Vielleicht kennen Sie ihn auch!? Diesen einen Kollegen, der dem Chef immer nach dem Mund redet. Der gestern noch felsenfest eine Meinung vertrat, heute aber die Ansicht des Vorgesetzten angenommen hat. Der Absprachen bricht, um sich selbst Vorteile zu verschaffen.
Menschen, die stets auf den eigenen Vorteil bedacht sind, bezeichnet man als Opportunisten. Wie Sie mit opportunistischen Kollegen am besten umgehen, zeigt der folgende Artikel.
Was bedeutet Opportunismus?
Der Begriff Opportunismus stammt vom Lateinischen „oppportunus“ für „günstig“ oder „geeignet“ ab. Er bezeichnet die zweckmäßige Anpassung an die jeweilige Lage. Im 19. Jahrhundert war der Begriff noch positiv besetzt. In der Dritten Französischen Republik stand zum Beispiel die opportunistische Politik für die Unterstützung des Volkes und im Gegensatz zum Radikalismus.
Heute gehen mit den Worten Opportunismus und Opportunist dagegen negative Assoziationen einher. So definiert etwa der Duden einen Opportunisten als Person, die sich allzu bereitwillig und aus Nützlichkeitserwägung an die jeweilige Lage anpasst.
Ein Opportunist ist also auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Er nutzt jede sich bietende Gelegenheit aus, um beispielsweise die Karriereleiter nach oben zu klettern – ohne Rücksicht auf Verluste.
Klassische Beispiele für Opportunismus in Gesellschaft und Arbeitswelt
Opportunisten gibt es in so gut wie jedem Bereich der Gesellschaft und der Arbeitswelt. Ein klassisches Beispiel sind etwa Politiker, die aktuelle Missstände, Sorgen und Ängste der Bürger nutzen, um der Wählerschaft nach dem Mund zu reden. Sie wollen die Situation für den Mittelstand verbessern, für eine geringere Inflationsrate sorgen oder sich verstärkt um die innere Sicherheit kümmern. Wie sich diese Pläne umsetzen lassen, bleibt unerwähnt. Nach der Wahl ist dann von den Versprechen nicht mehr viel übrig.
Opportunisten im Job verhalten sich ähnlich. So versuchen sie etwa, sich durch übertriebene Freundlichkeit mit den Vorgesetzten gut zu stellen. Oder sind plötzlich auffällig nett zu einem gerade beförderten Kollegen, über den sie gestern noch kein gutes Wort verloren haben.
Diese Verhaltensweisen verraten einen Opportunisten
Dass wir uns Kollegen und Vorgesetzten gegenüber anders verhalten als im Freundes- oder Familienkreis, ist ganz normal. Opportunisten zeigen dieses veränderte Verhalten aber in ganz ausgeprägter Weise.
Oft handelt es sich bei Opportunisten um Personen, die glauben, dass ihnen die große Karriere zusteht. Sie haben den Blick fest auf ihr Ziel gerichtet und picken sich gezielt die Personen heraus, die ihnen beim beruflichen Aufstieg behilflich sein können. Auch ihre Entscheidungen treffen sie nach der Frage, was ihnen persönlich nützlich ist. So passen sie etwa ihre Meinungen und Erwartungen an die Gruppe an, von der sie sich Vorteile versprechen.
Stellen sie sich gegen die Gruppe, geschieht das auch nur zum eigenen Nutzen. Umgangssprachlich bezeichnet man Opportunisten daher auch als „Wendehals“ oder als „Fähnchen im Wind“.
Opportunisten können Sie an den folgenden Verhaltensweisen erkennen:
– Sie haben keine festen Prinzipien und Werte oder ändern diese ständig.
– Sie legen Regeln nach ihrem eigenen Gutdünken aus.
– Sie geben sich übertrieben freundlich und können dabei sehr charmant auftreten.
– Sie sind nicht zuverlässig, da ihnen das eigene Vorankommen wichtiger ist als getroffene Vereinbarungen.
– Sie tarnen ihr Verhalten oft als Ungeschicklichkeit.
So gehen Sie am besten mit opportunistischen Kollegen um
Beim Umgang mit diesen Charakteren helfen die folgenden Tipps:
1. Sprechen Sie den Opportunisten auf sein widersprüchliches Verhalten an
Da Opportunisten sich mit möglichst vielen Menschen gut stellen möchten, verstricken sie sich häufig in Widersprüche, haben etwa heute eine ganz andere Meinung als gestern. Fällt Ihnen ein solches Verhalten auf, sprechen Sie Ihr Gegenüber darauf an. Das fällt im privaten Bereich natürlich leichter als im Büro. Ergibt sich die Gelegenheit, kann ein offenes Gespräch jedoch viel bewirken. Zumindest weiß die betroffene Person dann, dass Sie ihr Verhalten durchschaut haben.
2. Verlassen Sie sich nicht auf Absprachen mit einem Opportunisten
Opportunistische Kollegen halten sich nicht immer an Absprachen. Versuchen Sie daher immer noch eine zweite Option in der Hinterhand zu haben, um eine Abhängigkeit vom Opportunisten zu vermeiden.
3. Bleiben Sie bei Schmeicheleien und Komplimenten skeptisch
Opportunisten wissen oft ganz genau, wie sie andere Menschen beeinflussen können. Ihre Komplimente und Schmeicheleien stimmen sie geschickt auf die Unsicherheiten und Bedürfnisse anderer ab. Lassen Sie sich davon nicht einwickeln, sondern machen Sie sich bewusst, dass es sich dabei um eine gezielte Strategie handelt.
4. Geben Sie nicht mehr, als Sie nehmen
Opportunisten versuchen, mit möglichst wenig Aufwand voranzukommen. Stellen Sie fest, dass Sie in der Zusammenarbeit mit einem Kollegen mehr geben als nehmen, bemühen Sie sich darum, wieder einen Ausgleich herzustellen.
5. Lernen Sie von Opportunisten
Opportunisten haben nicht nur schlechte Eigenschaften. Sie können auch einiges von ihnen lernen, etwa die Fähigkeit, sich schnell an neue Situationen und Menschen anzupassen. Ein wenig mehr auf die eigenen Vorteile und Bedürfnisse zu achten, ist ebenfalls nicht unbedingt negativ. Nur Ihre eigenen Prinzipien sollten Sie dabei nicht aus den Augen verlieren.
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