Zu Wort kommen

Die Situation haben die meisten schon einmal erlebt: Der Gesprächspartner redet in einer Tour, holt kaum Luft und lässt sich in seinem Redefluss auch nicht unterbrechen. Wer jetzt nicht nur höflich nicken, freundlich lächeln und den Monolog stillschweigend über sich ergehen lassen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, den Dauerredner zu stoppen. Lesen Sie diesem Beitrag, mit welchen Tipps sie selbst wieder zu Wort kommen können.

Wenn Schwätzer am Zuge sind: Das steckt dahinter

Vielrederei gibt es in verschiedenen Ausprägungen: Während die einen nur über sich reden, schmücken die anderen ein spezielles Anliegen besonders aus. Wiederum andere berichten über normale Alltagserlebnisse bis ins kleinste Detail oder verlieren sich in ausufernden Erklärungen. Alle diese Personen haben gemeinsam, dass sie gerne, viel und häufig reden und andere (entweder bewusst oder unbewusst) nicht zu Wort kommen lassen.

Der Drang nach Aufmerksamkeit verbindet die Dauerredner dabei fast immer. Während sich die einen jedoch profilieren wollen, sind die anderen eher unsicher und fühlen sich unverstanden. Grundsätzlich ist den Vielrednern die Bestätigung von anderen Menschen sehr wichtig. Sie selbst sind in der Regel jedoch wenig empathisch und nicht interessiert an dem, was die anderen Personen zu sagen haben.

Weitere typische Merkmale sind:

  • Die Person wiederholt bereits Gesagtes.
  • Vielredner neigen zu Abschweifungen und sprechen unstrukturiert.
  • Der Gesprächspartner spricht entweder ohne Punkt und Komma besonders schnell oder aber mit vielen Pausen auffallend langsam.
  • Schwätzer stellen gerne rhetorische Fragen, à la „Sie wollen den Kunden doch bestimmt halten, oder?“, auf die sie keine Antwort erwarten.

Dauerredner stoppen: Diese Maßnahmen sind hilfreich

Wer sich nicht gerade für die Holzhammer-Methode entscheidet und dem Gesprächspartner mit klaren Worten zu verstehen gibt, dass er endlich seinen Mund halten soll, der kann auf eine Reihe an deutlich sensibleren Optionen zurückgreifen. Welche Maßnahme am effektivsten ist, hängt dabei vor allem von der Person und der Situation ab. Hier einige Vorschläge:

Bestätigung einstellen
Durch eindeutige Gestik und Mimik mit Nicken und Lächeln, womöglich sogar einer kurzen „Ja, okay“-Äußerung fühlt sich der Gesprächspartner nur darin bestätigt, weiterzureden. Versuchen Sie deshalb doch einfach mal, sämtliche verbalen und nonverbalen Äußerungen einzustellen. Bedeutet: Sie schalten auf stumm und legen einen neutralen Gesichtsausdruck auf.

übergangslos weiterreden
Diese Methode kostet unter Umständen etwas Überwindung: Nachdem man dem Gegenüber mehrfach seine Zustimmung signalisiert hat, nutzt man seine Atempause und führt das Gespräch einfach fort. Wichtig ist, dabei weder die Stimme zu erheben, noch lauter zu sprechen, sondern scheinbar ganz natürlich nun an der Reihe zu sein.

zum Thema zurückkehren
Personen, die gerne und viel sprechen, nutzen jede Gelegenheit, um ein Thema auf sich zu beziehen. Als Beispiel: Sie möchten von einem aktuellen Erlebnis mit Kunde XY erzählen und dem Kollegen fallen direkt zwei bis drei Anekdoten zu besagter Person ein – und das, bevor Ihre Geschichte überhaupt erst erzählt wurde. Der kurze, aber bestimmte Einwurf „Zurück zum Thema!“ kann jetzt zielführend sein.

geschlossene Fragen stellen
Wie wäre es damit, den Kollegen oder Kunden mit gezielten Fragen aus dem Konzept zu bringen? Einerseits signalisiert man so Interesse, andererseits besteht die gute Chance, den Redefluss zu stoppen und die Person aus dem Konzept zu bringen. Damit das funktioniert, sollten die Fragen möglichst geschlossen und nur mit einem „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten sein. Zum Beispiel: „Sie kennen das Produkt schon länger, oder?“ und folgend: „Und Sie haben bestimmt auch schlechte Erfahrungen damit gemacht?“ Einfach mal ausprobieren!

Wiederholungen nutzen
Menschen, die gerne reden, neigen zu Wiederholungen. Nutzen Sie diese für sich und berichten Sie der Person, was Sie schon von ihr zu dem Thema erfahren haben. Das kann sich dann so anhören: „Ja, Sie erzählten bereits, dass das keine schöne Erfahrung war.“ Und wenn man dann schon das Wort hat, bleibt man direkt am Zuge: „Ich selbst kann das nur bestätigen. Meine Erfahrung ist …“

der Keine-Zeit-Trick
Ist die eigene Zeit begrenzt, dann darf man dies dem Gegenüber freundlich mitteilen. Wie wäre es zum Beispiel damit? „Ich höre Ihnen immer gerne zu, aber heute fehlt mir die Zeit dafür.“ oder „Würden Sie bitte nur kurz das Wichtigste erzählen, ich habe gleich einen Termin.“ Diese Methode funktioniert natürlich auch, wenn der eigene Zeitmangel nur vorgeschoben ist.

das Gesagte zusammenfassen
Um einen Mitarbeiter zum Schweigen zu bringen, kann es ebenfalls Erfolg versprechend sein, den Inhalt des Monologs mit eigenen Worten wiederzugeben und damit ein Ende zu finden: „Zusammenfassend habe ich Sie so verstanden, dass …“ oder „Um zum Abschluss zu kommen, entnehme ich aus Ihren Worten, dass …“

die Blinzel-Masche
Wenn es besonders dezent sein soll, dann lässt sich der Gesprächspartner mit gezielten Augenaufschlägen stoppen. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass besonders lange Blinzler dazu führen, dass sich die sprechende Person kürzerfasst. Unbewusst nimmt man die Lidschläge als Zustimmung beziehungsweise Verständnis wahr.

mit der Mimik stoppen
Etwas offensichtlicher können Sie Ihre Mimik und Gestik einsetzen, um selbst zu Wort zu kommen. Warum also nicht einfach die Hand heben oder bereits den Mund öffnen, als würden Sie etwas sagen wollen.

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