Windows8

Ich befürchte, ich werde langsam alt. Nach dem iPhone 5 und Office 2013 kann mich auch das neue Betriebssystem Windows8 von Microsoft nicht richtig begeistern – trotz schick überarbeiteter neuer Optik und vielen neuen Funktionen. Liegt das an mir? Oder zünden die Innovationen der großen Konzerne nicht mehr? Am besten, ich schaue dem meistverkauften Betriebssystem mal ganz genau unter die Haube.

Die Kraft der zwei Desktops

Der neue Startbildschirm in Kachel-Optik heißt „Metro“ oder „Modern UI“ und ist für Microsoft der nächste logische Schritt bei seinem Betriebssystem. In der von Smartphones, Tablets und den dazugehörigen berührungsempfindlichen Bildschirmen („Touchscreens“) dominierten Technik-Welt soll die klassische Windows7-Optik ausgedient haben. Zugegeben – die Menüs und Symbole der klassischen Windows-Oberfläche sind für Fingerbedienung zu winzig. Der neue Startbildschirm und die allgemein sehr moderne Bildsprache von Windows8 und der meisten Apps sind daher allesamt auf die Bedienung per Touchscreen optimiert – auch wenn bei weitem nicht alle PCs und Monitore die Touch-Bedienung ermöglichen. Hier herrschen große Schaltflächen und Schriften. Von der schlichten Optik verspricht sich Microsoft zwei Dinge: Zum einen sollen sich auch Computerfrischlinge schnell zurechtfinden. Denn statt komplizierter Menüs, Systemsteuerungen und Fensterchaos blickt der Anfänger bei Windows8 auf großflächige Bildelemente. Zum anderen gibt es Windows8 mit der gleichen Oberfläche nun auch für Tablet-PCs und Smartphones (Windows Phone 8). Nutzer müssen sich also nur noch an ein Betriebssystem gewöhnen – zumindest falls sich die mobilen Windows-Versionen durchsetzen.

 

Windows8 - Startbildschirm

 

So richtig konsequent hat Microsoft die Idee aber noch nicht durchgezogen: Denn den guten alten Windows-Desktop gibt es auch noch bei Windows8. Technisch gesehen handelt es sich beim „Klassik-Modus“ zwar nur um eine „App“, dennoch lassen sich darüber Programme starten und darauf Verknüpfungen anlegen. Alte Bekannte sind auch die Taskleiste und der Windows-Explorer. Definitiv vermissen werden die Veteranen von dem Betriebssystem aber den Start-Knopf. Diese und sämtliche andere Neuerungen ändern die Bedienung von Windows8 im Vergleich zu Windows7 und älteren Versionen erheblich. Selbst nach fast zwei Wochen habe ich mich noch nicht daran gewöhnt. Und war das wirklich nötig? Hätte Microsoft Besitzern von klassischen PCs und Notebooks ohne Touchscreen nicht die Wahl lassen können und zusätzlich die klassische Steuerung anbieten können?

 

Windows8 - Desktop

 

Änderungen unter der Haube

Denn abseits vom bunten Startbildschirm bietet Windows8 durchaus einige Vorteile, vor allem für professionelle Anwender. Dazu gehört beispielsweise die Funktion „Dateiversionsverlauf“. Sie sichert Dateien und Zwischenversionen automatisch auf externen Datenträgern wie USB-Sticks oder Netzwerkfestplatten. Einmal aktiviert sichert Windows8 geänderte Dateien alle 60 Minuten. Es lassen sich aber auch kürzere Intervalle einstellen. Die Wiederherstellung im Notfall ist mit wenigen Klicks erledigt. Für Vieltipper eine durchaus nützliche Funktion.

Auch bei der Sicherheit hat Microsoft nachgelegt: Ab Werk verfügt das Betriebssystem nun neben einer Firewall auch über einen Virenscanner, genau genommen den hauseigenen Windows-Defender. Ausführliche Tests von Fachmagazinen haben allerdings ergeben, dass der Windows-Schutz mit kostenpflichtigen Schutzpaketen wie von Kaspersky, Gdata oder Norton nicht mithalten kann. Er reicht bestenfalls als Basisschutz.

Blue Screens – der schlimmste Windows-Absturz überhaupt – sind laut Microsoft schon seit Windows Vista ausgestorben. Und Windows8 ist – so verspricht es der Hersteller – das stabilste Windows aller Zeiten. Falls trotzdem Probleme auftauchen sollten, lässt sich Windows8 mit wenigen Klicks so wieder hinbiegen, als wäre es frisch installiert. Und das Beste dabei: Bei der neuen Systemwiederherstellung gehen nicht einmal Daten verloren.

 

Windows8 - Systemwiederherstellung

 

Das gefällt mir gut…

Ich bin nicht begeistert von Windows8, aber einige Dinge hat Microsoft zweifelsohne gut gelöst.

Hardware-Anforderungen: Früher verlangte eine frische Windows-Version meist einigermaßen aktuelle Hardware, sodass alte Maschinen nicht damit bestückt werden konnten. Windows8 läuft aber auch auf betagter Hardware ordentlich. Microsoft selbst gibt an, dass der Computer mindestens einen Prozessor mit 1 Gigahertz, zwei Gigabyte Arbeitsspeicher, eine DirectX9 taugliche Grafikkarte und 20 Gigabyte Platz auf der Festplatte haben sollte. Auf meinem alten Notebook von 2007 mit Core 2 Duo und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher lief das Betriebssystem auf jeden Fall wie am Schnürchen.

Schnellerer Start: Geht es nach Microsoft, sollen Nutzer von Windows8 ihre Computer gar nicht mehr herunterfahren, sondern den Standby-Modus verwenden. Falls aber doch, erfolgt das Hochfahren deutlich flotter. Bis zu dreimal schneller als der Vorgänger ist Windows8 einsatzbereit. Und tatsächlich: Mein betagtes Notebook startet doppelt so schnell.

Tablet-Bedienung: Ich hatte schon die Gelegenheit, Windows8 auf Tablets und sogar auf dem neuen Surface auszuprobieren, das Microsoft selbst produziert. Hier schlägt sich die Kachel-Oberfläche richtig gut, die Fingerbedienung samt Tippen, Wischen und Gestensteuerung macht sogar richtig Spaß. Wenn nur die hohen Gerätepreise nicht wären…

Neue Suchfunktion: Das finde ich praktisch. Wenn ich ein Programm suche, muss ich auf dem Startbildschirm einfach den Namen eintippen, schon erscheint das Suchfenster. Nach Dateien, Kontakten oder Einstellungen lässt sich auf die gleiche Weise ebenfalls fahnden, dazu muss im Suchfenster nur auf das entsprechende Symbol getippt werden.

 

Windows8 - Suchfunktion

 

Preis: Das Einstiegsangebot für 29,99 Euro für die Pro-Version ist natürlich verlockend (http://windows.microsoft.com/de-DE/windows/buy). Zwar handelt es sich dabei „nur“ um eine Upgrade-Version, die ein installiertes Windows voraussetzt, dennoch gab es ein neues Windows noch nie so günstig.

…das weniger gut:

Keine DVD-Wiedergabe: Standardmäßig spielt Windows8 keine Video-DVD mehr ab, Microsoft spart so Lizenzkosten. Dafür werden nun Windows8 Pro-Käufer das Media Center erwerben. Das gibt es es zwar vorerst kostenlos, wird aber aller Voraussicht nach bald 10 Euro kosten. Als Alternative bietet sich natürlich immer noch der kostenlose Alles-Abspieler VLC-Player an (www.videolan.org/vlc).

Download-Kontrolle: Beim Herunterladen von Dateien und Programmen gleicht das Betriebssystem die Daten mit einer Internet-Datenbank ab. Gleichzeitig übermittelt Windows8 die IP-Adresse des Nutzers. Das geschehe allein aus Sicherheitsgründen versichert Microsoft. Ich mag so etwas nicht und habe daher diese „Smartscreen“ genannte Funktion gleich deaktiviert.

 

Windows8 - Smartscreen

 

Weniger ist weniger: Neben dem Start-Knopf hat Microsoft auch die Desktop-Gadgets (etwa Wetter, Uhr) und die vorinstallierten Spiele (etwa Solitär, Minesweeper) gestrichen. Ich find’s schade.

Mein Fazit

Viel vorwerfen kann ich dem neuen Betriebssystem Windows8 von Microsoft nicht: Die Installation auf meinem alten Test-Notebook klappte reibungslos, Peripherie wie Laserdrucker und Netzwerkfestplatten funktionieren und schwerwiegende Bugs habe ich bis jetzt auch nicht entdeckt. Trotzdem verspüre ich kein Bedürfnis, Windows8 auch auf meinem Hauptrechner zu installieren. Die Metro-Oberfläche, und die ist ja das Revolutionäre an dem neuen Betriebssystem, nervt mich auf meinem Notebook ohne Touchscreen, ich sehe darin keinen Vorteil. Erst im Zusammenspiel mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm macht die neue Metro-Oberfläche Sinn. Da ich aber mit Windows7 alles andere als unzufrieden bin, werde ich wegen Windows8 bestimmt keine neue Hardware anschaffen. Womit wir wieder beim Anfang wären. Liegt’s an mir oder Windows, dass ich nicht begeistert bin? Was halten Sie von Windows8?

 

Urheber des Bildes: © 2012 Microsoft

 

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