Rage Applying

Ärger mit dem Chef, zu wenig Gehalt oder langweilige Aufgaben – Gründe für Frust im Job kann es viele geben. Nicht jeder arrangiert sich damit, sucht das Gespräch oder schaut sich in Ruhe nach einem neuen Arbeitgeber um. Wer stattdessen wütend über die Situation massenweise und scheinbar wahllos Bewerbungen verschickt, praktiziert Rage Applying.

Rage Applying: Was steckt hinter dem Trendwort?

Wutbewerbung lautet die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffs, hinter dem sich ein durch soziale Medien verbreiteter Trend aus der Arbeitswelt verbirgt. Es handelt sich dabei um eine mehr oder weniger impulsive Handlung, die aus der Unzufriedenheit mit dem eigenen Job resultiert.

Kennzeichnend für das Rage Applying ist das Versenden von Bewerbungen in großer Anzahl nach dem Motto „Viel hilft viel“. Unter der Quantität leidet jedoch die Qualität: Das betrifft sowohl die Auswahl der Arbeitgeber als auch den Inhalt der Wutbewerbungen. Letzterer gleicht meist einer anonymen Massenware. Es sind dabei vor allem jüngere Angestellte der Generation Z, die sich aus der Wut heraus bewerben.

Das sind die Gründe für die Frustbewerbungen

Es ist vor allem eine fehlende Wertschätzung im Job, die zu Frust und letztlich auch Wut führt. Meist besteht bei den Betroffenen bereits seit einer geraumen Zeit eine gewisse Unzufriedenheit. Vielleicht ist das Gehalt nicht angemessen, die Arbeitsbedingungen sind schlecht oder das Arbeitsklima lässt zu wünschen übrig? Auf diese ohnehin angespannte Lage kommt dann ein konkreter Auslöser, wie die Ablehnung einer geforderten Gehaltserhöhung oder zusätzliche (unbezahlte) Arbeit, die das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt und zum Rage Applying führt.

Erstes Ziel dieses Vorgehens ist es dabei häufig, seiner Wut mit einer konkreten Handlung Luft zu machen. Hinter der Impulsivität steckt natürlich auch der Wunsch, einen neuen Job zu finden, bei dem die Rahmenbedingungen besser passen.

Die Gefahren beim Rage Applying

Wer weniger auf Klasse als auf Masse bei der Bewerbung achtet, der sollte damit rechnen, dass diese bei den Personalern nicht unbedingt gut ankommt. Recruiter sehen häufig mit einem Blick, ob es sich um eine individuelle Bewerbung oder um ein Massenanschreiben handelt. Letzteres landet gerne direkt im Papierkorb. Das Risiko ist demnach groß, dass man trotz zahlreicher Bewerbungen nur Absagen oder auch gar keine Antworten erhält. Dies schürt die Frustration dann letztlich nur noch mehr, sodass man unter dem Strich gar nichts erreicht hat. Darüber hinaus besteht die Gefahr, bei den Unternehmen in wenig guter Erinnerung zu bleiben und sich am Ende sogar den Weg für mögliche künftige Bewerbungen verbaut.

Wenn es klappt: die Vorteile

Natürlich besteht bei einer großen Anzahl an Bewerbungen auch immer die (geringe) Chance, dass es klappt und man einen neuen Job findet, der zu den eigenen Vorstellungen passt. In dem Fall war der Frust ein guter Auslöser beziehungsweise Motivator, aktiv zu werden und die eigene Komfortzone zur Verbesserung der eigenen Situation zu verlassen.

Darüber hinaus fördern die Bewerbungen das gute Gefühl, nicht untätig zu sein und sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Und auch wenn es sich nicht um ausgefeilte Bewerbungen handelt, regen diese vielleicht trotzdem dazu an, sich über die eigenen beruflichen Ziele und die Motivation klar zu werden.

Welche Alternativen gibt es zum Rage Applying

Grundsätzlich mag Rage Applying zwar kurzfristig eine befreiende Wirkung haben, unter dem Strich stehen die Erfolgsaussichten jedoch nicht wirklich gut. Anstatt Massenmailings zu versenden, konzentriert man sich stattdessen lieber auf nur einige, wenige Bewerbungen. Dafür investieren Sie bestenfalls etwas mehr Zeit und machen sich darüber Gedanken, welcher Job Ihnen Spaß machen könnte und was Sie selbst zu bieten haben. Die Bewerbung wird dann nicht aus einer (schlechten) Laune heraus, sondern lieber in einer entspannten Stimmung nach mehrmaligem Gegenlesen verschickt.

Es muss zudem nicht immer der Jobwechsel sein: Manchmal lässt sich der Ärger bei der Arbeit auch mit einem konstruktiven Gespräch aus der Welt schaffen. Vielleicht bietet der Vorgesetzte ja an, den Aufgabenbereich zu erweitern oder gesteht Ihnen neue Kompetenzen zu. Und unter Umständen gibt es perspektivisch zudem die Aussicht auf eine Gehaltserhöhung.

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