarriere gab es neben viel Licht wenige Schatten – in Form von unerwarteten Niederlagen. Man hat jedoch den Eindruck, dass ihn eben diese Misserfolge stärker gemacht haben. Und so lautet ein Challenge Management-Tipp auch: Aus Niederlagen lernen und neues Potenzial ziehen.

Auch auf dem akademischen Parkett hat sich Wladimir Klitschko proaktiv einer großen Herausforderung gestellt. Er absolvierte die Studiengänge Sportwissenschaft und Philosophie. Anschließend krönte er seine akademische Laufbahn und legte 2001 seine Promotion als Sportwissenschaftler ab. Um Ziele zu erreichen, bedarf es einer Fokussierung. Wer sich ablenken lässt, verzettelt sich leicht. In seinem Management-Konzept heißt es daher: Auf Wesentliches konzentrieren.

Seit 2007, also schon während der heißen Phase seiner Boxkarriere, gründete Wladimir Klitschko mit seinem Bruder Vitali die „Klitschko Management Group GmbH (KMG)“. Ging es anfangs um die Vermarktung der Brüder, kam später ein eigenes Fitnesskonzept hinzu. Anfang 2016, weit vor seinem letzten Profikampf gegen Anthony Joshua, ging er mit seinem selbst entwickelten Challenge Management in die Offensive. Damit handelte er voll und ganz nach seinem eigenen Leitsatz: Progressiv denken und mutig handeln.

 

Challenge Management nach Wladimir Klitschko

 Die drei letzten Absätze enden jeweils mit einem Tipp aus dem Challenge Management. Weitere neun Tipps für Unternehmer vervollständigen „Die 12 Wege nach Wladimir Klitschko“. Dazu gehören u.a.

 

  • Langfristig planen und kontinuierlich Leistung bringen
  • Auszeiten zur Reflexion nutzen
  • Höchstleistung explosiv abrufen
  • Organisationsstrukturen schaffen
  • Stärken und Schwächen des Gegners kennen und nutzen

 

Mit seinem Management-Ansatz variiert er das klassische Change Management (Veränderungsmanagement), dessen Handlungsempfehlungen er für nicht mehr zeitgemäß hält. Sich einfach an Gegebenheiten anzupassen, reicht in unserer schnelllebigen und komplexen Welt nicht mehr aus. Führungspersönlichkeiten müssen heutzutage proaktiv und bewusst Entscheidungen treffen anstatt abzuwarten und auf Situationen zu reagieren, so Klitschkos Credo.

Wie man sich als Unternehmer oder Geschäftsführer erfolgreich seinen Herausforderungen stellt, wird auf der Website in einem Videoclip anhand eines Mittelständlers erklärt. „Herr Weber“ sieht den „Digitalsturm“ in seiner Branche, erkennt die Herausforderungen und stellt sich ihnen dank einer proaktiven Einstellung. Durch Fokussierung, Strukturiertheit, Durchhaltevermögen, Flexibilität und Innovation meistert er die Lage.

Das Challenge Management-Konzept trifft an der Universität St. Gallen auf offene Ohren. Dort hält Wladimir Klitschko höchstpersönlich Seminare für Studierende und Unternehmer und lehrt, wie sie sich mittels Challenge Management fit für die ständigen Herausforderungen der Digitalisierung machen können. Leistungssport als Inspirationsquelle für Führungspersönlichkeiten … Das scheint gut zu funktionieren, denn das Engagement an der Uni St. Gallen soll ausgebaut werden.

 

 

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