Schlagfertigkeit

Wer kennt die Situation nicht? Man geht aus einem Gespräch mit dem Chef, Kollegen oder einem Kunden und denkt im Nachhinein: Warum habe ich bloß nicht so oder so reagiert? Warum ist mir bloß keine passende Antwort eingefallen? Dabei hätte eine witzige, spontane und treffende Reaktion die Situation mit Sicherheit entspannt. Schlagfertigkeit kann im Job manchmal sehr hilfreich sein. Wer diese Fähigkeit nicht von Natur aus besitzt, kann sie mit etwas Übung auch lernen.

Schlagfertigkeit – was ist das überhaupt?

„Arbeiten Sie immer so langsam?“ – „Ja, mir ist ein perfektes Ergebnis sehr wichtig.“ Oder: „Sie sind zu spät!“ – „Aber dafür liegen meine Haare gut.“ Schlagfertige Menschen sind in der Lage, auf verbale „Angriffe“ spontan mit einer treffenden, souveränen, meist witzigen und geistreichen Antwort zu reagieren. Eine schlagfertige Reaktion soll dabei kein Gegenangriff und schon gar keine Beleidigung sein, sondern vielmehr dazu dienen, dem Angreifer den Wind aus den Segeln zu nehmen und einen Konflikt gar nicht erst entstehen zu lassen.

Wer schlagfertig beziehungsweise redensartlich „nicht auf den Mund gefallen“ ist, demonstriert gegenüber anderen ein gesundes Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen sowie auch Intelligenz. Schlagfertige Menschen verschaffen sich schneller Respekt und können besser Grenzen setzen.

Sechs praktische Tipps, um mit etwas Übung spontan schlagfertig zu sein

Tatsächlich erscheint es erst einmal widersprüchlich: Denn erlernte Schlagfertigkeit ist ja eigentlich alles andere als spontan. Und natürlich können Sie sich nicht auf jede mögliche Situation vorbereiten. Dennoch ist es mit etwas Übung möglich, im passenden Moment die richtige Antwort parat zu haben. Diese Tipps helfen dabei:

Tipp 1: Selbstbewusst sein, souverän auftreten

Die wichtigste Voraussetzung für einen guten Konter ist zunächst einmal ein selbstbewusstes Auftreten. Dazu gehört auch eine eindeutige und sichere Körpersprache. Wer daher mit einem Vorwurf konfrontiert wird, der senkt nicht den Kopf, sondern hält den Blickkontakt zum Gegenüber. Wer jetzt noch gelassen bleibt und sich nicht provozieren lässt, muss gar nicht mehr unbedingt den lustigsten Spruch zum Besten geben, sondern hat allein durch sein Auftreten schon viel erreicht.

Tipp 2: Realistische Ansprüche haben

Wer direkt auf jeden Kommentar mit der „perfekten“ Antwort kontern will, steckt sich sein Ziel zu hoch. Es muss nicht immer total witzig und geistreich sein. Ein „Besser spät als nie“ ist zum Beispiel immer noch besser als ein „Äh, der Bus hatte mal wieder Verspätung!“ Wichtig ist zudem, sich vorab keine langwierigen und komplexen Antworten zu überlegen. Diese wirken nicht nur schnell einstudiert, sondern es besteht zudem das Risiko, dass sie niemand versteht.

Tipp 3: Ein paar Sprüche auf Lager haben

Für den Anfang empfiehlt es sich, sich ein gewisses Repertoire an lässigen und einfachen Sprüchen zuzulegen, die auf viele Situationen passen. Damit diese nicht in Vergessenheit geraten, schreibt man sie am besten auf und ruft sie sich immer wieder ins Gedächtnis. Beispiele hierfür sind: „Können Sie das auch rückwärts sagen?“, „Wenn Sie das sagen, wird es wohl stimmen“, „Das überlege ich mir noch“ oder „Das ist für meinen eckigen Kopf zu rund.“

Tipp 4: Zustimmung signalisieren

Wer sich mit der Schlagfertigkeit schwertut, der ist bei einem verbalen Angriff zunächst einmal gut beraten, die „Flucht nach vorn“ anzutreten und anstatt sich zu rechtfertigen, dem Vorwurf lieber zustimmen. Mit ein bisschen Übung lässt sich dem Ganzen noch ein wenig Witz hinzufügen. Als Beispiele: „Sie sind aber spät!“ „Stimmt, dafür bin ich jetzt aber nur für Sie da.“ Oder „Sie sind unordentlich!“ Richtig, aber so verschenke ich keine wertvolle Zeit mit Aufräumen.

Tipp 5: Eine Notlösung parat haben

Für den Fall, dass einem in einer Situation so gar keine passende Erwiderung einfallen will, lohnt es sich, eine Notfall-Antwort parat zu haben. Ein Allround-Satz wäre beispielsweise: „Leider fällt mir keine schlaue Antwort ein, mein Schlagfertigkeitscoach hat mich heute versetzt.“ Eine Option, um Zeit zu gewinnen, kann auch ein „Tut mir leid, ich habe nicht verstanden, was Sie gesagt haben“ sein. Oder Sie stellen einfach eine Gegenfrage: „Was genau gefällt Ihnen nicht an meiner Arbeit?“ Damit können Sie der anderen Person kurzfristig den Wind aus den Segeln nehmen.

Tipp 6: Im Trockenen üben

Stellen Sie sich daheim verschiedene Situationen vor und bereiten Sie jeweils drei verschiedene Antwortoptionen als Reaktion auf Kritik oder Vorwürfe vor. Dabei ist darauf zu achten, dass eine Antwort neutral ist. Die zweite sollte witzig sein und die dritte unfair. Bestenfalls üben Sie diese Situationen mit Menschen, die Sie gut kennen und passen die Körperhaltung und -sprache auch jeweils Ihrer Reaktion an. So erhalten Sie ein Gefühl dafür, welche Antwort in unterschiedlichen Situationen die beste ist. Je häufiger man trainiert, desto sicherer wird man mit der Zeit, sodass man auch bei ganz neuen „Attacken“ nicht so schnell aus der Fassung gerät.

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