Kununu und Co.

Sich den Frust über den Chef von der Seele schreiben, konstruktive Kritik üben oder auch einmal ein Lob abgeben: Der Reiz von Arbeitgeberbewertungen im Internet ist hoch. Auf solchen Portalen können Mitarbeitende anonym ihre Meinung zum Betriebsklima, zu den Kollegen und ihren Vorgesetzten äußern.

Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Arbeitgeberbewertungsportale vor und zeigen, welche Vorteile, aber auch welche Risiken die Online-Bewertungen haben.

Die 5 wichtigsten Bewertungsportale für Arbeitgeber

Das sind die zurzeit wichtigsten Arbeitgeberbewertungsportale im deutschsprachigen Raum:

1. Kununu.com

Kununu ist das wohl größte Portal für Arbeitgeberbewertungen im deutschsprachigen Raum. Laut Angaben der Website-Betreiber sind dort mehr als 9 Millionen sogenannter Insights zu Arbeitgebern zu finden. Pro Woche kommen im Durchschnitt 10.800 Bewertungen hinzu. Allein von März bis August 2023 verzeichnete die Plattform 4,94 Millionen Nutzer. Wer Bewertungen abgeben möchte, muss sich registrieren. Sichtbar sind die Bewertungen auch für nicht angemeldete Besucher. Ein Gehaltscheck ergänzt das Angebot. Zudem unterstützt Kununu Arbeitgeber beim Employer Branding.

2. MeinChef.de

Die Plattform MeinChef.de wurde 2010 gegründet und erinnert optisch eher an ein klassisches Webforum als an eine Bewertungsplattform. Registrierte Nutzer können ihre Arbeitgeber in vielen unterschiedlichen Kategorien bewerten, mit Punkten von 1 bis 5. Für Unternehmen bietet MeinChef.de verschiedene kostenpflichtige Dienstleistungen wie Gütesiegel an.

3. Jobvoting.de

Jobvoting wurde 2006 ins Leben gerufen und gehört damit zu den ältesten Bewertungsportalen im deutschsprachigen Raum. Die Datenbank umfasst aktuell fast 160.000 Arbeitgeber. Mitarbeitende können Bewertungen mit bis zu 5 Sternen abgeben und auch den besten Arbeitgeber wählen. Weiterhin möchte das Portal Arbeitgeber aktiv bei der Selbstdarstellung unterstützen. Eine Stellenbörse gibt es ebenfalls.

4. Glassdoor.de

Glassdoor existiert bereits seit 2007 und ist seit 2018 eine international tätige Tochterfirma der Recruits HR. Die Mission des Portals ist es, mehr Transparenz in die Arbeitswelt zu bringen. Insgesamt stellt Glassdoor mehr als 180 Millionen Bewertungen und Insights zu Unternehmen bereit. Zusätzlich gibt es rund 2,5 Millionen Arbeitgeber-Profile mit Informationen für Bewerber. Die Plattform ist vor allem für Jobsuchende relevant, die sich für eine Stelle in großen, international agierenden Konzernen interessieren.

5. Indeed.com

Indeed gehört wie Glassdoor zu Recruits HR-Familie und ist eigentlich eine Metasuchmaschine für Stellenausschreibungen. Seit einiger Zeit können Arbeitnehmer hier aber auch ihre Chefs bewerten, mit bis zu 5 Sternen in verschiedenen Kategorien vom Gehalt bis zur Jobsicherheit. Anders als auf anderen Portalen können Arbeitgeber die Bewertungen nicht kommentieren.

Arbeitgeberbewertungsportale – welche Vorteile bieten Sie?

Arbeitgeberbewertungsportale schaffen mehr Transparenz, bieten persönliche Einsichten in verschiedene Unternehmen, erlauben aber auch den Arbeitgebern, an ihrer Selbstdarstellung zu arbeiten. Die Internet-Portale weisen also eine ganze Reihe von Vorteilen auf:

  • Für Bewerber: Bewerber können sich vorab genauer über einen Arbeitgeber informieren und erhalten wertvolle Einblicke in die Unternehmenskultur sowie das Arbeitsklima.
  • Für Mitarbeitende: Arbeitnehmer können sachliche Kritik an ihren Arbeitgebern äußern. Auf diese Weise schaffen sie mehr Transparenz. Das ehrliche Feedback führt eventuell zu einem Umdenken der Unternehmen und zu verbesserten Arbeitsbedingungen. Zufriedene Arbeitnehmer können ihre Chefs natürlich auch loben und dem Unternehmen so zu mehr Ansehen verhelfen.
  • Für Unternehmen: Unternehmen bieten die Bewertungsportale die Möglichkeit zum Reputationsmanagement. Mit einem Unternehmensprofil können Arbeitgeber Employer Branding betreiben. Die meisten Plattformen bieten Arbeitgebern zudem die Möglichkeit, auf Bewertungen zu antworten. Wer dabei sachlich bleibt und konstruktive Lösungen anbietet, kann damit durchaus bei Bewerbern punkten. Das zeigt unter anderem eine Befragung der Wirtschaftsuni Wien und der FH Krems. Demnach stehen 42 Prozent der Befragten zwar zunächst auf der Seite der Bewertenden. Antwortet der Arbeitgeber überzeugend auf negative Kritik, sind allerdings mehr als drei Viertel bereit, ihre Meinung zu ändern. Zusätzlich erhalten Unternehmen durch die Bewertungen wichtiges Feedback und können besser einschätzen, wie sie von ihren Mitarbeitenden wahrgenommen werden.

Arbeitgeber bewerten: Nachteile und Risiken

Obwohl die Bewertungen anonym bleiben, bergen sie ein gewisses Risiko. Je mehr Details die Bewertenden über sich preisgeben, umso leichter lassen sie sich identifizieren. Eine im Frust geschriebene Bewertung kann so eventuell zur Kündigung führen. Unsachliche negative Kritik kann auch bei der Jobsuche negativ auf den Bewertenden zurückfallen.

Möchten Sie Ihren Arbeitgeber bewerten, bleiben Sie daher sachlich und konstruktiv. Bedenken Sie, dass Sie den Lesern gegenüber eine Verantwortung haben, den Arbeitsplatz möglichst realistisch darzustellen. Von Übertreibungen sollten Sie daher absehen – im Negativen wie im Positiven.

Arbeitgeberbewertungsportale: Wie glaubwürdig sind die Kritiken?

Bleibt die Frage, wie glaubwürdig die Bewertungen auf den Portalen eigentlich sind. Manche Unternehmen erliegen der Versuchung, gefälschte positive Bewertungen veröffentlichen zu lassen. Entweder legen sie zu diesem Zweck falsche Mitarbeiter-Accounts an oder versprechen ihren Angestellten eine Belohnung für positive Kommentare. Auf der anderen Seite stehen frustrierte Ex-Mitarbeiter, die versuchen, durch negative Bewertungen Rache an ihrem Chef zu üben.

Ein wenig Skepsis ist bei der Durchsicht der Bewertungen angebracht. Wie die erwähnte Umfrage der österreichischen Forscher zeigt, halten die Befragten ausgewogene Bewertungen insgesamt für glaubwürdiger als extreme Kritik oder überschwängliches Lob.

Fazit: Der richtige Umgang mit Arbeitgeberbewertungsportalen

Arbeitgeberbewertungsportale stellen heute einen wichtigen Baustein im Recruiting-Prozess dar. Bewerber können die Portale nutzen, um sich genauer über ihr Wunschunternehmen zu informieren. Dabei empfiehlt es sich, stets mehrere Bewertungen durchzulesen und auch einen Blick auf die Antworten der Konzerne zu werfen. Wie sachlich reagieren die Arbeitgeber auf Kritik? Gehen sie auf konstruktive Lösungsvorschläge ein oder schlagen gar selbst Änderungen vor?

Für Unternehmen sind die Portale ein bedeutendes Instrument zur Selbstdarstellung. Ein gut gepflegtes und aktuelles Profil sowie ein offener, sachlicher Umgang mit Kritik helfen dabei, sich Fachkräften als attraktiver Arbeitgeber vorzustellen.

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