Hat der Arbeitgeber tatsächlich so viel zu bieten, wie er mir in der Stellenausschreibung weismachen will? Um sich einen ersten Eindruck von einem Unternehmen zu machen, verschaffen Bewertungen auf Online-Plattformen Bewerbern eine gute Orientierung. Doch dürfen aktuelle und ehemalige Arbeitnehmer hier eigentlich kritische Worte finden? Was ist erlaubt und bei welchen Äußerungen ist Vorsicht geboten?
Der Hintergrund: Darum sind Online-Bewertungsplattformen so beliebt
„Auf Teamwork legt man im Unternehmen viel Wert, dabei wird die Leistung der einzelnen Mitarbeitenden aber nicht immer gesehen“ oder „Das Unternehmen hat sich nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahnen geschrieben. Leider gibt es für die Angestellten aber keinen Zuschuss für den öffentlichen Nahverkehr. Dafür stehen viele Mitarbeiterparkplätze auf dem Firmengelände zur Verfügung.“ Dies sind nur einige Beispiele für Bewertungen, die Angestellte auf Plattformen wie kununu hinterlassen.
Diese persönlichen Eindrücke und individuellen Erfahrungen bieten einen subjektiven Einblick in die Unternehmenskultur. Gleichzeitig beeinflussen sie zu einem nicht unerheblichen Teil die Außenwahrnehmung des Betriebs als Arbeitgeber. Sie sind daher vor allem für Bewerber und potenzielle neue Arbeitnehmer interessant, um sich transparent über ein Unternehmen zu informieren.
Letztlich können auch Unternehmen selbst die Bewertungen als Feedback verstehen, um an möglichen Verbesserungen arbeiten. Letztlich trägt dies zu einer höheren Zufriedenheit der Belegschaft und in der Folge zum guten Ruf als Arbeitgeber bei.
Wenn kritische Worte den Ruf schädigen: die Nachteile
Die im Internet für alle frei zugänglichen Bewertungen haben auch ihre Schattenseiten. Denn äußern sich aktuelle oder ehemalige Arbeitgeber kritisch, ist dies für ein Unternehmen immer ein Schuss vor den Bug – vor allem dann, wenn sich negative Kommentare häufen. Letztlich ist die Gefahr einer Rufschädigung für einen Arbeitgeber hoch.
Zu berücksichtigen ist zudem, dass es sich immer um eine subjektive Bewertung handelt, die nicht unbedingt die Meinung der gesamten Belegschaft widerspiegelt. Auch kann es schnell passieren, dass Situationen aus dem Zusammenhang gerissen werden und letztlich nur die halbe Wahrheit zu lesen ist. Im schlechten Fall führt dies dann dazu, dass potenzielle neue Mitarbeitende einen schlechten Eindruck von dem Unternehmen bekommen und sich lieber gar nicht mehr dafür bewerben – unabhängig davon, ob die Aussagen in der Bewertung der Wahrheit entsprechen oder nicht.
Bitte fair bleiben: Diese Regeln gelten für die Bewertung
Aus Fairness und nicht zuletzt als Schutz vor rechtlichen Konsequenzen sind Arbeitnehmer gut beraten, sich an einige Regeln zu halten, wenn sie eine öffentliche Bewertung abgeben. Diese sollten auch dann gelten, wenn man seine Meinung anonym und ohne Klarnamen abgibt:
- Eine Meinung ist immer subjektiv und sollte daher auch immer aus der eigenen Perspektive und niemals verallgemeinernd geäußert werden. Legitim ist daher die Äußerung „Ich werde schlecht bezahlt“, während die Aussage „Die Bezahlung im Unternehmen ist unterirdisch“ keine gute Idee ist.
- Ein absolutes No-Go ist es, Namen von Vorgesetzten oder Kollegen sowie private Daten zu nennen – ganz gleich in welchem Zusammenhang.
- Auch wenn die Bewertung die eigene Meinung wiedergibt, muss man immer bei der Wahrheit bleiben. Wer Fakten nennt, sollte diese im Zweifel auch belegen können.
- Betriebsgeheimnisse sind genau das, wonach sie sich anhören – Geheimnisse. Es versteht sich daher von selbst, dass diese in Bewertungen nichts verloren haben.
- Eine Bewertung wird bestenfalls nicht in einer Situation verfasst, in der die Emotionen gerade hochkochen. Das Risiko ist ansonsten hoch, dass man Dinge äußert, die man später bereut. Gleiches gilt für die Wortwahl: Ohne Wut im Bauch fällt es leichter, möglichst neutral zu formulieren.
- Auf Äußerungen, die den Ruf eines Unternehmens schädigen können, verzichten Arbeitnehmer lieber grundsätzlich.
Die Grenzen überschreiten: Diese Konsequenzen drohen
In der scheinbaren Anonymität des World Wide Web fällt es vielen Menschen leicht, ihren Unmut zu äußern. Bevor sie ein klärendes Gespräch mit ihrem Chef suchen, machen sie ihrem Unmut lieber auf den Bewertungsplattformen Luft. Das ist jedoch keine gute Idee: Verbale Angriffe, die den Ruf des Unternehmens schädigen und nicht der Wahrheit entsprechen, können einerseits das bestehende Arbeitsverhältnis gefährden und sogar eine Kündigung nach sich ziehen. Andererseits drohen sogar strafrechtliche Konsequenzen und hohe Schadensersatzforderungen.
Aber ich gebe meinen Namen doch gar nicht an, was soll mir da schon passieren? Dieser Irrglaube kann für Menschen, die ihre Meinung unzensiert posten, ein folgenschwerer Fehler sein. Denn tatsächlich haben Unternehmen unter besonderen Voraussetzungen ein Auskunftsrecht. Das ist vor allem dann der Fall, wenn (ehemalige) Mitarbeitende nachweislich nicht der Wahrheit entsprechende Behauptungen aufstellen, Personen beleidigen oder Betriebsgeheimnisse ausplaudern.
Der Betreiber der Bewertungsplattform muss jetzt zunächst prüfen, ob die jeweilige Person, die hinter einem Nickname steht, auch tatsächlich bei dem Unternehmen gearbeitet hat. Im Zweifel ist er sogar verpflichtet, den Namen dann auch mitteilen. Es versteht sich von selbst, dass in diesen Fällen natürlich auch die Bewertung gelöscht wird. Angestellte sind daher gut beraten, sich vorher gut zu überlegen, was sie öffentlich über ihren Arbeitgeber preisgeben – und was lieber nicht.
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