Die Grenzen der Loyalität

Unternehmen wünschen sich loyale Mitarbeiter. Doch was bedeutet Loyalität überhaupt? Wie können Firmen die Loyalität ihrer Beschäftigten gewinnen? Und wie erkennen Arbeitnehmer, dass Ihre Loyalität ausgenutzt wird? Dieser Beitrag gibt Antworten.

Loyalität – eine innere Haltung

Der Begriff Loyalität kommt aus dem Französischen und lässt sich auch mit „Anständigkeit“ übersetzen. Er geht auf das lateinische Wort „lex“ zurück, das seinerseits so viel wie Gesetz, Vorschrift, Vertrag oder Bedingung bedeutet.

Im Arbeitsleben heißt Loyalität, dass sich Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber verbunden fühlen. Sie teilen die Werte und Interessen des Unternehmens und vertreten diese nach außen. Eigene Ziele verfolgen sie nur, wenn diese nicht im Konflikt zu den Unternehmenszielen stehen. Dennoch äußern sie auch konstruktive Kritik und sind allgemein darum bemüht, der Firma zum Erfolg zu verhelfen.

Für Unternehmen sind loyale Mitarbeiter überlebenswichtig. Eine hohe Fluktuation hat zur Folge, dass wichtiges Know-how nicht weitergegeben werden kann. Arbeitsprozesse geraten ins Stocken.

Arbeitgeber können die Loyalität ihrer Mitarbeiter fördern, indem sie sich ebenfalls loyal zeigen und ihren Angestellten Wertschätzung entgegenbringen, zum Beispiel durch

  • eine angemessene Entlohnung,
  • eine transparente Kommunikationskultur,
  • ein angenehmes Arbeitsklima,
  • Weiterbildungsangebote und
  • die Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinen.

Info-Box: Warum sind einige Menschen loyaler als andere?

Anthropologen gehen davon aus, dass Loyalität ihren Ursprung in einem Überlebensmechanismus hat. In früher Vorzeit konnte die Gruppe nur fortbestehen, wenn sich alle Mitglieder gegenseitig unterstützten. Doch warum erscheinen einige Menschen loyaler als andere? Dem liegen gewisse Charaktereigenschaften zugrunde. Sehr loyale Menschen schätzen i.d.R. konservative Werte. Ihnen sind Beständigkeit und langfristige Bindungen wichtig. Doch auch Menschen, die Abwechslung und die sich gern ins Unbekannte stürzen, können sehr loyal sein. Wichtig ist, dass sie sich nicht ausgenutzt fühlen.

Wo verlaufen die Grenzen der Loyalität?

Wie Umfragen zeigen, besitzen rund 70 Prozent aller Beschäftigten keine emotionale Bindung mehr zu ihrem Arbeitgeber. 15 Prozent haben sogar innerlich gekündigt. Das liegt nicht selten daran, dass sie einen Missstand bemerken: Unternehmen fordern häufig mehr Loyalität ein, als sie ihren Mitarbeitern entgegenbringen.

Besonders loyale Mitarbeiter können Gefahr laufen, ausgenutzt zu werden. Nicht umsonst lautet ein geflügeltes Wort, dass mehr Arbeit mit mehr Arbeit belohnt wird.

Ein typisches Beispiel: Es ist kurz vor Feierabend, Sie freuen sich auf einen gemeinsamen Abend mit der Familie. Da kommt der Chef und fragt, ob Sie noch eben eine kleine Aufgabe übernehmen können. Als loyaler Arbeitnehmer stimmen Sie selbstverständlich zu. Schließlich verspätet sich der Feierabend ja nur um eine halbe Stunde. Eine Woche später werden Sie wieder um Überstunden gebeten. Dieses Mal zögert sich der Feierabend um eine Stunde hinaus.

Dass Mitarbeiter ausgenutzt werden, beginnt oft schleichend. Sind Sie erst einmal dafür bekannt, Mehrarbeit zu erledigen, landen schnell noch weitere Aufgaben auf Ihrem Schreibtisch. Obwohl Sie stets Ihr Bestes geben, Überstunden einlegen und die Firma nach bestem Gewissen nach außen vertreten, kommt es nicht zur Gehaltserhöhung. Eventuell lässt sogar der Überstundenausgleich auf sich warten. Eine Beförderung steht ebenfalls nicht im Raum.

Was tun, wenn die eigene Loyalität ausgenutzt wird?

Mit diesen Tipps können Sie dagegen vorgehen, dass Ihre Loyalität ausgenutzt wird:

Kennen Sie Ihre Rechte!

Machen Sie sich mit den rechtlichen Vorgaben wie dem Arbeitsschutzgesetz und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz vertraut. Studieren Sie auch das Mitarbeiterhandbuch Ihres Betriebs.

Prüfen Sie die Situation!

Bitten Sie Kollegen oder Vorgesetzte mal wieder um einen Gefallen, prüfen Sie zunächst, ob Sie überhaupt die Energie und Zeit für Mehrarbeit haben.

Lernen Sie, „Nein“ zu sagen!

Vielen Mitarbeitern fällt es schwer, „Nein“ zu sagen. Das gilt insbesondere, wenn man dem Chef gegenübersteht. Ist Ihre To-do-Liste jedoch schon voll, sollten Sie dies auch klar zum Ausdruck bringen. Überforderte Mitarbeiter bringen dem Unternehmen keinen Vorteil.

Suchen Sie das Gespräch!

Fühlen Sie sich von Ihrem Vorgesetzten ausgenutzt, können Sie versuchen, dies offen anzusprechen. Bringt ein solches Gespräch Sie nicht weiter, können Sie sich an den Betriebsrat oder an die Personalabteilung wenden.

Werden Sie sich über Ihre Ziele klar!

Loyalität ist keine Einbahnstraße. Sie sollten nicht nur die Wertvorstellungen Ihres Arbeitgebers vertreten, sondern auch wertgeschätzt werden. Überlegen Sie, ob Sie Ihre Ziele und Werte im aktuellen Job umsetzen können. Ist dies nicht der Fall, ist es vielleicht tatsächlich besser, sich nach einer Alternative umzusehen.

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