Downshifting

Freiwillig die Führungsposition aufgeben und weniger verdienen? Eine Entscheidung, die für viele Berufstätige undenkbar ist, aber mittlerweile immer häufiger getroffen wird: Beim Downshifting verzichtet man zugunsten der eigenen Lebensqualität bewusst auf Karriere, Geld und Status.

Die Karriereleiter heruntersteigen: Das ist Downshifting

Herunterschalten lautet die wortwörtliche Übersetzung des Begriffs Downshifting – und genau darum geht es. Menschen, die downshiften, schalten beruflich einen oder mehrere Gänge zurück und entscheiden sich freiwillig und ganz bewusst gegen den (weiteren) Aufstieg auf der Karriereleiter. Dabei verzichten sie sowohl auf einen prestigeträchtigen Job als auch auf ein hohes beziehungsweise höheres Gehalt. Für den Preis, den sie für den Rückschritt zahlen, erhalten sie eine deutlich höhere Work-Life-Balance.

Welche Möglichkeiten gibt es, beruflich kürzerzutreten?

Wie das Downshifting konkret aussieht, hängt vor allem vom aktuellen Beruf, der Position und natürlich vom Unternehmen ab. Optionen sind dabei zum Beispiel:

  • die Führungsposition aufgeben und eine Stelle als Sachbearbeiter ohne Mitarbeiterverantwortung übernehmen
  • die Vollzeitbeschäftigung auf einen Teilzeitjob reduzieren
  • zurück auf eine frühere Stelle oder Position gehen
  • nicht mehr im Büro, sondern ausschließlich im Homeoffice arbeiten
  • sich eine Auszeit nehmen (zum Beispiel Sabbatical, Bildungsurlaub)

Grundsätzlich bedeutet Downshifting daher nicht automatisch, weniger zu arbeiten oder komplett auf eine Karriere zu verzichten. Diese wird jedoch neu definiert und die Prioritäten ändern sich.

Welche Gründe gibt es für das Downshifting?

Vor allem für junge Berufseinsteiger ist es häufig selbstverständlich, nach der Schulzeit und dem Studium beruflich mit voller Energie nach dem Motto „höher, schneller, weiter“ durchzustarten. Hart arbeiten, Karriere machen und natürlich auch gutes Geld verdienen sind dabei wichtige Ziele, die man im Leben erreichen will. Nicht für alle stellt sich diese Entscheidung jedoch als die richtige heraus. Für den beruflichen Rückschritt kann es dabei verschiedene Gründe geben:

  • Gesundheit: Ein permanent voller Terminkalender, die ständige Erreichbarkeit und der hohe Erfolgsdruck können auf Dauer krank machen. Burn-out und Depressionen sind mögliche Konsequenzen, aber auch körperliche Beschwerden, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Herzprobleme, mögen die Folge sein. Downshifter treten ihrer eigenen Gesundheit zuliebe (rechtzeitig) einen Schritt kürzer.
  • Sinnfrage: Was möchte ich im Leben eigentlich erreichen? Was ist mir wirklich wichtig? Besteht das Leben nur aus Arbeit? Viele Downshifter stellen sich irgendwann die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens und entscheiden sich dann für ihr eigenes Wohlbefinden, das sich nicht nur im Job wiederfindet.
  • Unzufriedenheit: Die Entscheidung kann auch aus der eigenen Unzufriedenheit im aktuellen Job resultieren. Vielleicht liegt es Ihnen gar nicht, Menschen zu führen oder die Verantwortung ist Ihnen zu groß? Unter Umständen sind es auch die Vorgesetzten, mit denen man nicht klarkommt? Wer jetzt seiner Karriere einen Knick verpasst, gesteht sich auch selbst ein, dass man eine andere Vorstellung vom eigenen Beruf hatte.

Welche Konsequenzen ergeben sich für die Downshifter?

Wer sich von der großen Karriere verabschiedet, profitiert an anderer Stelle. So bleibt beispielsweise mehr Zeit für sich selbst, für Freunde und für die Familie. Gewonnene Zeit kann ganz nach den eigenen Vorstellungen mit Leben gefüllt und für Dinge genutzt werden, die einen ausfüllen, aber nicht überfordern. Für Downshifter bedeutet der Freizeitzugewinn auch Stressabbau. In der Folge steigen Wohlbefinden, Lebensqualität und die eigene Zufriedenheit.

Wer mit dem Gedanken spielt, beruflich die Handbremse anzuziehen, sollte sich aber auch über die Konsequenzen bewusst sein: Vor allem dann, wenn die Entscheidung auch weitere Personen in der Familie betrifft, lohnt sich eine gemeinsame Absprache. Ein wichtiger Aspekt ist natürlich das geringere Einkommen. Hier gilt es gut zu überlegen, ob man tatsächlich bereit ist, seinen bisherigen Lebensstandard etwas herunterzuschrauben.

Wer nicht direkt seinen Arbeitgeber wechseln will, der sollte die Entscheidung zum Downshifting zudem mit dem Vorgesetzten abstimmen und ihn mit guten Argumenten überzeugen, zumindest aber versuchen, Verständnis zu erhalten – denn das ist eine wichtige Voraussetzung, damit der Abschied vom Aufstieg auch tatsächlich gelingt.

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