Fake Work

Der seitenweise Bericht, den eigentlich keiner liest, das Meeting, das mal wieder ergebnislos endet und die Akte, die mehrmals geöffnet wird, nur um sie wieder zu schließen – viele Aufgaben, die auf den ersten Blick scheinbar produktiv sind, erweisen sich auf den zweiten als reine Zeitverschwendung. Arbeit ohne erkennbaren Mehrwert bezeichnet man auch als Fake Work.

Fake Work: Was steckt hinter dem Begriff?

Mit Scheinarbeit lässt sich der Begriff treffend übersetzen. Fake Work stellt dabei das genaue Gegenteil von Real Work, sprich der echten und „richtigen“ Arbeit dar. Es bedeutet aber nicht, dass sich Angestellte bewusst vor der Arbeit drücken. Entscheidend ist für die Definition daher nicht, wie beschäftigt man war, sondern wie produktiv sich die Beschäftigung erweist. Bietet das Ergebnis (trotz intensiver Arbeit) unter dem Strich keinen wirklichen Nutzen und tendiert die Effektivität gen Null, dann spricht man von Fake Work. Geprägt wurde der Begriff von den Unternehmern Brent D. Peterson und Gaylan W. Nielson, die ein Buch zu dem Thema veröffentlicht haben.

Typische Beispiele: Wie äußert sich Fake Work?

Im Business-Alltag gibt eine Menge möglicher Szenarien, den ganzen Tag zu arbeiten, am Ende aber nichts geschafft zu haben. Dies sind einige Beispiele für Fake Work:

  • E-Mails werden im Überfluss von A nach B (und wieder retour) geschickt. Die wenigsten Inhalte sind jedoch wirklich relevant und zielführend. Viele eigene Kommentare könnte man sich auch häufig sparen. Und auch das Lesen unzähliger Mails, bei denen man unnötigerweise im CC oder BCC steht, kostet unter dem Strich lediglich Zeit.
  • Der Jour fixe, das Teammeeting, die Führungskräfterunde und der formelle Austausch – in vielen Unternehmen treffen sich die Menschen gerne und regelmäßig. Zwar gibt es immer gute Gründe für die unterschiedlichsten Zusammenkünfte, nicht selten haben diese jedoch keine klare Agenda und Zielsetzungen und bleiben damit ergebnislos.
  • Protokolle führen, Berichte schreiben und Dokumente ausfüllen sind immer dann unproduktive Aufgaben, wenn das Ergebnis am Ende keiner liest, keine weitere Beachtung erhält und die Unterlagen lediglich im Aktenordner landen.
  • Ist der Plan wirklich richtig? Muss doch nochmal etwas verbessert werden? Und sollen wir das Projekt überhaupt angehen? Eine konstruktive Diskussion über Ideen und Entscheidungen ist grundsätzlich sinnvoll. Artet diese aber in scheinbar endlose Gespräche und Debatten aus, dann dürfte auch dieses Verhalten ein Beispiel für Fake Work sein – genauso übrigens wie bürokratische Vorgänge und Genehmigungsverfahren, die sich endlos in die Länge ziehen.
  • Unter die Rubrik Fake Work fällt auch die unverhältnismäßig lange und intensive Beschäftigung mit Aufgaben. Wer sich beispielsweise während der Erstellung eines Konzepts immer wieder in Kleinigkeiten verliert und bei der Recherche vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, der investiert eine Menge Zeit umsonst. Auch das ständige Wechseln von einer Aufgabe zu einer anderen vergeudet unter dem Strich unnötige Energie.
  • Vorgesetzte, die ihren Mitarbeitern nicht genug vertrauen und sie deshalb ständig kontrollieren und überwachen, könnten ihre Arbeitszeit ebenfalls sinnvoller nutzen.

Die Folgen: So wirkt sich die Zeitverschwendung aus

Dass Fake Work nicht unbedingt gewollt ist, dürfte nicht weiter verwundern. Gründe dafür gibt es einige: Dabei kostet die ineffektive Arbeit eine Menge Zeit und in der Folge natürlich Geld. Schließlich wird die Arbeitskraft bezahlt, ohne dass sie einen Beitrag am Unternehmenserfolg und -umsatz leistet. Fake Work betrifft aber nicht immer nur einen Mitarbeiter, sondern ganze Abläufe in Betrieben, sodass der finanzielle Verlust nicht nur ein Gehalt betrifft, sondern viel größere Dimensionen annehmen kann.

Nicht zu unterschätzen ist die persönliche Demotivation der Mitarbeitenden: Wer ständig unnütze Aufgaben erledigt und an ergebnislosen Meetings teilnimmt, ist irgendwann so frustriert, dass er gar keinen Spaß mehr an seiner Arbeit hat. Die möglichen Folgen: Die Person fällt aufgrund von Krankheit oder sogar einer Kündigung aus.

Effektiver arbeiten: Was kann man gegen Fake Work tun?

Um Fake Work zu vermeiden, geht es häufig nicht ohne ein grundsätzliches Umdenken in der Arbeitskultur. Dafür sind an erster Stelle das Unternehmen beziehungsweise die Führungskräfte gefragt. Dies sind einige Maßnahmen für produktiveres Arbeiten:

  • Mitarbeitende erhalten einen definierten Aufgabenbereich mit klaren Zielen und Vorgaben. Es wird zudem offen kommuniziert, welchen Sinn und Zweck bestimmte Aufgaben haben.
  • Es gibt klare Zeitvorgaben für die Erledigung der Aufgaben. Der Vorgesetzte überprüft, ob diese erledigt wurden und spricht (wenn es angebracht ist) seinen Dank und sein Lob aus.
  • Die Angestellten erhalten bei Bedarf Schulungen zum Thema Zeitmanagement.
  • Meetings werden möglichst kurz angesetzt und fokussieren sich auf die wichtigsten Themen. Eine Tagesordnung sorgt für Struktur. In einem Protokoll hält man die Ergebnisse und Ziele fest. Es versteht sich von selbst, dass Sie im Blick behalten, ob diese erreicht beziehungsweise erfüllt werden.
  • Die Rollen und Verantwortlichkeiten sind klar definiert, sodass sich Missverständnisse oder Doppelarbeit vermeiden lassen. Eine gute Führungskraft erkennt zudem die Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden: Während bei dem einen das Delegieren die richtige Strategie ist, arbeitet der andere besser mit klaren Vorgaben und Ansagen.
  • Regelmäßiges Feedback der Angestellten, aber auch der Vorgesetzten trägt zu einem konstruktiven Miteinander bei, das Fake Work gar nicht erst entstehen lässt.

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