Die Berufswahl gehört zu den wichtigsten Entscheidungen im Leben eines jungen Menschen, legt sie doch den Grundstein für die Zukunft. Einen passenden Beruf zu finden, wird von vielen Jugendlichen jedoch als schwierig empfunden. Immerhin stehen in Deutschland rund 20.000 Studiengänge und 330 Ausbildungsberufe zur Wahl.
Eltern und andere erwachsene Vertrauenspersonen können wichtige Orientierungshilfe geben. Wie das gelingt, zeigen wir im folgenden Artikel.
Berufswahl: Wünsche der Jugendlichen decken sich nicht mit dem Angebot
Zurzeit gibt es in Deutschland eine hohe Zahl von unbesetzten Ausbildungsplätzen. Auf der anderen Seite stehen viele Jugendliche, die keine passende Ausbildungsstelle finden. Wie kann das sein?
Einer Studie vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zufolge besteht das Problem darin, das Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt oft nicht zusammenfinden. Die zur Verfügung stehenden Ausbildungsangebote erfüllen nicht die Wünsche und Ansprüche der Jugendlichen.
Viele Berufe kommen für junge Menschen von vorneherein nicht infrage. Dazu gehören vor allem Jobs im Lebensmittelhandwerk, in der Gastronomie und in der Reinigungsbranche. Auch in der Pflege fehlt es an Nachwuchskräften, doch kaum ein junger Mensch ist bereit, die anspruchsvolle Beschäftigung aufzunehmen.
Wie die Studie zeigt, hängt dies allerdings weniger mit der erwarteten Arbeitsbelastung und mehr mit der sozialen Anerkennung des Berufes zusammen. Kurz gesagt: Hat ein Beruf in der eigenen Bezugsgruppe ein negatives Image, stehen Jugendliche ihm eher ablehnend gegenüber.
Durchblick bei der Berufswahl fehlt
In einer weiteren, von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebenen Studie gibt zudem mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen (53 Prozent) an, sich im vielfältigen Informationsangebot zum Thema Berufswahl nur schwer zurechtzufinden. Nur ein Viertel der jungen Menschen ist überzeugt, dass es genügend Informationen zur Berufswahl gibt.
Immerhin 56 Prozent der Jugendlichen, die einen bestimmten Beruf anstreben, sagen von sich, gut oder sehr gut über diesen Beruf informiert zu sein. Wichtigste Informationsquelle sind nach wie vor Gespräche mit Erwachsenen, etwa mit Lehrern, Ausbildern und Berufsberatern (46 Prozent). 40 Prozent der befragten Jugendlichen lesen sich ihre Informationen selbst an, ebenfalls 40 Prozent beziehen ihre Informationen aus Praktika.
Unterstützung bei der Berufswahl: Tipps für Eltern
Auch Eltern stellen für ihren Nachwuchs eine wichtige Orientierungshilfe bei der Berufswahl dar. So helfen Sie Ihrem Kind, die passende Ausbildung oder ein Studium zu finden:
1. Stärken erkennen: Der spätere Beruf sollten zu den Stärken und Neigungen Ihres Kindes passen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind frühzeitig über seine Talente, Begabungen und Wünsche. Regen Sie Ihren Nachwuchs dazu an, über mögliche Wunschberufe nachzudenken.
2. Erfahrungen teilen: Sprechen Sie mit Ihrem Nachwuchs über die Erfahrungen, die Sie selbst bei der Berufswahl gemacht haben. Was ist Ihnen gut gelungen? Welche Entscheidungen würden Sie heute anders treffen? Überlegen Sie, welche Unterstützung Sie selbst gern gehabt hätten, und bieten Sie diese Ihrem Kind an. Von Ihrem Erfahrungsschatz kann Ihr Nachwuchs auch bei der späteren Bewerbung profitieren.
3. Geschlechterklischees durchbrechen: Noch immer orientieren sich junge Menschen bei der Berufswahl oft an bestimmten geschlechtsspezifischen Klischees. Mädchen wählen eher typische „Mädchenberufe“, Jungen eher „Männerberufe“. Berufe, die nicht diesen Klischees entsprechen, werden häufig gar nicht in Betracht gezogen, obwohl sie zu den Stärken und Neigungen des Kindes passen.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, weniger auf Klischees und mehr auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Dabei helfen Veranstaltungen wie der Girl’s Day und Boy’s Day, die Kindern einen Einblick in Berufszweige verschaffen, in denen Mädchen bzw. Jungs eher weniger vertreten sind.
4. Netzwerk nutzen: Ihre eigenen beruflichen Kontakte können hilfreich sein, um Ihrem Nachwuchs ein Praktikum oder eine Betriebsbesichtigung zu ermöglichen. Praktische Erfahrungen sind oft eine große Hilfe bei der Wahl des passenden Berufs.
Berufsorientierung: Anlaufstellen für Jugendliche und Eltern
Für Jugendliche und Eltern gibt es eine Vielzahl von Anlaufstellen, die bei der beruflichen Orientierung hilfreich sind. Hier eine Auswahl der wichtigsten Ansprechpartner:
– Schule und Lehrer: Viele Schulen bieten Programme, Workshops oder Seminare zur Berufsorientierung an. Informieren Sie sich, welche Angebote zur Auswahl stehen, und ermutigen Sie Ihren Nachwuchs, daran teilzunehmen.
– Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit: Die Arbeitsagentur bietet in ihren Berufsinformationszentren (BIZ) persönliche Beratungsgespräche und Informationsmaterialien zu Ausbildungsberufen und Studienmöglichkeiten. Außerdem kann sie bei der Suche nach Praktikumsplätzen behilflich sein. Auf der Website berufenet.de können Jugendliche und Eltern sich zudem online über Berufe und Karrierewege informieren.
– Karrieremessen: Regionale und überregionale Messen wie die Jobmesse, BerufeLive oder Azubi-Speed-Dating bringen Jugendliche mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen in Kontakt. Einige Messen finden heute auch online statt, sodass Jugendliche bequem von zu Hause aus teilnehmen können.– Online-Plattformen: Online steht eine große Zahl an Informationsangeboten für Jugendliche bereit. planet-berufe.de, eine Website der Bundesagentur für Arbeit, azubi.de, studienwahl.de und berufsnavi.de stellen Berufe, Ausbildungsmöglichkeiten, Voraussetzungen und Karrierewege vor. Eltern können sich zum Beispiel auf dem Portal berufsorientierungsprogramm.de informieren, wie sie ihren Nachwuchs am besten bei der Berufswahl unterstützen.
Urheber des Titelbildes: edhar / 123RF Standard-Bild
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