Vor einigen Tagen habe ich einen Freund in seinem Büro in der Innenstadt besucht. Sechs Leute auf engstem Raum: endlos klingelnde Telefone, dröhnende Gespräche der Kollegen, geräuschvoll ratternde Drucker und eine brummende Klimaanlage – Wer soll sich bei dem Geräuschpegel auf die Arbeit konzentrieren?
Meine persönliche Erfahrung ist, dass Ablenkung durchaus Kreativität fördern kann, aber grundsätzlich benötigen die meisten Menschen eine ruhige Arbeitsatmosphäre. Die ist vor allem in Großraumbüros nicht immer gegeben, aber auch Einzelbüros garantieren nicht automatisch himmlische Ruhe. Bereits ein relativ geringer Lärmpegel begünstigt Stress und beeinträchtigt die Leistungskapazität. Dazu gibt es eine interessante Studie des Bundesamtes für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Sie belegt, dass Probanden, die einer verstärkten Lärmbelastung ausgesetzt wurden, mehr Zeit für ihre Arbeit benötigten und mehr Fehler machten als Personen, die die gleichen Aufgaben in ruhiger Umgebung lösen sollten.
Hinzu kommt, dass der Übergang von einer erträglichen Geräuschkulisse zum störenden Lärm fließend ist und vor allem individuell. Während mein Kollege Manuel auch bei einem höheren Lärmpegel noch gut arbeiten kann, tut sich meine Kollegin Angelika bei gleicher Geräuschkulisse sehr schwer. Die Belastung ist außerdem von der Art der Tätigkeit abhängig: Bei Routineaufgaben wird Lärm als nicht so störend empfunden wie bei anspruchsvoller Arbeit, die höchste Konzentration erfordert.
Um die Geräuschkulisse zu verringern, helfen oft schon kleine Maßnahmen. Ich habe einige Anregungen für Sie zusammengestellt. Suchen Sie sich die Punkte heraus, die Sie gemeinsam mit dem Chef und den Kollegen umsetzen können und wollen.
Ein gutes Miteinander
Vereinbaren Sie Zeiten, in denen leise und intensiv gearbeitet wird. Wenn alle Mitarbeiter täglich zwei Stunden auf laute Gespräche und unnötigen Lärm verzichten, kann viel Konzentration gewonnen werden. Kundengespräche oder längere gemeinsame Arbeitseinheiten können Sie in Konferenzräumen führen. Bei uns ist es üblich, auch für kleinere Besprechungen einen Extraraum zu nutzen, um Kollegen nicht zu stören, außerdem vermeiden wir Meetings „zwischen Tür und Angel“. Mitarbeiter, die aufgrund ihrer Tätigkeit ständig miteinander kommunizieren müssen, sitzen möglichst dicht beieinander.
Optimieren Sie die Technik
Stellen Sie Klingeltöne für Telefone und Faxgeräte möglichst leise und Ihr Handy auf Vibrieren, statt den neuesten Klingeltonhit durch den Raum schallen zu lassen. Vermeiden Sie langes Klingeln und nehmen Sie das Gespräch spätestens nach dem vierten Ton an, danach sollte der – leise geschaltete – Anrufbeantworter anspringen. Für Vieltelefonierer oder für Leute, die ihr Büro zum Beispiel direkt neben ihrer Werkstatt haben, eignet sich ein Headset: Wer es verwendet, spricht automatisch leiser. Tauschen Sie laut „klackernde“ Computertastaturen gegen leisere aus.
Kleine Umbauten, große Wirkung
Lagern Sie lärmintensive Geräte wie Kopierer und Fax vom Büro in einen Nebenraum aus. Richten Sie für den Fall, dass jemand absolut ungestört arbeiten muss, eine Ecke im Büro oder ein kleines Zimmer ein. Pflanzen im Büro sorgen nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern
verringern auch den Lärmpegel. Mobile Klappwände können den Arbeitsplatz abschirmen – sie reduzieren Geräusche und vermitteln das Gefühl, in einem Einzelbüro zu sitzen.
Die große Lösung: Raumakustik am Arbeitsplatz
Die Möglichkeiten, die Raumakustik zu verbessern, sind vielfältig; das Angebot reicht von Bodenbelägen über abgestimmte Deckenabsorber bis hin zu speziellen Folien für Fenstergläser. Ob und wie ein Büro akustisch optimiert werden kann, hängt von der zur Verfügung stehenden Fläche, dem gewünschten Grad an Flexibilität und nicht zuletzt den finanziellen Mitteln ab. Grundsätzlich gilt: Kunststoff- oder Teppichböden sind besser als Fliesen, Holz- oder Kunststoffmöbel leiser als harte Möbeloberflächen. Raumwände sollten mit einem schallabsorbierenden Spezialanstrich ausgestattet sein. Raumakustiker sind sich einig, dass Schall am besten schon dort absorbiert werden sollte, wo er entsteht – direkt am Arbeitsplatz oder im Umfeld technischer Geräte. Oberstes Ziel ist es, ein angenehmes akustisches Raumklima herzustellen, in dem sowohl konzentrierte Einzelarbeit als auch Teamwork mit häufigen Telefonaten möglich sind.
Wenn gar nichts mehr hilft…
Dann befindet sich Ihr Arbeitsplatz entweder direkt an einer Hauptverkehrsstraße oder aber Sie haben Kollegen, die einfach lautstark und sehr mitteilungsbedürftig sind. Hier helfen wohl nur noch Ohrenstöpsel.
Haben Sie weitere Tipps, mit denen sich Lärm am Arbeitsplatz vermeiden lässt?