Nervosität und Aufregung können schnell zu Fehlern im Bewerbungsgespräch führen. Auf dem Foto: zwei kritische Personaler im Vorstellungsgespräch mit einer Bewerberin.

Wenn es holpert: Fehler im Vorstellungsgespräch souverän retten

Ein Fehler im Vorstellungsgespräch ist schnell passiert: Die Uhrzeit im Blick verloren und zu spät gekommen, im falschen Moment einen unbedachten Satz gesagt oder einfach ein kurzes Blackout – und schon steht der erste Eindruck auf der Kippe. Doch ein Patzer bedeutet nicht automatisch das Aus für den Job. Wer ruhig bleibt, die Situation erkennt und souverän reagiert, kann vieles wieder ins Lot bringen.

Woran merkt man, dass das Gespräch schiefläuft?

Nicht immer ist sofort offensichtlich, dass das Gespräch in die falsche Richtung läuft. Oft zeigen aber bereits kleine Signale beim Gesprächspartner, dass die eigene Wirkung nicht wie gewünscht ankommt. Typische Anzeichen können sein:

  • Die Gesprächspartner wechseln in einen distanzierten oder sachlicheren Tonfall.
  • Rückfragen bleiben aus oder wirken nur noch pflichtbewusst.
  • Es entstehen längere und unangenehme Pausen.
  • Der Blickkontakt wird seltener und die Körpersprache zurückhaltender.
  • Der Zeitrahmen wird plötzlich straffer. Ihre Fragen werden schnell abgehandelt.
  • Small Talk oder freundliche Nebensätze sind Fehlanzeige.
  • Am Ende des Gesprächs werden keine nächsten Schritte oder Perspektiven angesprochen.

Wer diese Signale wahrnimmt, sollte nicht in Panik verfallen. Stattdessen hilft es, den Gesprächsfluss bewusst wieder positiv zu gestalten, etwa durch eine kluge Nachfrage oder ein besonders charmantes Lächeln.

Typische Fehler und wie sie sich retten lassen

Im Vorstellungsgespräch kann vieles schiefgehen – von Verspätungen bis hin zu technischen Problemen. Wichtig ist, Fehler früh zu erkennen und mit der richtigen Strategie gegenzusteuern. Die folgenden Beispiele zeigen, wie sich diverse Fauxpas noch entschärfen lassen.

Zu spät gekommen: Wie lässt sich der Fehler entschärfen?

Verspätungen wirken schnell respektlos, selbst wenn sie begründet sind. Wer absehbar zu spät kommt, sollte das Unternehmen sofort informieren. Wichtig: Rufen Sie auf jeden Fall an und erledigen Sie das nicht per E-Mail. Im Gespräch genügt eine knappe, ehrliche Entschuldigung: „Danke, dass wir trotzdem starten konnten.“ Danach zählt vor allem eines: konzentriert und engagiert überzeugen. Ausführliche Rechtfertigungen wirken eher wie Ausflüchte.

Blackout bei der Selbstvorstellung: Was tun, wenn die Worte fehlen?

Gerade die vermeintlich einfache Frage „Erzählen Sie etwas über sich“ bringt viele Bewerber ins Stocken. Da hilft nur noch eines: kurz innehalten, neu ansetzen und ehrlich bleiben. Eine transparente Bemerkung wie „Ich sortiere mich noch einmal kurz“ oder „Das wollte ich klarer formulieren“ zeigt Selbstreflexion. Wer dann in klarer Struktur erzählt, was er oder sie beruflich gemacht hat, wo aktuell die Schwerpunkte liegen und was als Nächstes angestrebt wird, bringt wieder Ordnung ins Gespräch.

Falsche Antwort auf eine Fachfrage: Kann man das noch geradebiegen?

Niemand weiß alles. Wichtig ist, wie man mit einer falschen Antwort umgeht. Wer den Fehler selbst erkennt, kann ihn direkt korrigieren: „Da war ich nicht präzise, lassen Sie mich das noch einmal richtigstellen.“ Noch besser wirkt es, wenn die Unsicherheit offen benannt wird: „Ich bin mir gerade unsicher, würde das aber gern noch nachlesen.“ Ehrlichkeit schlägt in solchen Situationen gefährliches Halbwissen.

Unpassender Kommentar: Wie lässt sich ein Ausrutscher entschärfen?

Ein missglückter Scherz oder ein unbedachter Kommentar kann die Gesprächsatmosphäre belasten. Wer den Fauxpas erkennt, sollte ihn direkt einordnen: „Das war missverständlich formuliert, ich meinte eigentlich …“. Ein kurzer, ehrlicher Lacher über sich selbst entschärft die Situation ebenfalls. Wichtig ist, dass am Ende keine Unsicherheit zurückbleibt.

Kein Plan zur Firma: Was tun, wenn die Vorbereitung fehlt?

Wer auf Fragen zum Unternehmen keine Antwort weiß, sollte zumindest Interesse zeigen. Eine Möglichkeit ist, einen Aspekt aufzugreifen: „Ich habe gesehen, dass Sie sich gerade in Richtung XY entwickeln. Können Sie dazu noch etwas erzählen?“ Wer echtes Interesse signalisiert, kann fehlendes Wissen ausgleichen. Im Anschluss lohnt sich eine kurze, wertschätzende Mail, in der nachträglich eine interessierte Rückfrage gestellt oder Interesse an einem Unternehmensbereich betont wird.

Die Körpersprache verrät Nervosität: Ist das schlimm?

Körpersprache spricht oft deutlicher als Worte. Wer nervös ist, sollte das offen benennen: „Ich bin ein wenig aufgeregt, weil mir diese Position sehr wichtig ist.“ Das schafft Verständnis und nimmt der Nervosität die Unsichtbarkeit. Wer sich dann auf ruhiges Atmen, offene Gestik und bewussten Blickkontakt konzentriert, kann auch körperlich souveräner wirken.

Gesprächspartner unterbrochen: Wie lässt sich das retten?

Zu enthusiastisch, zu schnell – und schon hat man das Gegenüber unterbrochen. Hier hilft eine schnelle Entschuldigung: „Ich bin Ihnen ins Wort gefallen, bitte machen Sie weiter.“ Wer danach bewusst zuhört und Pausen zulässt, zeigt, dass der Fehler keine mangelnde Wertschätzung war.

Keine Rückfragen parat: Ist das ein Problem?

Fehlende Rückfragen am Ende des Gesprächs hinterlassen oft einen faden Beigeschmack. Wer an dieser Stelle ins Stocken gerät, der improvisiert und stellt allgemeine Fragen zu Teamstruktur, Onboarding oder Entwicklungsmöglichkeiten. Alternativ lässt sich anbieten, Rückfragen im Nachgang per E-Mail zu schicken – das zeigt Reflexion und Interesse.

Technische Probleme im Videointerview: Wie souverän bleibt man?

Technikpannen sind unangenehm, aber menschlich. Wer Probleme klar anspricht („Die Verbindung stockt, darf ich die Frage noch einmal beantworten?“) und eine Lösung anbietet (z. B. Wechsel auf Telefon), zeigt pragmatische Problemlösungskompetenz. Freundlichkeit und Ruhe bleiben auch hier der beste Weg aus der Krise.

Urheber des Titelbildes: fizkes/ 123RF Standard-Bild

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