Zwei Cartoonmännchen geben sich die Hand versöhnen sich

In Unternehmen kommt es häufig zu Konfliktsituationen. Man schätzt, dass Führungskräfte 30 bis 50 Prozent ihrer Arbeitszeit direkt oder indirekt damit verbringen, Streitigkeiten zu schlichten und Lösungen herbeizuführen. Im Endeffekt kosten Konflikte Zeit, Nerven und Geld.

Wenn Interessen und Bedürfnisse kollidieren und eine Lösung nicht mehr möglich scheint, kann eine Mediation die letzte Chance auf eine Einigung sein. In diesem Artikel stellen wir Ihnen diese Methode des Konfliktmanagements genauer vor.

Grundlagen der Mediation

Bei einer Mediation geht es darum, Konfliktparteien auf freiwilliger Basis dazu zu bewegen, eigenverantwortlich Vereinbarungen zu treffen, die ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechen und so einen akuten Streit zu beenden. Im Idealfall entsteht eine Win-Win-Situation, mit der alle Seiten zufrieden sind. In der Praxis sind aber auch Kompromisse, mit denen alle Beteiligten gut leben können, ein Erfolg.

Der Mediator bzw. das Mediatoren-Team ist dabei i.d.R. eine neutrale externe Partei, die den Rahmen des Verfahrens vorgibt, aber inhaltlich nicht eingreift. Dahinter steht die Hoffnung, dass die Beteiligten am besten wissen (müssten), wie man den Konflikt lösen kann.

In Deutschland hat sich die Mediation in den 1990er-Jahren etabliert. Vorbild für diese Form des Konfliktmanagements ist u.a. der Prozess bei der Herbeiführung außergerichtlicher Einigungen. Da ein Mediator nur begleitend agiert und keine Vorschläge zur Konfliktlösung macht, unterscheidet sich diese Herangehensweise vom Schiedsspruch oder einer Schlichtung. Letztere beinhalten Vorschläge des Schiedsrichters bzw. des Schlichters.

Den rechtlichen Rahmen der Mediation geben die Europäische Union mit ihrer Mediationsrichtlinie (von 2008) und der deutsche Gesetzgeber mit dem Mediationsgesetz (von 2012) vor.

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mediation

Zunächst einmal kann eine Mediation nur dann zielführend sein, wenn die Konfliktparteien überhaupt noch ein Interesse daran haben, ihre Differenzen beizulegen und die Bereitschaft besteht fair miteinander zu kommunizieren. Daher ist die Mediation eher für leichte und mittelschwere Meinungsverschiedenheiten geeignet. Bei krasseren Konflikten und vollends verhärteten Positionen steht auch der begabteste Mediator auf verlorenem Posten.

Darüber hinaus gibt es weitere Voraussetzungen, die für eine erfolgreiche Mediation unerlässlich sind:

  • Freiwilligkeit: Eine faire Einigung kann man nur erzielen, wenn sich die Konfliktparteien ohne äußeren Druck auf eine Mediation einlassen.
  • Abhängigkeit: Eine Mediation ist nur dann sinnvoll, wenn die „Streithähne“ (Medianten) ein gemeinsames Ziel verfolgen und dementsprechend aufeinander angewiesen sind.
  • Ergebnisoffenheit: Nur mit einer gewissen Portion Flexibilität können Lösungswege gefunden werden, mit denen alle Beteiligten zufrieden sein können.
  • Teilnehmerzahl: Sofern es nicht um Einzelpersonen geht, sollte keine Partei zahlenmäßig unter- bzw. überlegen sein.
  • Vertraulichkeit: Nur wenn zugesichert wird, dass die ausgetauschten Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, kann es zu einem ehrlichen Meinungsaustausch kommen. Der Mediator unterliegt generell der Schweigepflicht.
  • Und schließlich hängt auch sehr viel von der Erfahrung und dem Auftreten des Mediators ab. Er muss seine unparteiische Rolle glaubwürdig vertreten und entsprechende „Social Skills“ mitbringen. Nicht umsonst entstammen viele Mediatoren sozialen Berufen und sind z.B. Psychologen, Soziologen, Theologen oder Pädagogen.

Ablauf einer Mediation

Der Mediator passt sich selbstverständlich den individuellen Gegebenheiten an. Dennoch kann man den Ablauf einer Mediation typischerweise in fünf Phasen einteilen:

  1. Eröffnungsgespräch: Darin erklärt der Mediator den Sinn und Zweck einer Mediation, geht grob auf den weiteren Verlauf ein und weist ausdrücklich auf seine Rolle als neutraler Vermittler hin. Häufig wird auch eine schriftliche Vereinbarung getroffen.
  2. Überblick: Hier geht es vorrangig um das Sammeln von Informationen. Worum geht es genau und bei welchen Themen geraten die Konfliktparteien aneinander?
  3. Standpunkte: Jede Seite schildert die eigene Perspektive und formuliert Erwartungen und Ziele. Der Mediator kann in dieser Phase Fragen stellen, um mehr Transparenz in den Konflikt zu bringen.
  4. Lösungsweg: Die Parteien versuchen, auf Basis aller vorgetragenen Informationen, einen geeigneten Weg zur Beilegung des Streits zu erarbeiten. Zu Beginn dieser Phase ähnelt der Prozess eher einem Brainstorming. Erst anschließend werden die Ideen genauer betrachtet und bewertet. Der Mediator begleitet die Verhandlung, gibt ggf. Anregungen und hat immer im Blick, dass die Lösungsansätze für beide Seiten passen müssen.
  5. Vereinbarung: Die Medianten halten die Einigung und das geplante Vorgehen schriftlich fest. Sinnvoll ist es, darin auch einen zeitlichen Rahmen zu verankern.
  6. Die Dauer einer Mediation wird von vielen Faktoren beeinflusst, u.a. von der Schwere des Konflikts, den Fortschritten während des Prozesses und den Terminkalendern der Beteiligten. Eine Sitzung kann für zwei Stunden, einen halben oder ganzen Tag anberaumt werden. Manchmal sind lange Sitzungen empfehlenswert. Manchmal sind mehrere Treffen zielführender, da die Parteien zwischendurch mehr Zeit zum Nachdenken haben.

Vorteile einer Mediation

Im Vergleich zu anderen Methoden des Konfliktmanagements weist die Mediation eine höhere Erfolgsquote auf. Experten sprechen davon, dass in knapp 80 Prozent der Fälle eine Lösung gefunden und der Konflikt beendet wird. In vielen Fällen wird ein Gerichtsverfahren vermieden, dass i.d.R. sehr viel teurer ist als eine Mediation. Bei einer außergerichtlichen Lösung geht es meist auch viel schneller.

Weitere Vorteile sind:

  • Kommt eine Lösung zustande, gibt es (theoretisch) keine Verlierer, sondern nur Gewinner.
  • Alle Beteiligten haben an der Vereinbarung mitgewirkt. Es ist immer besser, Teil der Lösung als Teil des Problems zu sein …
  • Durch die strukturierte Herangehensweise verstehen die Konfliktparteien eher, was die jeweils andere die ganze Zeit gestört hat.
  • Zukünftige Gemeinschaftsprojekte werden erleichtert, da man die andere Seite besser kennengelernt hat und Kommunikationsprobleme evtl. schon im Vorfeld vermeiden kann.
  • Man kann die Energie und die Zeit, die in den Konflikt geflossen ist, wieder sinnvoller nutzen.

Eine Mediation ist nicht nur im unternehmerischen Umfeld hilfreich. Es lassen sich damit auch Probleme auf vielen anderen Bereichen lösen, z.B. in Familien (wenn es um Erbschaften oder Trennungen geht), in der Schule (wenn Eltern mit einem Lehrer aneinandergeraten), in der Nachbarschaft (wenn der Streit um die Hecke zu eskalieren droht) oder in der Völkerverständigung (wenn kulturelle Praktiken nicht oder falsch interpretiert werden).

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