angemessenes Gehalt

Das Gehalt ist in Deutschland meist ein Tabuthema. Das hat zum einen arbeitsrechtliche Gründe: Viele Arbeitsverträge enthalten eine Verschwiegenheitsklausel. Doch auch, wo solche Klauseln fehlen, herrscht beim Thema Verdienst oft Stillschweigen. Praktisch von Kindesbeinen an lernen wir, dass man über Gehalt nicht spricht. Aufgrund dieser Geheimniskrämerei fällt es schwer, den eigenen Marktwert herauszufinden.

Hier erfahren Sie, wie Sie das angemessene Gehalt für Ihren Job ermitteln.

So bestimmen Sie Ihren Marktwert

Die deutsche Verschwiegenheit in Sachen Gehalt ist in anderen Ländern unbekannt. In Schweden kann zum Beispiel jeder die Steuererklärungen seiner Kollegen und Kolleginnen einsehen. Auch in den USA sprechen die meisten Menschen offen über ihr Gehalt und stellen Vergleiche an.

Insbesondere, wenn Sie eine neue Stelle suchen oder den Sprung auf der Karriereleiter planen, sollten Sie Ihren Marktwert kennen. Wie finden Sie nun heraus, welche Bezahlung für Ihre angestrebte Position angemessen ist? Dabei helfen verschiedene Tools.

Ein solches Online-Tool stellt zum Beispiel das Statistische Bundesamt bereit. Der Gehaltsvergleich auf destatis funktioniert ganz einfach: Sie geben die gesuchte Berufsbezeichnung ein, etwa Bürofachkraft. Im nächsten Schritt wählen Sie Ihre Branche aus. Anschließend geben Sie Ihren höchsten Bildungsabschluss ein, das Bundesland, in dem Sie arbeiten, und Ihr Alter.

Weiterhin fragt das Tool einige Angaben zu Ihrem Arbeitsvertrag ab. Bei der Auswertung werden außerdem die Größe des jeweiligen Unternehmens, eine eventuelle Tarifbindung und die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit berücksichtigt.

Die Ergebnisse basieren auf der sogenannten Verdienststrukturerhebung. Die wird alle vier Jahre von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder durchgeführt.

Welche Faktoren gibt es bei der Gehaltsberechnung zu beachten?

Der anonyme und kostenlose Gehaltsrechner von Destatis zeigt bereits, welche Faktoren Sie bei der Berechnung einer fairen Bezahlung berücksichtigen sollten. Ausschlaggebend für Ihre Verdienstchancen sind zum Beispiel die folgenden Kriterien:

  • Bundesland und Region: Die Lebenshaltungskosten in Bayern unterscheiden sich deutlich von denen in Sachsen. In städtischen Regionen zahlen Sie meist mehr Miete als auf dem Land. Entsprechend unterscheiden sich auch die Gehälter.
  • Branche: Die Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Branchen können eklatant ausfallen. Eine Bürofachkraft in der Finanzbranche erhält zum Beispiel einen anderen Verdienst als eine Bürofachkraft in einem Bergbauunternehmen.
  • Unternehmensgröße: Börsennotierte Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeitern zahlen in der Regel höhere Gehälter als der kleine Familienbetrieb nebenan.
  • Qualifikationen: Je mehr berufsrelevante Zusatzqualifikationen Sie vorweisen können, umso mehr Gehalt können Sie auch verlangen. Bei Gehaltsverhandlungen können Sie beispielsweise mit Weiterbildungen und Auszeichnungen punkten.
  • Arbeitserfahrung: Berufseinsteiger erhalten in aller Regel ein geringeres Gehalt als Mitarbeiter, die bereits seit zehn oder mehr Jahren im selben Unternehmen tätig sind.
  • Verantwortung: Das Gehaltsniveau sollte auch reflektieren, wie viel Verantwortung Sie in Ihrer Position übernehmen. Überträgt Ihnen Ihr Chef zum Beispiel immer mehr Budget- oder Personalverantwortung, sollten Sie dies als Argument für Gehaltsverhandlungen nutzen.
  • Geschlecht: Leider unterscheiden sich die Verdienstchancen immer noch nach Geschlecht. Destatis zufolge liegt der unbereinigte Gender Pay Gap für das Jahr 2021 bei 18 Prozent. Das bedeutet, Frauen verdienen pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer. Zum Teil liegt das daran, dass viele Frauen in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten. Rechnet man diese Faktoren heraus und berücksichtigt nur Frauen und Männer mit vergleichbaren Tätigkeiten, Qualifikationen und Erwerbsbiografien, liegt der Gehaltsunterschied immer noch bei 6 Prozent.

Verkaufen Sie sich nicht unter Wert!

Bevor Sie sich auf eine neue Stelle bewerben, lohnt sich ein Blick auf die Durchschnittsgehälter Ihrer Branche. Entsprechende Statistiken finden Sie ebenfalls bei Destatis und anderen statistischen Diensten.

Steht die nächste Gehaltsverhandlung an, sollten Sie zudem all Ihre gesammelten Erfahrungen und Qualifikationen berücksichtigen. Allen Tabus zum Trotz: Gibt es in Ihrem Arbeitsvertrag keine Verschwiegenheitsklausel, sollten Sie auch das Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen suchen und Ihr Gehalt vergleichen. Eventuell können Sie sich zusätzlich mit Freunden und Bekannten austauschen, die in einer ähnlichen Branche in vergleichbarer Position arbeiten. So erhalten Sie einen neutralen Überblick über das branchenübliche Gehalt und verkaufen sich nicht unter Wert.

Urheber des Titelbildes: kanghj103/ 123RF Standard-Bild