Eine Frau steht im eigenen Kleiderladen

Im ersten Teil unserer mehrteiligen Artikelserie haben wir uns damit beschäftigt, woran man erkennen kann, dass man sich als Unternehmer eignet. Wer die Frage „Bin ich ein Gründertyp?“ mit einem klaren „Ja“ beantworten kann, muss sich im nächsten Schritt mit einem Thema befassen, das maßgeblich für den Erfolg der Selbständigkeit ist: die Geschäftsidee.

In diesem Artikel beschäftigen wir uns damit, wie man die richtige Geschäftsidee findet und darauf basierend entsprechende Ziele formuliert. Darüber hinaus stellen wir fünf spannende und Erfolg versprechende Geschäftsideen vor.

Der Idealfall: eine vorhandene Geschäftsidee als Grund für die Selbständigkeit

Einige Gründer haben das Glück, gar nicht nach einer passenden Geschäftsidee suchen zu müssen. Sie läuft ihnen quasi über den Weg. Erst während der intensiven Auseinandersetzung mit der immer konkreter werdenden Idee wächst der Wunsch, sich selbständig zu machen.

Wir bezeichnen diese Konstellation deshalb als ideal, weil die schwierige – und in manchen Fällen auch krampfhafte – Suche nach einer passenden Geschäftsidee komplett entfällt. Hier muss nicht mehr gefragt werden, WOMIT mache ich mich selbständig, sondern „nur“ WIE setze ich meine Geschäftsidee in die Tat um.

Die Geschäftsideen, nach denen nicht gesucht werden muss, entstehen oft im Arbeitsumfeld. Manchmal lassen sich solche „Geistesblitze“ gar nicht erklären. Aber auf einmal hat sich eine Idee im Kopf festgesetzt, über die man ständig nachdenken muss. Meistens geht es bei dieser Art von Geschäftsidee darum, Probleme anders und besser zu lösen, als es zuvor möglich war. Ideen für ein neuartiges Produkt bzw. eine effizientere Dienstleistung können natürlich auch mit der Freizeitgestaltung zusammenhängen. Bei dieser Kombination schwingt dann die große und viel zitierte Hoffnung mit, das „Hobby zum Beruf“ zu machen.

Die Suche nach der passenden Geschäftsidee

Sofern man sich unbedingt selbständig machen möchte, aber noch keine adäquate Geschäftsidee vorweisen kann, muss man sich auf die Suche danach begeben. Um zu überprüfen, ob die Idee wirklich passt und tragfähig ist, sollte man auf folgende Punkte achten: Interesse, Kundennutzen, Erfolgschancen, Entwicklungspotenzial und Wettbewerb.

Hinweis: Diese Prüfung sollte man natürlich auch durchführen, wenn einem die Geschäftsidee „in den Schoß gefallen ist“.

Interesse

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich selbständig zu machen. Aber nur wenige lösen beim Gründer eine Begeisterung aus, die dafür sorgt, dass die häufig auftretende deutliche Mehrarbeit nicht abschreckend wirkt. Wer für seine Idee brennt, meistert Hürden und Probleme leichter und gibt nicht sofort auf, wenn es nicht so rund läuft. Solche Phasen lassen sich bei Start-Ups leider nie ganz vermeiden. Man sollte sich auch fragen, ob man sich aufgrund aktueller Ereignisse für die Geschäftsidee interessiert oder ob es ein Thema ist, mit dem man sich auch in 5 oder 10 Jahren gerne beschäftigt.

Kundennutzen

Es ist wichtig, dass man selbst vom Produkt bzw. der Dienstleistung überzeugt ist. Wenn Kunden das aber anders sehen, ist das für ein Start-Up fatal. Nur wenn das Angebot attraktiv ist, findet es die notwendige Zahl an Käufern und Kunden. Die Attraktivität bemisst sich z.B. daran, ob ein vorhandenes Problem (besser) und / oder zu einem günstigeren Preis gelöst wird.

Bei der Bewertung sollte man sich nicht nur auf die eigene Meinung verlassen. Im ersten Schritt kann auch die Einschätzung von Freunden helfen. Für eine belastbare Analyse sollte man jedoch unbedingt gezielt in der potenziellen Zielgruppe recherchieren.

Erfolgschancen

Gründer sollten immer im Hinterkopf haben, dass sie die Selbständigkeit nicht als Hobby oder Ehrenamt sehen dürfen. Es muss auch darum gehen, Geld zu verdienen und die eigene Existenz zu sichern. Aus diesem Grunde ist es unabdingbar, das Marktpotenzial der Geschäftsidee möglichst exakt zu beziffern. Es sollten alle Informationen herangezogen werden, die frei verfügbar sind. Aus diesen Daten lässt sich häufig schon ablesen, ob man genügend Umsatz generieren kann.

In diesem Zuge sollte man auch berechnen, wie viel Geld man überhaupt benötigt, um den eigenen Lebensstandard zu halten. Die Summe hängt dabei von vielen individuellen Faktoren ab. Ein Single kommt sicherlich mit deutlich weniger Gehalt aus als ein Familienvater.

Entwicklungspotenzial

Wer eine passende Geschäftsidee gefunden hat, darf sich glücklich schätzen. Um langfristig erfolgreich zu sein und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, muss man die Idee ständig schärfen und weiterentwickeln. Im Prinzip sollten Gründer immer schon zwei oder drei Schritte im Voraus planen. Folgende Fragestellungen spielen eine wichtige Rolle:

  • Lässt die Geschäftsidee Luft für neue, zusätzliche Varianten?
  • Gibt es Zielgruppen, die bislang nicht erschlossen wurden?
  • Kann man das Angebot noch ansprechender und werbewirksamer präsentieren?

Im Endeffekt steht im Fokus, ob die Geschäftsidee in der Lage ist, beim Gründer immer wieder Kreativität freizusetzen.

Wettbewerb

Fast immer trifft die eigene Geschäftsidee auf eine Branche, in der sich bereits viele Konkurrenten tummeln. Um erfolgreich zu sein, muss man die Wettbewerber kennen. Nur dann kann man sich von ihnen absetzen.

Im Rahmen einer detaillierten Wettbewerbsanalyse muss man also alle Aspekte beachten und herausfinden, was das Alleinstellungsmerkmal und der Mehrwert der eigenen Geschäftsidee sind. Manchmal liegen diese in einer umweltbewussteren Herstellung, in einer effizienteren und schlankeren Logistik oder in einem besseren Service. Man kann (und muss) schließlich das Rad nicht neu erfinden …

Der Blick auf die Konkurrenz gehört selbstverständlich auch nach der Unternehmensgründung zu den wiederkehrenden und wichtigen Aufgaben. Wer das nicht macht, verliert schnell den Anschluss.

Unternehmensziele formulieren

Wer die passende Geschäftsidee gefunden hat, sollte sich noch vor der Gründung fragen, welche Ziele er eigentlich erreichen möchte – abseits davon, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Erst durch die Festlegung von Zielen und Meilensteinen ist man in der Lage, auf dem Weg dorthin alle sich bietenden Chancen zu erkennen und zu ergreifen.

Die Basis zur Formulierung von Zielen kann z.B. in der SMART-Methode liegen. Demnach sollten Ziele folgende Eigenschaften besitzen:

  • (S)pezifisch
  • (M)essbar
  • (A)ngemessen
  • (R)elevant
  • (T)erminiert

Befolgt man diese Formel, werden Ziele griffiger und sind für alle Beteiligten besser nachzuvollziehen. Sie hilft auch bei der Beantwortung der Frage, warum man dieses Ziel überhaupt erreichen möchte. Außerdem fällt es leichter, untergeordnete Ziele und Meilensteine festzulegen.

Wenn Unternehmensziele existieren, müssen sie später regelmäßig geprüft und ggf. nachjustiert werden.

Fünf spannende Geschäftsideen

Nachdem wir bis hierher sehr viel Theoretisches beschrieben haben, möchten wir nun als Inspiration einige Ideen aus der Praxis vorstellen, die die Grundlage für eine erfolgreiche Selbständigkeit bilden können.

1. Online-Shop für Fleischalternativen

Die Fleischproduktion sorgt für Unmengen an Treibhausgasen und ist daher schlecht für das Klima. Auch die Haltung von Tieren ist häufig katastrophal. Das sind zwei Gründe, warum immer mehr Menschen auf Fleisch verzichten und sich vegetarisch oder sogar vegan ernähren. Der Markt für Fleischalternativen ist riesig und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.

Es herrscht Goldgräberstimmung und es wird viel experimentiert. Aus unserer Sicht ist daher ein Online-Shop für Fleischalternativen trotz stetig steigender Konkurrenz immer noch eine gute Geschäftsidee. Da die Nachfrage so groß ist, gibt es sicherlich noch viele Nischen, in denen sich mit gutem Gewissen gutes Geld verdienen lässt.

2. Modeboutique für umweltfreundliche Kleidung

Da der Trend im Modebereich immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit geht, bieten sich auch hier einige Möglichkeiten, um mit neuen Ideen zu punkten. Wer seine Nische finden möchte, könnte auf den Verkauf von Kleidung und Textilprodukten setzen, die gerade nicht aus Billiglohnländern stammen und bei denen sich die Herstellung und Vertriebswege lückenlos nachvollziehen lassen.

Über den Preis konkurrenzfähig zu sein ist schlichtweg eine Illusion. Dafür sind die großen Modeketten einfach zu günstig. Mut und Kreativität sind gefragt, um Zielgruppen zu erreichen, die bereit sind, für Qualität mehr Geld auszugeben.

3. Nachhilfeunterricht

Diese Geschäftsidee klingt zwar etwas altbacken, ist im Zuge der Corona-Pandemie unseres Erachtens besser denn je. Das liegt leider daran, dass Schulen über lange Zeit geschlossen waren bzw. es noch sind. Home Schooling kann den Präsenzunterricht kaum ersetzen. So kommt es dazu, dass viele Schüler Bildungslücken haben, die nach Ansicht von Eltern und Lehrern möglichst ausgeglichen werden sollten.

Sofern man selbst das entsprechende Pädagogik-Know-How besitzt, kann man klein anfangen und selbst Nachhilfeschüler unterrichten. Wer größer einsteigen möchte, sollte sich eingehend über das Franchise-System von bekannten Unternehmen informieren.

4. Entdeckungstouren durch Deutschland

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? An diese Weisheit haben sich viele Deutsche seit Beginn der Coronakrise (notgedrungen) erinnert. Deutschland ist als Reiseziel so beliebt wie nie. Und angesichts der Tatsache, dass wir noch länger mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun haben werden, wird dieser Trend auch nicht so schnell vergehen. Außerdem führt Corona dazu, dass der Massentourismus kritischer hinterfragt und teilweise vermieden wird.

Abseits der touristischen Hochburgen gibt es in Deutschland sicherlich noch viele Geschäftsideen, die erfolgreich sein können. Wer gerne in der Natur unterwegs ist und sich selbständig machen möchte, hat gute Chancen, eine Idee zu entwickeln, die für die Sicherung des Lebensunterhalts ausreicht.

5. Unverpackt-Laden eröffnen

Zum Schluss haben wir eine weitere Idee, die umweltfreundlich ist und dafür sorgt, dass weniger Plastikmüll entsteht. Verpackungen aus Kunststoff sind eine weltweite Plage. Die Meere sind voll mit Plastik, kleine Kügelchen lassen sich mittlerweile auch in Fischen finden, die von Menschen gegessen werden. Es ist an der Zeit, dieses schwerwiegende Umweltproblem zu lösen.

Ein smarter Problemlöser ist z.B. ein Supermarkt, in dem man unverpackte Ware kaufen kann. Zwar gibt es davon in einigen Großstädten schon einige, ländlichere Gegenden haben aber noch Bedarf.

Vorschau: Im nächsten Teil unserer Artikelserie werfen wir einen genaueren Blick auf die Themen Unternehmensform und Businessplan.

Urheber des Titelbildes: wavebreakmediamicro/ 123RF Standard-Bild