Sagen Gaming-Fähigkeiten etwas über die Intelligenz von Bewerbern aus? Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie, die Forscher der Universitäten Köln und Liechtenstein sowie der Fachhochschule Vorarlberg in der Fachzeitschrift „Virtual Reality“ veröffentlicht haben.
Andere Untersuchungen weisen darauf hin, dass Gaming die kognitiven Fähigkeiten verbessert und auch Soft Skills fördern kann.
Sind Videospiele also tatsächlich gut für die Karriere?
Studie untersucht Zusammenhang zwischen VR-Spielen und Intelligenz
Gaming ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung – für Menschen aller Altersgruppen. Dem Branchenverband Game zufolge spielt mehr als die Hälfte der Sechs- bis 69-jährigen regelmäßig Videospiele. Bislang haben sich aber nur wenige wissenschaftliche Studien mit dem Zusammenhang zwischen Virtual-Reality-Spielen (VR-Spielen) und der Intelligenz auseinandergesetzt.
Für ihre Untersuchung mit dem Titel „Intelligence at play: Game-based Assessment using a Virtual-Reality Application“ haben die Forscher 103 Teilnehmer dazu eingeladen, das VR-Game „Job Simulator“ zu spielen. Anschließend absolvierten die Probanden eine Kurzversion eines Intelligenztests.
Das Ergebnis: Teilnehmer, die das Simulationsspiel schneller beendeten, wiesen im Schnitt eine höhere allgemeine Intelligenz auf und konnten neue Informationen besser verarbeiten.
Gaming kann kognitive Fähigkeiten verbessern
Bereits frühere Studien haben Hinweise geliefert, dass Gaming die kognitiven Fähigkeiten verbessern kann. Laut einer Forschungsstudie aus dem Jahr 2020 ist das vor allem bei Kindern der Fall, die bereits vor der Pubertät altersgerechte Spiele wie „Super Mario 64“ spielen. Wie die Wissenschaftler beschreiben, können die jungen Studienteilnehmer 3D-Objekte besser verarbeiten und verfügen über ein stärker ausgeprägtes Erinnerungsvermögen.
Neurowissenschaftler konnten derweil nachweisen, dass sich mit zunehmender Gaming-Erfahrung die graue Hirnsubstanz, auch als graue Masse bezeichnet, vergrößert. Das führt zu einem besseren räumlichen Denkvermögen. Im Vergleich zu Nicht-Gamern können Gamer zudem besonders schnell lernen und das neu aufgenommene Wissen besser einordnen.
Gaming kann Kommunikation, Teamfähigkeit und Management-Fähigkeiten fördern
Eine positive Auswirkung sollen Gaming-Erfahrungen auch auf Soft Skills haben. Eine niederländische Forschungsstudie aus dem Jahr 2012 kommt etwa zum Schluss, dass bestimmte Videospiele die Kommunikationsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit und die Aufmerksamkeitslenkung fördern.
Ein weiteres Forschungsprojekt zeigt, dass Echtzeit-Strategiespiele die eigenen Management-Fähigkeiten verbessern können. Strategiespiele setzen analytisches und taktisches Denken voraus. Wer in Spielen wie „World of Warcraft“ Gruppen von 30 oder mehr Spielern koordinieren möchte, muss außerdem teamfähig sein, gut und schnell Probleme lösen können und flexibel auf Herausforderungen reagieren.
All das sind Fähigkeiten, die für zahlreiche Jobs gefragt sind. Vor allem offene Spiele wie Minecraft wirken sich auch positiv auf die Kreativität aus, wenn sie ohne Anweisung gespielt werden.
Was Gamern im Beruf ebenfalls helfen kann: Sie lernen, sich Ziele zu setzen und diese klar zu verfolgen. Ein Team aufbauen, das nächste Level erreichen, die eigenen Skills verbessern – in zahlreichen Games folgt ein Ziel auf das andere. Damit ähneln die Spiele der Karriereplanung.
Für welche Berufe ist Gaming-Erfahrung von Vorteil?
Wenig überraschend ist es unter anderem der IT-Bereich, in dem Gamer mit ihren Erfahrungen punkten können. Begeisterte Spieler entwickeln nicht nur die Fähigkeit, eigenständig schwere Herausforderungen zu lösen und sich Fachwissen anzueignen, sie bringen oft auch exzellentes Hardware-Wissen mit. Immerhin rüsten viele E-Sportler und Hobby-Gamer ihr Setup nach eigenen Vorlieben auf.
Auch in Branchen, in denen kreatives Denken gefragt ist, können Gaming-Fähigkeiten von Vorteil sein. In PR und Marketing kommt Gamern zugute, dass sie häufig den Finger am Puls der Zeit haben und wissen, was die junge Zielgruppe begeistert.
Taktisches und analytisches Denken sowie eine ausgeprägte Fähigkeit, Informationen schnell zu verarbeiten, prädestiniert zudem für Führungspositionen. Wer auch bei hohem Arbeitstempo einen kühlen Kopf behält, rationale Entscheidungen treffen kann und noch dazu teamfähig ist, hat gute Chancen auf eine Karriere im Management.
Virtual-Reality-Spiele im Recruiting
Gaming-Fähigkeiten bieten aber nicht nur Vorteile für die Spieler selbst. Auch unternehmen profitieren von Mitarbeitern mit guter Teamfähigkeit, rascher Auffassungsgabe und hoher Problemlösungskompetenz.
Für Arbeitgeber kann es außerdem interessant sein, Virtual-Reality-Spiele im Bewerbungsprozess einzusetzen. VR-Games können als zusätzliches Instrument dienen, um die Arbeitsleistung der Bewerber einzuschätzen. Über VR-Spiele können Kandidaten zum Beispiel mit typischen Arbeitsaufgaben konfrontiert werden oder spezielle Fähigkeitstests absolvieren.
Einige Unternehmen nutzen sogenannte „Serious Games“, also ernsthafte Spiele, bereits zu diesem Zweck. Die Commonwealth Bank, Australiens größtes Geldinstitut, prüft etwa mit VR-Simulationen, wie Bewerber in stressigen Situationen Entscheidungen treffen.
Auch bei der Anwerbung von Bewerbern können branchen- und unternehmensspezifische VR-Games gute Dienste leisten. Virtuelle Arbeitssimulationen wecken das Interesse junger Menschen und führen sie auf eine Weise in den Arbeitsalltag ein, mit denen sie bereits aus dem Computerspielkontext vertraut sind.
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