Internet in Deutschland

Digitalisierung steht für weit mehr als nur den Anschluss ans Internet. Der Begriff bezeichnet die Umwandlung analoger in digitale Formate. Spricht man von der Digitalisierung der Gesellschaft, ist damit also auch gemeint, wie viele Verwaltungsaufgaben sich über das Internet erledigen lassen oder welche Arbeitsabläufe in der Wirtschaft auf digitalem Wege bewältigt werden.

Wie ist Deutschland in Sachen Digitalisierung aufgestellt? Hier finden Sie eine Bestandsaufnahme.

Digitalisierung: Deutschland hinkt hinterher

Häufig ist zu hören, dass Deutschland anderen Ländern in der Digitalisierung hinterherhinkt. Ist das tatsächlich der Fall? Mehrere Studien lassen diesen Schluss zu. So zeigt zum Beispiel der IMD Digital Competitiveness Index 2021, dass Deutschland im internationalen Vergleich nur noch Platz 18 erreicht. Im Jahr 2016 stand die Bundesrepublik noch auf Platz 16.

Selbst die EU-Kommission hat den schleppenden Glasfaserausbau in Deutschland kritisiert. Aktuell sind hierzulande 19 Prozent aller Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen. Damit liegt Deutschland weit unter dem EU-Durchschnitt von 56 Prozent. Ein Problem, denn bis 20230 sollen alle Haushalte in der EU mit Glasfaseranschlüssen versorgt sein.

Breitbandausbau auf dem Land schreitet voran

Wie ist es allgemein um den Breitbandausbau in Deutschland bestellt? Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel lautet, bis zum Jahr 2025 eine flächendeckende Breitbandversorgung mit mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung zu stellen.

Laut Breitbandatlas sind in den meisten Bundesländern zwischen 75 und 95 Prozent aller Haushalte ans Breitbandnetz angeschlossen. In NRW, Hessen, Bayern und Berlin sind es sogar zwischen 95 und 100 Prozent. Vor allem in den ländlichen Bereichen hat sich die Breitbandversorgung in den vergangenen Jahren verbessert. Im Jahr 2021 hatten hier 95,1 Prozent der Haushalte Zugang zum schnellen Internet.

Es besteht allerdings weiterhin die Herausforderung, dass der Breitbandausbau in ländlichen Gebieten recht teuer und damit für Internetanbieter unattraktiv ist. Das Bundesförderprogramm Breitband soll Abhilfe schaffen. Es soll unter anderem Breitbandhausanschlüsse in Gebieten fördern, in denen der Ausbau nicht wirtschaftlich ist.

Mobiles Internet: 5G-Abdeckung liegt bei fast 85 Prozent

Auch beim Ausbau des mobilen Internets hat Deutschland in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht. Laut Bundesnetzagentur liegt die Netzabdeckung für 2G bei 99,68 Prozent, für LTE bei 96,99 Prozent und für das schnelle 5G-Netz bei 84,89 Prozent.

Funklöcher bestehen demnach nur noch auf 0,31 Prozent der bundesdeutschen Fläche.

Corona-Pandemie hat Digitalisierung vorangetrieben

Der Grad der Digitalisierung in Deutschland steigt ebenfalls. Wie der D21 Digital Index zeigt, waren 2021/22 rund 91 Prozent der Deutschen online, vor allem über das Smartphone. Gegenüber 2019/2020 entspricht das einem Plus von fünf Prozentpunkten.

Die Corona-Pandemie hat derweil die Digitalisierung in der Wirtschaft vorangetrieben. Eine Umfrage der DZB Bank zeigt: Im Jahr 2020 stiegen die Investitionen in digitale Technologien und Künstliche Intelligenz (KI) um 37 Prozent.

Was bremst die Digitalisierung in Deutschland aus?

Woran liegt es nun, dass die Digitalisierung in Deutschland trotz dieser Fortschritte nicht mit anderen Ländern mithalten kann? Einige Gründe:

  1. Mangelnde Risikofreudigkeit: In Deutschland gibt es ein nur mangelhaftes digitales Ökosystem mit wenig Risikokapital für junge Start-ups. Eine Ursache ist die mangelnde Risikobereitschaft der deutschen Bevölkerung und Unternehmen.
  2. Mangel an IT-Fachkräften: Bereits im Jahr 2021 fehlte es in Deutschland an 88.000 IT-Fachkräften. Um Abhilfe zu schaffen, braucht es eine bessere IT-Ausstattung an Schulen, Berufsschulen und Hochschulen sowie eine stärkere Förderung der sogenannten MINT-Fächer.
  3. Zu geringe Investitionen: In Deutschland werden pro Jahr rund 200 Milliarden Euro in die Digitalisierung investiert. Im internationalen Vergleich ist das wenig. Unternehmen in den USA stecken etwa zwei Billionen Euro pro Jahr in Digitalisierungsprozesse.
  4. Verwaltung als Bremse für den digitalen Wandel: Dem Onlinezugangsgesetz (OZG) von 2017 zufolge hätte die Verwaltung von Bund und Kommunen bis zum Jahr 2022 vollständig digitalisiert sein sollen. Von den 575 im Gesetz genannten Leistungen wurden jedoch nur 105 fristgerecht digitalisiert.

Ausblick: Weitere Investitionen in Digitalisierung nötig

Obwohl die Corona-Pandemie als Katalysator für die Digitalisierung gewirkt hat, hat Deutschland weiter an digitaler Wettbewerbsfähigkeit verloren. Zu diesem Ergebnis kommt der Digital Riser Report 2021. Gut 37 Prozent der deutschen Unternehmen planten zudem, schon 2022 ihre Investitionen in die Digitalisierung wieder zurückzufahren.

Investitionen in die digitale Infrastruktur sind allerdings nötig, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Denn die Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber für Produktivität, unternehmerische Innovationen und das Wirtschaftswachstum.

Urheber des Titelbildes: bartusp/ 123RF Standard-Bild