Eine Umschulung ist eine Form der Aus- oder Weiterbildung. Durch sie qualifiziert sich eine Person, die bereits einen Beruf erlernt hat, für einen Job in einem anderen Berufsfeld. Eine berufliche Neuorientierung, die die unterschiedlichsten Gründe haben kann, beispielsweise:
- Gesundheitliche Probleme wie Krankheiten oder Unfallfolgen, die die Ausübung des bisherigen Berufs unmöglich machen.
- Schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt, weil die bisherige Tätigkeit nicht (mehr) gefragt oder die Konkurrenz groß ist.
- Gute Karriere- und Entwicklungschancen in einer anderen Branche, in der großer Bedarf an Arbeitskräften besteht.
- Der schlichte Wille zur Veränderung, weil der alte Job nicht mehr gefällt oder eine neue Leidenschaft entdeckt wurde.
Welche Arten von Umschulungen gibt es?
Grundsätzlich unterscheiden sich Umschulungen in rein schulische und duale Weiterbildungen. Duale Umschulungen können betrieblich (Praxis im Unternehmen, Theorie in der Berufsschule) oder überbetrieblich (Praxis und Theorie bei einem privaten Bildungsträger, ergänzt durch Praktika) gestaltet sein. Letzteres Konzept wird zum Beispiel häufig bei Umschulungen per Onlinekurs oder Fernstudium angewandt.
Des Weiteren können Umschulungen in Teil- oder Vollzeit absolviert werden. Bei Teilzeitumschulungen wird die wöchentliche Arbeitszeit gekürzt, die Berufsschulzeit bleibt in vollem Umfang bestehen. Das kann sich zum Beispiel für Eltern anbieten, die Umschulung und Kinderbetreuung miteinander vereinbaren müssen.
Unabhängig von der Art der Umschulung ist die Weiterbildung mit Kosten verbunden. Die Übernahme dieser Kosten kann beantragt werden bei:
- der Agentur für Arbeit (Berufstätige und alle Personen mit Anspruch auf ALG1),
- dem Jobcenter (für Arbeitssuchende),
- der Rentenversicherung (bei Krankheit)
- oder der Gesetzlichen Unfallversicherung (bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten).
Schritt für Schritt zum Neuanfang
Die folgenden Schritte helfen bei der Vorbereitung und Beantragung einer Umschulung:
- Selbstreflexion und Ziele setzen: Welche Tätigkeit will ich in Zukunft ausüben und warum?
- Recherche: Welche Voraussetzungen muss ich für den neuen Job erfüllen? Ist die Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt aktuell gefragt?
- Kostenlosen Beratungstermin bei einem möglichen Förderträger vereinbaren.
Wie lange dauert eine Umschulung?
Je nach persönlicher Vorbildung und künftiger Tätigkeit dauert die Weiterbildung zwischen neun Monaten und zwei Jahren. In Teilzeit verlängert sich die Dauer entsprechend. Dann kann eine Umschulung bis zu zweieinhalb Jahre in Anspruch nehmen.
Als Vorbildung ist ein mittlerer Schulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung meist ausreichend.
Finanzierung: Wann fördert die Arbeitsagentur die Umschulung?
Wer von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter für förderwürdig befunden wird, bekommt einen Bildungsgutschein – die Kosten für die Umschulung werden übernommen. Grundlegende Voraussetzungen für eine solche Förderung sind:
- Der Antragsteller ist arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht (beispielsweise, weil seine Stelle zeitnah durch die fortschreitende Technisierung wegfällt).
- Der Antragsteller ist mindestens 18 Jahre alt.
- Der Antragsteller hat bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen oder begonnen und endgültig abgebrochen.
- Die angestrebte Umschulung verbessert die realistischen Chancen des Antragstellers, einen Job zu finden.
Die mögliche Förderung beinhaltet die Kosten für die Umschulung selbst, ebenso wie anfallende Fahrt- und Unterbringungskosten am Lehrgangsort. Auch für Prüfungsgebühren und Lehrmittel sowie für Betreuungskosten von Kindern unter 15 Jahren können Fördermittel beantragt werden.
Wer hingegen aufgrund von gesundheitlichen Problemen beruflich umsatteln will, muss sich an seinen Rentenversicherungsträger oder die Unfallversicherung wenden.
Der Förderantrag wurde abgelehnt – was tun?
Bei einer Ablehnung sollten Arbeitnehmer zunächst Widerspruch gegen den Bescheid einlegen. Besteht dann tatsächlich kein Anspruch auf Förderung, kann ein Antrag beim Europäischen Sozialfond eine weitere Möglichkeit sein. Dieser übernimmt gegebenenfalls die Finanzierung einer Umschulung.
Als letzte Option bleibt die Finanzierung aus eigener Tasche, die aber wohl überlegt sein sollte, denn: Neben den reinen Kursgebühren müssen Umschüler auch ihre Krankenversicherungsbeiträge voll selbst bezahlen.
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