Wer bei der Arbeit mehr als ein Programm offen hat, bitte aufstehen und melden. Ok, jeder der jetzt steht (vermutlich alle) und nur vor einem Monitor sitzt, sollte sich mal Gedanken darüber machen, seinem Arbeitsplatz etwas mehr Fläche zu gönnen. Nein, keinen größeren Schreibtisch. Der dient ja heutzutage eher als Großraumhalde für unsortierte Unterlagen oder bei denen, die Ordnung halten können dafür, sich daran zu erinnern, wie denn Holz in Natur so aussehen kann. Mehr Fläche auf dem Bildschirm ist angesagt. Warum, wollen wir jetzt ein wenig beleuchten.
Der typische Angestellte mit Büroarbeitsplatz hat schon lange keinen Monitor mit grüner Schrift und Eingabemaske vor sich. E-Mail, Browser, Word, Excel, SAP und mehr tummeln sich auf dem Bildschirm. Schon 2009 hat das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in einer Studie (pdf, siehe Seite 50) herausgefunden, dass mit drei Monitoren die Arbeitseffizienz um über 35% zunimmt.
Warum ist das so?
Übertragen wir das Ganze doch erst einmal auf das gute alte Papier. Wenn wir zum Beispiel aus zwei unterschiedlichen Dokumenten Informationen zusammentragen und in ein drittes eintragen wollen, werden wir automatisch dazu übergehen, die Dokumente nicht übereinander, sondern nebeneinander abzulegen. So brauchen wir nicht hin und her zu blättern und haben alles im Blick. Beim Übertragen auf den Monitor sieht es ähnlich aus. Liegen die unterschiedlichen Programme übereinander, müssen wir jedes Mal mit der Maus oder per Tastatureingabe das aktuell benötigte Programm in den Vordergrund bringen. Das kostet Zeit und stört den Arbeitsfluss. Auf den ersten Blick nicht viel. Über den Tag gesehen läppert sich da aber doch so einiges zusammen. Der Überblick leidet auch, wenn man die Programme übereinander stapelt. Was stand noch mal in der Mail? Schnell reinschauen. Stimmen die Zahlen mit den Daten der Excel-Tabelle überein? Wieder umschalten. In welcher Zeile war ich gerade? Erst mal wieder suchen. Und die andere Zahl aus der Mail? Wieder zurück….Es wird schnell klar, dass man mit mehr Bildschirmplatz auch mehr Überblick behält. Nicht umsonst sehen die Arbeitsplätze von Brokern an der Börse aus wie die Kommandozentralen aus aktuellen Science-Fiction-Filmen.
Jetzt stellt sich die Frage, ob nicht ein großer Monitor besser als zwei kleine ist. Hier muss man abwägen. Primär sollte man sich die Gesamtauflösung (Pixel in Höhe x Breite) anschauen. Hier bringen zwei kleine Monitore oft mehr. Erst bei 27” und 30” Monitoren mit 2560 Pixeln Breite kommt man in Bereiche, die zwei kleinen Monitoren überlegen sind. Wichtig ist hier übrigens auch, möglichst viele Pixel in der Höhe zusammen zu bekommen, um unnötiges Scrollen zu vermeiden. Ein absoluter Zeitfresser. Leider haben sich aktuell 16:9 Monitore durchgesetzt, da diese dem vom Fernseher bekannten HDTV-Format entsprechen. Sie haben jedoch im Bereich 24”-27” Monitore meist nur eine Auflösung von 1080 Pixeln in der Höhe (HDTV halt). Hier muss man im Gegensatz zu 16:10 Monitoren mit 1200 Pixeln Höhe mehr scrollen.
Für die Abwägung gibt es aber noch zwei weitere Faktoren, die betrachtet werden müssen. Mit zwei oder mehr Monitoren hat man es leichter, sich seinen Arbeitsbereich zu organisieren. Mails links, Word rechts. Das hat man schnell verinnerlicht. Auf einem Monitor neigt man dazu, Fenster schnell mal hin und her zu schieben und überlappen zu lassen. Man verschenkt also wieder mehr Zeit mit dem Fenster-Tango. Ein weiteres Plus für die Mehrbildschirmlösung. Leider gibt es für reine Zweischirm-Arbeitsplätze einen ergonomischen Nachteil. Der Mensch neigt zur Symmetrie. Er wird sich höchstwahrscheinlich genau mittig vor die beiden Monitore setzen. Da man in der Regel eine Hauptanwendung hat, mit der man die meiste Zeit seines Arbeitstages verbringt, kommt es oft vor, dass man dann überwiegend auf einen der beiden Monitore schaut. Das führt zu einseitiger Belastung der Muskulatur. Ein guter Orthopäde ist oft in der Lage zu erkennen, ob ein Patient einen Zweischirmarbeitsplatz hat. Natürlich nicht durch fragen, sondern anhand der Muskulatur. Selbst, wenn die entsprechende Person nicht über Beschwerden klagt. Dem kann man etwas entgegenwirken indem man a) die Monitore so aufstellt, dass der Hauptbildschirm mittig und der Nebenschirm seitlich steht und b) zwei unterschiedlich große Monitore einsetzt.
Beste Lösung ist natürlich, gleich einen dritten Monitor anzuschaffen. Ist ja auch nicht nur laut den Frauenhofern effizienter. Und wie schließe ich die an? Zuerst sollte man schauen, ob der eigene Rechner mehrere Bildschirmausgänge besitzt. Standrechner kommen heute oft mit zwei oder mehr Ausgängen daher. Sind es nicht genug, muss eine Grafikkarte nachgerüstet werden. AMD und Nvidia bieten da genügend Modelle auch im günstigen Preisbereich an. Achtung! Man sollte darauf achten, dass der Stromverbrauch der Grafikkarte vom aktuellen Netzteil bedient werden kann. Gerade Highend-Karten sind da recht hungrig. Bei Notebooks sieht es schon etwas schlechter aus. Zwar kommen die meisten Modelle mit Monitoranschluss daher. Oft ist aber bei einem oder maximal zwei Schluss. Es gibt erst recht wenige Modelle mit drei Anschlüssen. Je nach verbauter Grafikkarte kann es außerdem noch sein, dass bei Nutzung eines externen Monitors der eingebaute Bildschirm deaktiviert wird. Hier sind Notebooks mit dediziertem Grafikchip im Vorteil. Bei manchen Modellen bieten Dockingstations oder Portreplikatoren weitere Monitorausgänge. Stehen diese dem eigenen Notebookmodell nicht zur Verfügung kann man noch versuchen, mit USB 3 Monitor-Adaptern zu arbeiten.
Stellt sich abschließend nur die Frage, wohin mit den ganzen Monitoren. Aber wie nicht anders zu erwarten, haben sich da auch schon Leute Gedanken drüber gemacht, wie z.B. die Leute von MWE Lab. Im Blog MIY gibt es eine genauere Betrachtung der Emperor Work Environment, die übrigens auch im Einleitungsbild zu sehen ist.