Gesundheit, Glück, Zufriedenheit. Das sind im Wesentlichen die Ziele der sogenannten Selbstoptimierung. Es sind Zustände nach denen eigentlich jeder strebt. Selbstoptimierer versuchen diese aber auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu erreichen. Durch eine quasi datengestützte Selbstüberwachung.
Bei der Selbstoptimierung werden im Laufe des Tages möglichst viele Daten des Körpers gesammelt. Diese Daten werden dann ausgewertet und geschaut, wo sie vom angestrebten Optimum abweichen. In der Folge wird dann versucht das gewünschte Optimum zu erreichen oder gar weiter anzuheben.
Die Industrie hinter der Selbstoptimierung
Ratgeber und Selbsthilfebücher zur Selbstoptimierung gibt es schon seit geraumer Zeit wie Sand am Meer. Egal zu welchem Thema. Ob es Fitness, Ernährung oder das Liebesleben ist. Überall wird die Verbesserung des Wohlbefindens (manchmal inklusive Glück) versprochen. Und der Trend scheint nicht abzunehmen – im Gegenteil.
Die findigen Entwickler – häufig aus dem Silicon Valley – machen sich in den letzten Jahren diesen Trend zur Nutze und verbinden selbigen mit der neuesten Technik. Mit Hilfe von Smartphone, Smartwatch und Tablet lassen sich durch Apps jederzeit und überall allerlei Daten aus dem Alltag erfassen, auswerten und analysieren. Angefangen bei einfachen Schrittzählern, über Herzfrequenzmesser bis hin zu Kalorienverbrauchskalkulatoren. Für nahezu alles gibt es eine App.
All diese Ratgeber, Selbsthilfebücher, Apps etc. versprechen ein besseres, gesünderes und glücklicheres Leben. Aber hält die Selbstoptimierung auch das, was sie verspricht? Sind Menschen, die ständig nach Optimierung in allen möglichen Bereichen streben wirklich glücklicher oder zufriedener? Das darf zumindest bezweifelt werden.
Die psychologische Sichtweise auf die Selbstoptimierung
Die Psychologie sieht das übertriebene Streben nach immer mehr Selbstoptimierung jedenfalls kritisch. Der enorme Aufwand, den einige Selbstoptimierer betreiben, indem sie ständig trainieren, Diät halten, sich teure Kleidung kaufen etc. kann zu einem permanenten Druck und Stress führen.
Diesem freiwilligen Druck der Selbstüberwachung setzen sich laut Psychologen überwiegend Leute aus, die Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben. Sie suchen und brauchen eine anhaltende Bestätigung, die sie im Notfall auch anhand von Zahlen ihres Smartphones entgegennehmen. Extreme Fälle von Selbstoptimierung lassen sich von der Psychologie gar dem Krankheitsbild des Narzissmus zuordnen. Die stark ausgeprägte Selbstverliebtheit des Selbstoptimierers verlangt wie die des Narzissten nach ständiger Bestätigung.
Das heißt selbstverständlich nicht, dass jeder Mensch, der sich selbst und Teile seines Lebens optimieren möchte, ein Narzisst ist. Aber das übertriebene, ständige Streben nach immer mehr Selbstoptimierung, ist für die psychische Gesundheit durchaus ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor.
Fazit
Handelt es sich bei Selbstoptimierern nun also um Trendsetter oder Spinner? Im Trend liegen sie auf jeden Fall. Von Spinnern sollte man bei Selbstoptimierern zwar nicht reden, aber man darf schon hinterfragen wie zielführend deren Herangehensweise ist.
Glück, Zufriedenheit und Wohlbefinden sind nämlich nicht eindeutig objektiv messbare Konstrukte und das selbige mit messbaren Konstrukten direkt korrelieren ist eher unwahrscheinlich. Gesünder könnte es sein, einfach auf sein Gefühl und seinen Verstand zu hören, anstatt blind seinen Apps zu folgen.
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