Plan B Kündigung

Wer sich am Montagmorgen bereits das Wochenende herbeisehnt, sich Tag für Tag über den Chef oder die Kollegen ärgert und in der eigenen Arbeit keine Herausforderung mehr sieht, sollte einfach Nägel mit Köpfen machen und kündigen. Die Entscheidung kann sogar spontan und ohne Plan B genau die richtige sein.

Kündigen ohne doppelten Boden: Warum wir uns damit schwertun

Die Zeiten, in denen man üblicherweise sein gesamtes Berufsleben bei ein und demselben Arbeitgeber verbracht hat, sind vorbei. Nicht zuletzt dank Generation Z ist ein regelmäßiger Jobwechsel zu einem normalen Prozess im Arbeitsleben geworden. Wer auf der Suche nach einer neuen Stelle ist, der bewirbt sich in der Regel jedoch aus der Sicherheit eines bestehenden Arbeitsverhältnisses heraus.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Ein Arbeitsverhältnis bringt uns schließlich ein geregeltes und festes Einkommen, das bei einer Kündigung und ohne neuen Job ersatzlos wegfallen würde. Um den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können, die finanzielle Sicherheit aufrechtzuerhalten und eine mögliche Arbeitslosigkeit zu verhindern, ist ein zeitlich möglichst übergangsloser Wechsel für viele Menschen eine wichtige Voraussetzung, um einen Jobwechsel überhaupt in Betracht zu ziehen. Nicht zu vergessen: Eine zeitliche Lücke macht sich in keinem Lebenslauf gut und kommt bei potenziellen neuen Arbeitgebern auch nicht immer gut an.

Manchmal geht es nicht anders – die guten Gründe

Grundsätzlich sollte eine Kündigung daher immer gut überlegt sein und bestenfalls erst dann ausgesprochen werden, wenn die neue Stelle beim neuen Arbeitgeber bereits unter Dach und Fach ist. Dennoch kann es gute und triftige Gründe geben, die Entscheidung nicht auf die lange Bank zu schieben und lieber früher als später – und unter Umständen auch ohne Plan B – zu kündigen. Mögliche Motive sind:

  • Die eigene Gesundheit leidet. Sind die körperlichen Beschwerden so stark oder ist die psychische Belastung zu groß, dann ziehen Sie am besten direkt die Reißleine.
  • Sie fühlen sich von Ihrem Arbeitgeber nicht nur ausgenutzt, sondern werden es de facto auch. Wenn unbezahlte Überstunden auf der Tagesordnung stehen, man Aufgaben der Kollegen mit übernehmen muss oder das Arbeitspensum im Vergleich zur Entlohnung in keinem Verhältnis steht, dann ist die schnellstmögliche Kündigung vielleicht die beste Option.
  • Der Arbeitgeber hält sich nicht an die gesetzlichen Vorgaben. Im schlimmsten Fall geht das sogar so weit, dass er sich strafbar macht. Manchmal sind es aber auch „nur“ Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, die nicht eingehalten werden und den Arbeitsplatz zu einem riskanten Ort machen.
  • Persönliche Differenzen und Konflikte können einem das Leben ganz schön schwer machen – das gilt natürlich auch für den Arbeitsplatz und Unstimmigkeiten mit den Kollegen oder sogar den Vorgesetzten. Noch schlimmer ist es, wenn man Opfer von Lästereien oder gar Mobbing wird.
  • Man findet im stressigen Arbeitsalltag weder die Zeit noch die Muße, sich über die berufliche Zukunft Gedanken zu machen. Wer nicht weiß, wo die Reise letztlich hingehen soll, der braucht vielleicht zunächst ein paar Wochen Auszeit anstatt sich direkt in den nächsten Job zu stürzen.
  • Darüber hinaus gibt es auch Menschen, die risikobereiter sind als andere und die einen doppelten Boden nicht zwingend benötigen. Allein der Gedanke, dass sich schon eine neue Option auftun und man etwas Neues finden wird, ist für diese Personen ausreichend.

Einfach kündigen: Die Konsequenzen

Mit dem Moment, in dem die Kündigung ausgesprochen oder dem Arbeitgeber in schriftlicher Form zugestellt wird, endet das Arbeitsverhältnis in aller Regel noch nicht direkt. Eine fristlose Kündigung ist nur in Ausnahmefällen möglich. Vielmehr gibt es eine Kündigungsfrist von mindestens einem Monat, teils beträgt diese auch drei oder sogar sechs Monate – übrigens: eine gute Zeit, um sich schon einmal nach einem neuen Job umzuschauen.

Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses beginnt dann offiziell die Arbeitslosigkeit. Da man diese selbst herbeigeführt hat, gibt es bei der Agentur für Arbeit jedoch zunächst eine Sperre bei der Zahlung des Arbeitslosengelds. Daher kann man frühestens nach drei Monaten mit einer finanziellen Unterstützung von Vater Staat rechnen.

Zu berücksichtigen ist zudem, dass mit zunehmender Dauer einer bestehenden Arbeitslosigkeit häufig auch die Chancen auf einen (gutbezahlten) Job geringer werden. Unternehmen vergeben meist lieber Stellen an Personen, die noch in einem festen Arbeitsverhältnis stehen.

Und jetzt? Diese Tipps helfen beim großen Schritt

Der Schritt, den Job zu kündigen, ohne bereits eine neue Stelle zumindest in Aussicht zu haben, ist definitiv kein kleiner. Damit die Entscheidung etwas leichter fällt und man den Mut aufbringt, dem Chef das Kündigungsschreiben auf den Schreibtisch zu legen, sind folgende Tipps hilfreich:

  • Eine finanzielle Reserve ist jetzt das A und O. Bestenfalls reicht das eigene Ersparte, um damit mindestens vier bis fünf Monate über die Runden zu kommen. Damit am Ende nicht die Schuldenfalle zuschlägt, sollte ausreichend Geld vorhanden sein. Im Zweifel warten Sie vielleicht lieber noch etwas und sparen das notwendige Geld zunächst an.
  • Mit emotionaler Rückendeckung fällt eine Kündigung garantiert leichter. Daher sprechen Sie bestenfalls mit Familie und Freunden über die Situation. Vielleicht gibt es sogar Personen im Bekanntenkreis, denen es ähnlich ergeht. Aber: Lassen Sie sich nicht zu sehr beeinflussen und womöglich zu einer Entscheidung „drängen“, hinter der Sie nicht komplett stehen.
  • Auch wenn die Wut möglicherweise groß ist und man dem Vorgesetzten am liebsten lauthals ein „Ich kündige“ vor den Kopf werfen will, ist Zurückhaltung und ein ruhiger und sachlicher Ton bei der Kündigung definitiv die bessere Option. Bedenken Sie, dass man sich bekanntlich immer zweimal im Leben sieht und Sie zudem auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis angewiesen sind.
  • Wer vorab schon mal die Bewerbungsunterlagen auf Vordermann bringt, den Stellenmarkt sichtet und vielleicht sogar das eine oder andere Angebot vor Augen hat, kündigt bestimmt mit einem besseren Gefühl. Wichtig ist jetzt, sich beim neuen Job nicht unter Wert zu verkaufen oder direkt das erstbeste Angebot anzunehmen, aus Angst nichts anderes zu bekommen.
  • Führen Sie sich vor Augen, dass die Arbeit im Leben nicht alles ist und dass Gesundheit, Familie, Freunde und Freiheit mindestens einen ebenso hohen Stellenwert haben. Mit dem Entschluss zu kündigen, kann man zudem stolz auf sich sein, mögliche Ängste überwunden und einen wichtigen Schritt gewagt zu haben.

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