Von simplen Helfern bis zu mechanischen Meisterwerken: Viele Bürogegenstände, die heute selbstverständlich erscheinen, teilweise aber auch schon wieder in der Versenkung verschwunden sind, haben spannende und oft kuriose Entstehungsgeschichten. Ingenieure, Tüftler und manchmal auch Zufälle führten zu Erfindungen, die den Arbeitsalltag revolutionierten – vom Aktenordner bis zum Taschenrechner.
Der Aktenordner: für Ordnung im Büro
Im späten 19. Jahrhundert wuchs der Papierberg in Verwaltungsbüros rasant. Rechnungen, Verträge, Personalakten – alles türmte sich auf den Schreibtischen. Dokumente gingen verloren, Fehler häuften sich. Friedrich Soennecken, ein deutscher Kaufmann und Büro-Pionier, erkannte das Problem. Er experimentierte mit Metallringen und Federn und entwickelte 1886 das erste System, das Dokumente stabil zusammenhielt und gleichzeitig das flexible Herausnehmen einzelner Blätter erlaubte. Für die saubere Ablage der Blätter in seinem „Briefordner“ erfand er den Locher gleich mit dazu.
Ein paar Jahre später nahm Louis Leitz die Idee auf und perfektionierte sie. Bei ihm kamen ein robuster Deckel und eine langlebige Mechanik hinzu. Die Kombination aus Soenneckens Grundidee und Leitz’ Feinschliff machte den Aktenordner zu einem Symbol für Ordnung und Effizienz in deutschen Büros.
Die Schreibmaschine: tippen statt schreiben
Wer heute tippt, denkt kaum an die Ursprünge der mechanischen Schreibkunst, die natürlich nicht mit der Computertastatur, sondern mit der Schreibmaschine begann. Dabei war es im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von Personen, die an einem Gerät tüftelten, das es ermöglichte, einen Text mit Drucktypen zu schreiben und direkt aufs Papier zu bringen.
So konstruierte beispielsweise der Österreicher Peter Mitterhofer verschiedene Holzmodelle, der Pastor Rasmus Malling-Hansen baute 1865 eine Schreibkugel. Als besonders brauchbar erwies sich schließlich die Schreibmaschine des Journalisten Christopher Latham Sholes im Jahr 1868. Die Besonderheit: Damit sich häufig verwendete Buchstaben nicht mehr beim Anschlagen verhakten, ordnete er sie nicht alphabetisch an, sondern nach dem QWERTY-Prinzip. Selbst auf der Computer-Tastatur findet sich diese Anordnung noch standardmäßig bis heute (in Deutschland ist QWERTZ gängig.)
Tesafilm®: vom Heftpflaster zum Klebefilm
Die Erfolgsgeschichte von Tesa® beginnt nicht im Büro, sondern mit einem missglückten Pflaster. Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Apotheker Paul C. Beiersdorf ein stark haftendes Heftpflaster, das jedoch die Haut reizte. Sein Nachfolger Dr. Oscar Troplowitz machte daraus 1896 kurzerhand ein technisches Klebeband zum Flicken von Fahrradreifen, das zugleich der Startpunkt einer neuen Produktfamilie sein sollte.
1936 folgte der große Durchbruch im Büroalltag: Der Beiersdorf-Mitarbeiter Hugo Kirchberg entdeckte, dass ein dünner, transparenter Film auf Papier klebte, ohne es zu beschädigen. Für die einfache Verwendung erfand Kirchberg direkt den Abroller mit dazu. Den Namen steuerte die Sekretärin Elsa Tesmer bei, die als Leiterin der Schreibstube bei Beiersdorf tätig war. Aus den ersten Buchstaben ihres Nachnamens („Te“) und den letzten ihres Vornamens („sa“) entstand die bis heute weltbekannte Marke.
Das Telefon: Bells bahnbrechende Idee
1876 meldete Alexander Graham Bell das Patent für das Telefon an. Seine Vision war es, Schall in elektrische Signale zu übertragen, um Sprache über eine größere Distanz zu transportieren. Bei den Experimenten kam es zu zahlreichen Fehlschlägen: Mal hörte man nur Rauschen, mal gar nichts. Doch schließlich gelang der Durchbruch – Bell konnte den ersten verständlichen Satz übermitteln: „Mr. Watson, come here, I want to see you.“
Bereits 1861 hatte der Deutsche Philipp Reis mit einem ähnlichen Apparat experimentiert und gilt daher als wichtiger Wegbereiter. Bell aber sicherte sich das Patent und ging als offizieller Erfinder in die Geschichte ein. Das Telefon veränderte nicht nur die private Kommunikation, sondern revolutionierte auch die Arbeitswelt, indem es direkte Entscheidungen und schnelle Informationsflüsse ermöglichte.
Der Laserdrucker: Präzision mit Lichtstrahl
Die Wurzeln des Laserdrucks reichen bis 1937 zurück, als Chester F. Carlson die Elektrofotografie erfand – die Grundlage für moderne Kopier- und Drucktechnik. Sein Patent führte über Umwege zur Firma Xerox, die bald mit innovativen Kopiergeräten bekannt wurde.
Den eigentlichen Durchbruch erzielte jedoch 1970 der Ingenieur Gary Starkweather bei Xerox. Er kombinierte die Xerografie mit einem Laserstrahl, der ein gestochen scharfes Bild auf die Trommel schrieb – der erste Laserdrucker war geboren. 1973 präsentierte Xerox mit dem Alto den ersten Computer samt grafischer Oberfläche und Laserdrucker. Auch wenn die Geräte anfangs mit bis zu 350.000 US-Dollar extrem teuer waren, legten sie den Grundstein für die Drucktechnik, die heute in fast jedem Büro selbstverständlich ist.
Der Bleistift: Ein Klassiker mit langer Geschichte
Die Geschichte des Bleistifts begann nicht mit Blei, sondern mit einem Missverständnis. Als man im 16. Jahrhundert in England ein dunkles, abfärbendes Mineral entdeckte, hielt man es für Bleierz – tatsächlich war es aber reines Graphit. Das Material erwies sich als ideal zum Schreiben und Markieren, zunächst sogar von Schafen. So entstanden die ersten „Bleistifte“, die ihren Namen bis heute tragen.
In Deutschland begann die Produktion erst Ende des 18. Jahrhunderts. Einer der Pioniere war Kasper Faber, der mit seiner Werkstatt den Grundstein für das Unternehmen Faber-Castell legte. Aus dem Irrtum wurde eine weltweite Erfolgsgeschichte – und ein Schreibgerät, das bis heute unverzichtbar ist.
Der Taschenrechner: ein mathematischer Helfer
Vorläufer wie Abakus, Rechenschieber oder mechanische Rechenmaschinen erleichterten das Rechnen schon lange, doch der eigentliche Taschenrechner entstand erst in den 1960er Jahren. Der Physiker Jack Kilby, Erfinder des integrierten Schaltkreises, entwickelte 1966 mit Kollegen den Prototyp „Cal Tech“. Das batteriebetriebene Gerät war so groß wie ein Buch, wog 1,5 Kilogramm und beherrschte die Grundrechenarten.
In Serie ging die Idee zunächst nicht, doch 1970 brachte Canon mit dem „Pocketronic“ das erste kommerzielle Modell auf den Markt. Kurz darauf folgten Rechner mit LED-Anzeige von Sharp, Sanyo und Busicom. 1972 setzte Hewlett-Packard mit dem ersten wissenschaftlichen Taschenrechner neue Maßstäbe. Was einst kiloweise Technik bedeutete, passt heute mühelos in jede Hosentasche.
Urheber des Titelbildes: doraclub / 123RF Standard-Bild
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