Pausen-Paradox

Nach dem Motto „Viel hilft viel“ ist der Irrglaube, möglichst lange zu arbeiten, um viel zu schaffen, weit verbreitet. Das Gegenteil ist de facto der Fall: Wer effektiv und leistungsfähig sein möchte, der braucht regelmäßige Auszeiten und Unterbrechungen von der Arbeit. Das hat es mit dem Pausen-Paradox auf sich.

Mehr als eine kreative Wortschöpfung: Was ist mit Pausen-Paradox gemeint

Mit dem Begriff Pausen-Paradox ist der Widerspruch des scheinbar proportionalen Zusammenhanges zwischen der eigenen Leistung und der Arbeitszeit gemeint. Die allgemeine Annahme, dass die Leistung höher ist, je länger die Arbeitszeit dauert, lässt sich durch das Pausen-Paradox widerlegen. Tatsächlich ist es genau andersherum: So sollen längere Pausen zu besseren Ergebnissen und einer gesteigerten Produktivität führen. Bedeutet: Je mehr Pausen eingelegt werden, desto mehr Leistung können Sie erbringen.

Warum sind wir nach kurzen Auszeiten leistungsfähiger?

Die folgende Erfahrung haben viele mit Sicherheit schon einmal gemacht: Auf dem Schreibtisch türmt sich die Arbeit. Um möglichst viel zu schaffen, verzichten wir lieber auf die Mittagspause und arbeiten stattdessen durch. Am Ende des Tages fühlen wir uns ausgelaugt und erschöpft. Es hat sich zudem der eine oder andere Fehler eingeschlichen und ob wir unter dem Strich wirklich mehr geschafft haben, ist fraglich …

Tatsächlich ist unser Gehirn nicht in der Lage, sich über einen längeren Zeitraum konstant zu konzentrieren und Höchstleistungen zu bringen. Bereits nach 60 Minuten, spätestens aber 90 Minuten nimmt die Leistungskurve rapide ab. Unser Biorhythmus gibt vor, dass wir eine Ruhephase benötigen. Halten wir uns nicht daran, sind mangelnde Konzentration, Müdigkeit und Erschöpfung die Folgen.

Andersherum sorgen bereits kurze Pausen für:

  • bessere Konzentration
  • gesteigerte Aufmerksamkeit
  • höhere Produktivität
  • mehr Kreativität
  • verbesserte Effizienz

Die Gründe: Warum gönnen wir uns keine Pause?

Dass regelmäßige Pausen während der Arbeit wichtig sind, dürfte den meisten Menschen bewusst sein. Dennoch halten sie sich nicht immer daran. Das kann unterschiedliche Gründe haben:

  • Der eigene Ehrgeiz ist sehr groß: Man möchte möglichst viel schaffen und erreichen und im besten Fall sogar besser und schneller als die anderen sein.
  • Die Angst, von den Kollegen und sogar dem Vorgesetzten als faul abgestempelt zu werden, ist groß. Stattdessen möchten wir demonstrieren, wie viel Einsatz wir an den Tag legen.
  • Der Chef verlangt oder signalisiert zumindest, dass es besser wäre, auf die Pause zu verzichten, da der Arbeitsdruck so groß ist. Arbeitsrechtlich ist das zwar nicht erlaubt, kommt aber dennoch immer mal wieder vor.

Die rechtliche Seite: Wie viel Pausenzeit steht mir zu?

Wie viel und häufig Arbeitnehmer eine längere Pause einlegen können, ist in Deutschland im Arbeitszeitgesetz geregelt. Das sind die wichtigsten Vorgaben:

  • Arbeitszeit weniger als sechs Stunden: keine Pause
  • Arbeitszeit mehr als sechs Stunden: 30 Minuten Pause
  • Arbeitszeit mehr als neun Stunden: 45 Minuten Pause

Die Pausen lassen sich auf Wunsch auch in Blöcken von je 15 Minuten aufteilen. Die vorgegebenen Zeiten dürfen nicht unterschritten werden, nach individueller Absprache aber länger ausfallen. Zu beachten ist jedoch, dass zu lange Pausen auch kontraproduktiv sein und unseren Workflow komplett unterbrechen können. Hier gilt es eine gute individuelle Balance zu finden. Übrigens: Die Pausenzeit gilt nicht als Arbeitszeit und wird dementsprechend nicht vergütet.

Wie baue ich die Pause möglichst effektiv in den Arbeitsalltag ein?

Empfehlenswert ist es, eine Pause rechtzeitig einzulegen, bevor sich die geistige Erschöpfung erst einstellt: Denn fühlen wir uns bereits müde und gestresst, ist es fast schon zu spät. Besser ist es, rechtzeitig auf erste Anzeichen des Körpers zu hören und direkt zu reagieren.

Kurze Mikro-Pausen zwischendurch sind daher unbedingt sinnvoll. Bereits eine drei- bis fünfminütige Unterbrechung der Arbeit, zum Beispiel durch den Gang zur Toilette, den Blick aus dem Fenster, ein paar Dehnübungen oder ein tiefes Durchatmen können unsere Energiereserven kurzfristig wieder auffüllen. Weniger empfehlenswert ist dagegen das Daddeln am Smartphone oder das Surfen im Netz – zwar verschaffen diese Aktivitäten etwas Ablenkung, sie sorgen jedoch nicht für die notwendige Erholung.

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