Wenn ein Mitarbeiter Hilfe sucht, befindet er sich oft in einer prekären Situation. Wird er dann unsensibel behandelt, verliert er schnell das Vertrauen in sein Gegenüber. Die Humble-Consulting-Methode des US-Psychologen Edgar Schein setzt deshalb auf einen persönlichen Draht zwischen dem betroffenen Mitarbeiter und dem, der ihn berät.

 

Vertrauen als Kommunikationsstrategie

Jemanden in einer persönlichen Problemlage um Hilfe zu bitten, fällt vielen Menschen nicht leicht. Im beruflichen Umfeld ist es oft noch schwerer. Wer als Mitarbeiter der Personalabteilung oder als Führungskraft mit einer derartigen Bitte konfrontiert wird, sollte auf gar keinen Fall von oben herab oder harsch reagieren – vielmehr ist Feingefühl gefragt. Genau darum geht es in dem Buch „Humble Consulting: Die Kunst des vorurteilslosen Beratens“ des US-Organisationspsychologen Edgar H. Schein, das jetzt im Carl Auer Verlag auf Deutsch erschienen ist. Schein beschreibt darin, wie ein vertrauensvolles Verhältnis zum Betroffenen aufgebaut werden kann, um dessen Problem zu lösen.

 

Persönlich, vertrauenswürdig und offen

Kern des Humble Consulting (engl. humble = bescheiden) ist das Verhalten des Beraters: Er beginnt das Gespräch mit seinem Gegenüber zurückhaltend. Dadurch soll ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden aufgebaut werden, das zu einer „zweiten Ebene“ führt: Sie wird laut Edgar Schein erreicht, indem der Berater im Laufe der Gespräche auch Persönliches von sich selbst erzählt. So soll eine Art „Lagerfeuer“-Dialogatmosphäre entstehen, die in einem offenen Gespräch mündet. Das versetzt den Berater in die Lage, sich in die Problematik des Ratsuchenden einzufühlen, um mit ihm gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden.

 

Die zehn Thesen des Humble Consulting

Schein stellt in seinem Buch zehn Thesen auf, die das Prinzip des vertrauensvollen Dialogs näher erläutern. So ist unter anderem davon die Rede, dass der Berater eine vorurteilslose, fragende Haltung einnehmen muss, um die Beziehung zwischen ihm und dem Ratsuchenden zu intensivieren. An anderer Stelle wird betont, dass Berater und Ratsuchender bei Handlungsbedarf gemeinsam über Maßnahmen und Prioritäten entscheiden. Eine weitere These besagt, dass der Berater dem Ratsuchenden bereits beim ersten Zusammentreffen vermitteln soll, dass er mit ihm die persönliche, zweite Gesprächsebene erreichen will.

Die Thesen bauen aufeinander auf und erklären so den Prozess des „Humble Consultings“.

 

 

 

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