Am 30. August 2001 ging die Pilotfolge der britischen Comedy-Serie „The Office“ auf Sendung. Ricky Gervais spielt die Hauptrolle des David Brent, Chef einer Papiergroßhandelsfirma. Die Serie folgt dem Personal im Stil einer Langzeitdokumentation. Ihren Humor bezieht sie vor allem daraus, dass Brent seine professionellen und zwischenmenschlichen Fähigkeiten maßlos überschätzt.
„The Office“ blieb nur für zwei Staffeln mit je sechs Folgen auf Sendung. Die Serie inspirierte jedoch zwei langlebigere Ableger: „The Office US“ und die deutsche Adaption „Stromberg“.
Bei welcher Fassung lohnt sich das Zuschauen eher?
The Office US
„The Office US“ ist eine direkte Adaption der gleichnamigen britischen Serie, entwickelt von Greg Daniels. Zu Beginn hält sich die Handlung eng ans Original. Im Laufe von neun Staffeln mit insgesamt 201 Episoden entwickeln sich sowohl die Geschichte als auch die Charaktere jedoch weiter und gewinnen an Eigenständigkeit.
Wie das britische Original spielt „The Office US“ im Großraumbüro eines Papiergroßhandelns. Die Handlung wurde jedoch nach Scranton, Pennsylvania verlegt, und die Charaktere wurden an US-amerikanische Stereotype angepasst.
Die Rolle des Chefs, Michael Scott, übernimmt Steve Carell. Scott ist zwar als Führungspersönlichkeit ebenso untalentiert und schmierig wie sein britisches Pendant, zeigt im Laufe der Serie aber auch sympathische Züge. Er hat eine kindliche Art von Humor und versucht, seine Mitarbeiter mit Filmzitaten, Nachahmungen von Komikern und anderen popkulturellen Referenzen zu unterhalten.
Zur Belegschaft gehören der schrullige Dwight Kurt Schrute III (Rainn Wilson), ein Nerd, der allerdings überraschend viel Erfolg bei den Frauen hat, der antriebslose Jim Halpert (John Krasinski), der seinem Rivalen Dwight ständig Streiche spielt, und die Empfangsdame Pam Beesly (Jenna Fischer). Jim interessiert sich für Pam, die zu Beginn der Serie jedoch mit dem Lageristen Roy verlobt ist.
Die wichtigsten Fakten zur Serie:
- Erscheinungsjahr: 2005 – 2013
- Episoden: 201 in 9 Staffeln
- Länge der Episoden: 20 – 42 Minuten
„Stromberg“ – Alltag bei der Capitol Versicherungen AG
„Stromberg“ lief ursprünglich von 2004 bis 2012 beim Fernsehsender ProSieben. Dass es sich um eine Adaption der Serie „The Office“ handelt, gaben die Macher erst nach einer Intervention der britischen Produzenten zu erkennen.
Anders als „The Office“ spielt „Stromberg“ nicht in einem Papiergroßhandel, sondern im Büro der fiktiven Capitol Versicherungen AG – denn wo ließe sich der typisch deutsche Büroalltag besser zeigen als bei einer Versicherung? Ihren Namen verdankt die Serie Bernd Stromberg, dargestellt von Christoph Maria Herbst, Leiter der Abteilung Schadensregulierung M-Z.
Bernd Stromberg teilt viele Eigenschaften mit seinem US-Pendant Michael Scott, weicht in anderen Punkten aber deutlich von ihm ab. Stromberg sieht sich als „Papa“ seiner Abteilung, wird von seinem Team jedoch eher als störendes Element wahrgenommen. Verkaufstalent und zwischenmenschliche Fähigkeiten gehen ihm völlig ab. Er ist die Verkörperung des ungeliebten Vorgesetzten: unfähiger als seine Mitarbeiter, aber sehr von sich eingenommen.
Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Bjarne Mädel) ist unbeholfen, tollpatschig, erscheint etwas ungepflegt und hat keinen Erfolg bei den Frauen. Im Job erweist er sich jedoch als motiviert und kompetent. Ulf Steinke (Oliver Wnuk) ist ein motivationsloser Macho, der einzige Mitarbeiter, der über Strombergs Witze lacht. Er ist in Tanja Seifert (Diana Staehly) verliebt, die er in der vierten Staffel heiratet, mit deren beruflichem Erfolg er jedoch nicht zurechtkommt.
Dann ist da noch Erika Burstedt (Martina Eitner-Acheampong), die aufgrund ihres korpulenten Äußeren häufig von Stromberg verspottet wird. Eigentlich von gutmütigem Naturell, setzt sie sich als Gewerkschaftsmitglied energisch für die Rechte von Arbeitnehmern ein.
Die wichtigsten Fakten zur Serie:
- Erscheinungsjahr: 2004 – 2012
- Episoden: 46 in 5 Staffeln
- Länge der Episoden: 24 – 28 Minuten
Warum eignet sich ausgerechnet der Büroalltag so gut für Comedy?
Sowohl „Stromberg“ als auch „The Office US“ gelingt es, das britische Original an die Büro-Stereotype ihres jeweiligen Landes anzupassen. Wo Michael Scott versucht, mit kindlicher Energie Jovialität zu beweisen, steht Stromberg für typisch deutsche Biederkeit. Doch was macht diese Art von Büro-Comedy eigentlich so erfolgreich?
Vor allem ist es der Wiedererkennungswert, der das Publikum anspricht. Fast jeder, der im Büro arbeitet, kennt die Situationen und die überzeichnet dargestellten Charaktere aus eigener Erfahrung. Aufgrund dieses Wiedererkennungswerts lassen sich „Stromberg“ und „The Office US“ hervorragend zu sogenannten Memes verarbeiten – Clips, Bildern und Sprüchen, die in den sozialen Medien Verbreitung finden und zur Bekanntheit der Serien beitragen.
„Stromberg“ oder „The Office“ – wo sollten Sie zuschauen?
Beim Vergleich der beiden Serien fällt eines auf: „Stromberg“ bleibt deutlich mehr in den oberflächlichen Stereotypen verhaftet als „The Office US“. Allerdings hat die US-Serie auch vier Staffeln mehr Zeit, um ihre Charaktere zu entwickeln und ihnen mehr Facetten sowie mehr Pathos zu verleihen.
Gerade die Stereotype sind aber auch für den Humor der deutschen Version verantwortlich. Zwar ist Stromberg unsympathischer als Michael Scott, aber gerade deswegen macht es so viel Spaß, ihm beim Scheitern zuzusehen. Das Team hinter Stromberg versteht es eben auch, die Schadenfreude des deutschen Publikums anzusprechen.
Die Antwort auf die Frage „Stromberg“ ODER „The Office US“ lautet also: „Stromberg“ UND „The Office US“!
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