Leisure Sickness

Endlich Urlaub! Der Laptop ist zugeklappt, die Flüge sind gebucht und die Koffer gepackt – doch ausgerechnet jetzt machen Kopfschmerzen und Fieber Arbeitnehmern einen Strich durch die Rechnung. Statt Strand und Meeresrauschen heißt es nun erst einmal: Bettruhe und Auskurieren!

Die Rede ist von „Leisure Sickness“ – oder übersetzt „Freizeitkrankheit“: dem Phänomen, pünktlich zum wohl verdienten Urlaub oder Wochenende krank zu werden. Was genau es damit auf sich hat, wie Leisure Sickness entsteht und wie man psychologisch entgegensteuern kann, erklären wir in diesem Ratgeber.

Ursprung von Leisure Sickness

Warum wird man ausgerechnet dann krank, wenn der Körper eigentlich auf Erholung eingestellt ist? Diese Frage stellen sich wohl so einige. Dass Menschen im Urlaub oder am Wochenende krank werden, kommt heutzutage immer häufiger vor. Betroffen von „Leisure Sickness“ (auf Deutsch: Freizeitkrankheit) sind jedoch nicht nur Top-Manager mit einer 60-Stunden-Woche – auch andere Beschäftigte leiden unter dem Phänomen.

Doch wie kommt es nun zu Leisure Sickness? In Stresssituationen arbeitet unser Immunsystem auf Hochtouren. Stress macht uns einerseits anfälliger für Infektionen, unterdrückt jedoch andererseits über das Stresshormon Cortisol die direkte Immunantwort. Fällt nun der Stress im Urlaub oder am Wochenende ab, produziert unser Körper in Folge dessen weniger Abwehrzellen und unser Cortisolspiegel sinkt. Unser Körper ist anfälliger und Krankheitserreger haben ein leichtes Spiel. Eine entscheidende Rolle hierbei spielt unter anderem unser vegetatives Nervensystem, genauer gesagt das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus: Der Sympathikus wird oftmals von Stress und Leistungsdruck aktiviert und kann unseren Organismus zu körperlichen und geistigen Höchstleistungen antreiben. Sein Gegenspieler – der Parasympathikus – hingegen ist in Entspannungsphasen aktiv. Kommt der Parasympathikus jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg nicht zum Zuge, wird es schwieriger, den menschlichen Organismus wieder in eine Erholungsphase zu versetzen.

Typische Symptome

Die Symptome von Leisure-Sickness-Betroffenen können das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen und variieren in der Regel von Person zu Person. Zu den wohl häufigsten Beschwerden zählen:

  • Kopfschmerzen bis hin zu Migräne
  • Erschöpfung, Müdigkeit und Kraftlosigkeit
  • Rückenschmerzen und Muskelschmerzen
  • Übelkeit bis hin zu Erbrechen
  • Magen-Darm-Beschwerden und/oder -Infekte
  • Erkältungsbeschwerden mit Fieber und Gliederschmerzen
  • Psychische Begleiterscheinungen

Neuerdings lassen sich auch schwerwiegendere Auswirkungen auf die Gesundheit erkennen. Darunter fallen eine erhöhtes Risiko für Herzinfarkte sowie Schlaganfälle. Zudem gelten übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum, ungesundes Essverhalten und ein gestörter Schlafrhythmus als weitere Risikofaktoren, die in Verbindung mit dem Leisure-Sickness-Syndrom eine gefährliche Kombination darstellen.

Jedoch sollte immer beachtet werden, dass die genannten Symptome nicht spezifisch mit Leisure Sickness zusammenhängen müssen und auch eines anderen Ursprungs entspringen können. Wer während eines Urlaubs oder in der Freizeit unter körperlichen Beschwerden leidet, sollte stets einen Arzt aufsuchen um eine genaue Diagnose zu erhalten und andere Ursachen grundsätzlich auszuschließen.

Infobox: Das Leisure-Sickness-Syndrom in Kürze

  • Wird oftmals auch als „Freizeitkrankheit“ bezeichnet und beschreibt gesundheitliche Beschwerden oder Krankheit an freien Tagen, am Wochenende oder zu Urlaubsbeginn
  • Zu den mögliche Symptome zählen Erkältungsbeschwerden, Fieber, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit u.ä.
  • Ausgelöst wird dies vermutlich durch den rapiden Übergang von hohem Alltagsstress zu abruptem Entspannungsmodus. Es kommt zu einem Abfall des Stresshormonspiegels und einer nachfolgenden Aktivierung von Immunreaktionen.
  • Auch weitere Lebensstilfaktoren, beispielsweise Essen, Schlafrhythmus oder Alkoholkonsum können diese Beschwerden beeinflussen und verschlimmern.

Wie kann man Leisure Sickness vermeiden?

Leisure Sickness kann natürlich nicht immer vermieden werden – man kann dem jedoch entgegensteuern. Wir haben zusammengefasst, wie Sie die Freizeitkrankheit effektiv vorbeugen können:

  • Sanfter Übergang: Ob Urlaub oder Wochenende – langsam angehen lassen ist das Stichwort. Stressen Sie sich nicht zu sehr und arbeiten Sie nicht bis zur letzten Minute vor ihrem Urlaub auf Hochtouren. Erledigen Sie die wichtigen Dinge rechtzeitig und nicht auf den letzten Drücker – denn das würde Sie erneut einer enormen Stresssituation aussetzen.
  • Erholung im (Arbeits-)Alltag: Gönnen Sie sich, sowohl während der Arbeitszeit als auch nach der Arbeit, erholsame Ruhepausen. Das kann ein Spaziergang in der Mittagspause, eine Meditation oder ein wohltuendes Bad am Abend sein. Geben Sie ihrem Körper die Möglichkeit, sich zu entspannen und zur Ruhe zu kommen. Kleiner Tipp: Die Zeit nach der Arbeit nur vor dem Fernseher oder am Smartphone zu verbringen, verschafft keine echte Erholung. Lesen Sie lieber ein paar Seiten ihres neuen Romans!
  • Das Arbeitshandy ausschalten: Ein jeder von uns ertappt sich dabei, im Urlaub doch mal schnell einen Blick in die Arbeits-E-Mails zu werfen. So schwer es dem ein oder anderen fallen mag – das Arbeitshandy bleibt im wohlverdienten Urlaub ausgeschaltet. So kommen Sie gar nicht erst in Versuchung, doch noch rasch eine E-Mail zu beantworten und sich erneut der Arbeit zu widmen.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivitäten zählen zu den besten Mitteln gegen Stress. Bereits dreimal pro Woche 30 Minuten lang schnelles Gehen kann dabei helfen, unser Stresslevel zu senken und unserem Körper etwas Gutes zu tun. Wer möchte, kann Körper und Geist mit Entspannungsübungen wie Yoga oder Tai-Chi fit halten.

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