Große Unternehmen erhalten Hunderte Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung. Die Bewerbungsunterlagen zu sichten, erfordert viel Zeit und Arbeit. Künstliche Intelligenz nimmt Personalern einen Teil ihrer Aufgaben ab.
Softwareprogramme durchsuchen zum Beispiel Lebensläufe nach den passenden Referenzen und Erfahrungen. Wie können Bewerber die Algorithmen überzeugen? In diesem Ratgeber erfahren Sie, worauf Sie bei der Erstellung Ihres Lebenslaufes achten sollten.
Künstliche Intelligenz erleichtert zahlreiche Arbeitsabläufe
Künstliche Intelligenz (KI), auf Englisch als Artificial Intelligence (AI) bezeichnet, ist der Oberbegriff für computergesteuerte Anwendungen, die menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. Durch die Analyse von Datensätzen und aus Erfahrung lernen die Programme, ihre Aufgaben immer besser auszuführen. Dieses Verfahren ist als „maschinelles Lernen“ oder „Machine Learning“ (ML) bekannt.
KI kommt bereits in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz. In der produzierenden Industrie, in der Landwirtschaft und der Energiewirtschaft übernehmen die Programme monotone, wiederkehrende Aufgaben und ermöglichen es menschlichen Arbeitskräften, sich komplexeren Herausforderungen zu widmen. In der Forschung werten KI umfangreiche Datensätze aus und stellen die Ergebnisse komprimiert zur Verfügung. Das spart Zeit und vermeidet Fehler.
Bewerberauswahl per künstlicher Intelligenz – so funktioniert es
Auch im Recruitingprozess übernimmt KI bereits vielfältige Aufgaben. Chatbots beantworten beispielsweise die Anfragen potenzieller Bewerber. Algorithmen optimieren Stellenanzeigen und wählen die besten Kanäle zur Veröffentlichung aus. In einigen großen Konzernen führt intelligente Software sogar erste Bewerbungsgespräche und leitet geeignete Kandidaten zu menschlichen Mitarbeitern der Personalabteilung weiter.
In Deutschland sind derartig komplexe Systeme noch nicht weit verbreitet. KI dient hier vor allem dazu, Zeit bei der Publikation von Stellenanzeigen zu sparen und Bewerbungsschreiben zu analysieren. Sogenannte „Applicant Tracking Systeme“ (ATS) gleichen den Lebenslauf der Bewerber mit den in den Stellenausschreibungen genannten Anforderungen ab. Kandidaten, die besonders gut zum Anforderungsprofil passen, kommen in die engere Auswahl.
Künstliche Intelligenz hat ihre Grenzen
KI weist überall dort Stärken auf, wo es um das Erkennen von Mustern geht. Schwächen hat sie bei komplexeren Aufgaben. Algorithmen besitzen keine Intuition, keine Empathie und können keine ethischen Probleme lösen. Weitere Herausforderungen ergeben sich beim Datenschutz. In Deutschland muss sich die automatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) richten.
Ethische Probleme treten auch bei der Bewertung von Bewerbungsunterlagen auf, wenn es zum Beispiel um die Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund oder Müttern mit Kindern geht. Mit KI-Systemen zur Bewerberauswahl verbinden Entwickler und Arbeitgeber die Hoffnung, diese Diskriminierung zu beenden.
Die Praxis gestaltet sich allerdings komplizierter. KI berücksichtigen zwar nominell keine Attribute wie Geschlecht oder Alter, trotzdem kann es zur Benachteiligung kommen. Die Algorithmen arbeiten stets auf der Basis bestehender Datensätze. In diesen Datensätzen spiegelt sich die bisherige Diskriminierung wieder. Das Risiko: Hat ein Unternehmen bislang vorrangig Männer eingestellt, wählt auch die Bewerber-KI vorrangig männliche Bewerber aus.
Weitere Nachteile ergeben sich für Quereinsteiger. So mag die Summe der Erfahrungen für den Konzern durchaus interessant sein. Fehlen aber bestimmte Schlüsselwörter und Qualifikationen im Lebenslauf, kommt der Kandidat gar nicht erst in die engere Auswahl.
So optimieren Sie Ihren Lebenslauf für die KI
Sie können nun schon im Vorfeld einiges tun, damit Ihre Bewerbung nicht durchs Raster der Algorithmen fällt. Mit diesen Tipps optimieren Sie Ihren Lebenslauf für die KI:
- Die richtigen Keywords
KI durchforsten Ihren Lebenslauf nach bestimmten Schlüsselwörtern aus dem Anforderungsprofil des Unternehmens. Lesen Sie sich daher die Stellenausschreibung genau durch und achten Sie darauf, welche Qualifikationen gefragt sind. Verwenden Sie diese Schlüsselbegriffe im Anschreiben sowie im Lebenslauf. - Kurze und prägnante Formulierungen
Auf blumige Umschreibungen sollten Sie im Lebenslauf ohnehin verzichten. Stellen Sie die einzelnen Stationen Ihrer bisherigen Karriere und Ihre Qualifikationen kurz und knapp dar. Achten Sie dabei penibel darauf, keine Rechtschreibfehler zu machen. Ein menschlicher Recruiter mag einen einzelnen Tippfehler noch verzeihen. Ein solcher Fehler kann allerdings dazu führen, dass die Maschine ein Schlüsselwort gar nicht erkennt. - Klare Struktur
Kreativ gestaltete Bewerbungen wecken die Aufmerksamkeit von Personalern. Wird Ihr Lebenslauf allerdings zunächst von einer KI gesichtet, sollten Sie auf kreative Gestaltungsmerkmale lieber verzichten. Strukturieren Sie Ihren Lebenslauf schlicht und übersichtlich mit Bulletpoints und Aufzählungen und sortieren Sie Kenntnisse und Fähigkeiten an den passenden Stellen ein. - Mehrere Lebenslauf-Versionen erstellen
Es kann sich lohnen, zwei Versionen Ihres Lebenslaufes zu erstellen: einen für die KI und einen für den Personalverantwortlichen. Auf KI optimierte Lebensläufe lesen sich oft nicht besonders natürlich. Gestalten Sie ein zweites Dokument, eventuell in einem kreativeren Design, können Sie dies etwa bei Bewerbungsgespräch vorlegen. - Probe aufs Exempel
Online finden sich automatische Lebenslauf-Checker wie Jobscan. Laden Sie Ihren Lebenslauf hoch und prüfen Sie, ob dieser den Anforderungen eines ATS entspricht. - Hilfe holen
Haben Sie Probleme bei der Formulierung Ihres Lebenslaufes, können Sie sich von einem professionellen Bewerbungscoach helfen lassen. Der Coach erklärt Ihnen, worauf es beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen ankommt. Seriöse Coaches finden Sie unter anderem über die Arbeitsagenturen.
Von Anbietern, die gleich die gesamte Bewerbung für Sie schreiben, sollten Sie Abstand nehmen. Dadurch lernen Sie nichts und es lässt sich nur schwer beurteilen, welcher Anbieter tatsächlich Erfahrung mit dem Erstellen von KI-optimierten Lebensläufen hat.
Fazit
Beschäftigte sollten möglichst gut zur ausgeschriebenen Stelle passen. Geeignete Fachkräfte sind allerdings immer schwieriger zu finden. Künstliche Intelligenz nimmt der Personalabteilung die Suche nach Bewerbern sowie die erste Sichtung von Lebensläufen ab.
In internationalen Konzernen kommen derartige Systeme bereits häufig zum Einsatz und auch auf dem deutschen Markt setzen sie sich immer mehr durch. Bis zum flächendeckenden Einsatz ist es nur eine Frage der Zeit. Die letzte Entscheidung liegt aber immer bei den Personalern aus Fleisch und Blut. Schließlich sollte es zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten auch menschlich stimmen.
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